FRANKFURT/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die Chemie-Industrie geht auf Kritiker zu, die vor möglicherweise gefährlichen Chemikalien in Spielzeug, Nahrung oder Kosmetika warnen. Die Branche will die Umsetzung der Chemikalienverordnung REACH verbessern. Unternehmen würden die jeweiligen Dossiers mit einem freiwilligen mehrjährigen Aktionsplan überprüfen und "falls notwendig an die heutigen Anforderungen anpassen", teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Der am Mittwoch in Brüssel vorgestellte europaweite Plan werde in Kooperation mit der Europäischen Chemikalienagentur ECHA umgesetzt.
Chemie-Firmen müssen belegen, dass ihre Stoffe sicher sind. Die Branche hat mit dem Mammutprojekt REACH seit 2007 die verschiedenen Vorschriften in der EU zusammengeführt. Mehr als 95 000 Dossiers für rund 22 000 Stoffe wie Pigmente, Lösungsmittel oder Arzneien wurden laut VCI mit Milliardenausgaben angefertigt. REACH verpflichtet Firmen, alle in Europa hergestellten oder nach Europa importierten Stoffe bei größeren Mengen bei der ECHA zu registrieren. Wenn die Behörde keine Gefahren sieht, gibt sie grünes Licht für den Einsatz.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung und das Umweltbundesamt hatten aber die Qualität der Dossiers bemängelt. Jüngst kritisierte die Umweltorganisation BUND, es würden Chemikalien als ordnungsgemäß registriert und in Alltagsprodukten eingesetzt, obwohl Daten zu möglichen Gefahren fehlten. Auch würden Verstöße kaum sanktioniert. Der VCI hatte diese Kritik auch an Branchenriesen zurückgewiesen.
"Die Branche trägt das Ziel der Verordnung uneingeschränkt mit, ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sicherzustellen", erklärte nun VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Der neue Aktionsplan leiste dazu einen wichtigen Beitrag.
Zuletzt hatte auch die ECHA Handlungsbedarf bei der Regulierung festgestellt, aber sich gegen den Vorwurf eigener Versäumnisse gewehrt. Sie will nun die REACH-Dokumente häufiger kontrollieren./als/DP/men
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