Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Deutschland wird das eigene Ziel beim Kampf gegen die Erderwärmung laut einer Studie noch viel deutlicher verfehlen als bisher angenommen. Nach den neuesten Berechnungen des Forschungsinstituts Agora Energiewende, in die Dow Jones Newswires Einblick hatte, wird die Bundesrepublik ihren Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid im Jahr 2020 nur um 30 bis 31 Prozent gegenüber 1990 senken können. Angepeilt und von der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) immer wieder bekräftigt sind aber 40 Prozent.
"Die Klimaschutzlücke ist deutlich größer als bislang gedacht. Die neue Bundesregierung wird daher kurzfristig nachlegen müssen, will sie zumindest noch in die Nähe des 2020-Klimaschutzziels kommen", mahnte Agora-Chef Patrick Graichen. Er forderte deshalb ein Sofortprogramm, wie es bereits 2014 beschlossen wurde.
Die Lücke von 10 Prozentpunkten ergibt sich Agora zufolge, wenn der bisherige Kurs fortgesetzt wird und die Politik keine schnell wirkenden Gegenmaßnahmen beschließt. Als Gründe für den höheren Ausstoß von CO2 haben die Klimaexperten das stärkere Wirtschaftswachstum, die durch Zuwanderung gewachsene Bevölkerung in Deutschland und die vergleichsweise günstigen Preise für Öl- und Kraftstoffe.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass zwar ohne weitere Schritte eine Lücke zum 40-Prozent-Ziel besteht, diese aber kleiner ist als von Agora berechnet.
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September 07, 2017 03:30 ET (07:30 GMT)
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