Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Eine stärkere Nutzung von US-Freihandelszonen durch chinesische Exporteure könnte die Auswirkungen des Handelsstreits USA-China nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) mildern. In einem Aufsatz ihres aktuellen Wirtschaftsberichts schätzt die EZB, dass diese Zonen den bilateralen Zoll der Länder um 0,7 Prozentpunkte verringert haben. Theoretisch möglich wären 4,5 Prozentpunkte. Der Handelsstreit hat den bilateralen Einfuhrzoll laut EZB bisher um 14,2 Punkte steigen lassen.
In Freihandelszonen eingeführte Waren können ganz oder teilweise von der Einfuhrsteuern oder anderen Gebühren befreit werden. Unternehmen müssen nicht auf jedes einzelne eingeführte Gut Zoll zahlen, sondern zahlen nur auf den im Ausland geschaffenen Wertschöpfungsanteil am Gesamtprodukt.
Alternativ können sie die eingeführten Güter außerdem verarbeiten und das Endprodukt ausführen, ohne in den USA überhaupt Einfuhrzoll zu zahlen. Eine große kostensenkende Wirkung entfalten solche Regelungen im Zusammenhang mit globalen Lieferketten, bei denen Güter eine oder mehrere Grenzen oft wiederholt überqueren.
In den USA laufen laut EZB 38 Prozent aller Einfuhren über Freihandelszonen. Aber Importe mit echtem "Auslandsstatus", die diese Vorzugsbehandlung erfahren, stehen nur für 14 Prozent aller Einfuhren. Rund die Hälfte davon gelangt als Endprodukt tatsächlich in die USA - vor allem Elektronikerzeugnisse, Maschinen und Transportgüter. In den Freihandelszonen sind viele ausländische Autohersteller angesiedelt. Die andere Hälfte der Güter wird verarbeitet und wieder ausgeführt.
Im aktuellen Handelsstreit USA-China sind rund 90 Prozent der chinesischen Vorleistungsgüter von höheren Einfuhrzöllen betroffen. Die EZB schätzt, dass der durchschnittliche Einfuhrzoll auf Vorleistungsgüter um 6 Prozentpunkte gestiegen ist und damit doppelt so stark wie der auf Konsumgüter. Die USA erheben höhere Zölle auf Vorleistungsgüter, während in anderen Wirtschaftsräumen Endprodukte stärker von Zöllen betroffen sind.
Das schafft laut EZB einen Anreiz stärker Freihandelszonen zu nutzen, und dies könne den Zoll um 0,6 Punkte gesenkt haben. "Unter der Annahme, dass alle chinesischen Vorleistungsgüter durch Freihandelszonen geleitet werden, könnte das den bilateralen Zoll um 4,5 Punkte senken", kalkuliert die EZB.
In China sind über Freihandelszonen eingeführte Güter zwar nicht von Einfuhrzöllen befreit, laut EZB ist das aber wiederholt geprüft worden und könnte sich ändern. Motivation könnte sein, für mehr Wachstum in den Freihandelszonen zu sorgen und damit die Folgen des Handelsstreits zu mildern.
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February 05, 2020 04:00 ET (09:00 GMT)
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