Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hält trotz etwas besserer Erwartungen hinsichtlich Wachstum und Inflation eine akkommodierende Geldpolitik weiterhin für erforderlich und sieht die Risiken für den Wachstumsausblick nach unten gerichtet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte in ihrem vom Rat formulierten einleitenden Bemerkungen, in Anbetracht der verhaltenen Inflationsaussichten sei eine weiterhin äußerst akkommodierende Geldpolitik für einen längeren Zeitraum notwendig.
Der Rat werde die Inflationsentwicklung und die Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen für die Konjunktur genau beobachten und sei bereit, alle seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Teuerungsrate auf nachhaltige Weise seinem Ziel annähere.
Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von unter, aber nahe 2 Prozent an. Ausweislich ihrer im Dezember veröffentlichten Projektionen rechnet sie für die Jahre 2020 bis 2022 mit Inflationsraten von 1,1, 1,4 und 1,6 Prozent. Im Dezember lag die Teuerungsrate bei 1,3 Prozent. Für die nächsten Monate erwartet die EZB eine Inflation auf dem aktuellen Niveau.
Bezüglich der Konjunktur verwies Lagarde darauf, dass die aktuellen Wirtschaftsdaten und Umfrageergebnisse insgesamt weiterhin schwach seien, aber auf eine gewisse Stabilisierung hindeuteten. Der Dienstleistungssektor und das Baugewerbe zeigten sich nach wie vor widerstandsfähig. Die Risiken für den Wachstumsausblick sind laut EZB weiterhin nach unten gerichtet, haben sich aber wegen geringerer Unsicherheiten für den Außenhandel etwas abgeschwächt.
Zuvor hatte das Gremium beschlossen, die Geldpolitik unverändert zu lassen. Nach Mitteilung der EZB bleiben sowohl die Leitzinsen als auch das Nettowertpapierkaufvolumen (monatlich 20 Milliarden Euro) sowie die sie betreffende Forward Guidance konstant. Der Hauptfinanzierungssatz beträgt 0,00 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz 0,25 Prozent und der Bankeinlagensatz minus 0,50 Prozent.
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January 23, 2020 08:46 ET (13:46 GMT)
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