BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Maschinenbauer haben die Bundesregierung angesichts ihrer Fokussierung auf Elektromobilität zu mehr Anstrengungen beim Ausbau der Wasserstoff-Technologie aufgefordert. Zum Erreichen der Klimaziele sei Deutschland auf alternative Energieträger angewiesen.
"Globaler Klimaschutz ist ohne Wasserstoff und daraus hergestellte chemische Energieträger nicht möglich; nicht zuletzt weil Deutschland als Energieimporteur auch auf Lieferungen 'grüner' Energie aus dem Ausland angewiesen ist", sagte Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
Die Bundesregierung will sich am Dienstag mit Wasserstoffexperten und Anwendern zu Fachgesprächen treffen. Noch in diesem Jahr soll eine Wasserstoffstrategie verabschiedet werden. Laut Bundesregierung wird Wasserstoff als Energieträger in Zukunft eine Schlüsselfunktion einnehmen. Die Beherrschung der notwendigen Technologien birgt laut Regierung "gleichzeitig große industrie-, energie- und klimapolitische Potenziale". Diese Potenziale will die Regierung mit der nationalen Wasserstoffstrategie erschließen.
Die Branche sieht in der Nutzung von Wasserstoff große Chancen für die deutsche Industrie. "Als Anbieter und Exporteur von Technologien und Anlagen können gerade mittelständische Unternehmen erheblich von einem internationalen Markthochlauf profitieren und ihre Wettbewerbsposition stärken", so der VDMA.
Dabei sei die Herstellung von Wasserstoff bereits heute im großen Stil machbar. Mit Power-to-X-Technologien kann dabei Strom in Gas oder flüssige Kraftstoffe verwandelt werden. "Power-to-X als Technologie zur Herstellung von Wasserstoff und Wasserstoffderivaten ist bereit für den Schritt aus dem Labor in die Realität", sagt Peter Müller-Baum, Geschäftsführer der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications. Diese Projekte müssen nun im industriellen Maßstab realisiert werden, um die Vorreiterrolle der heimischen Technologieanbieter zu festigen, so der VDMA.
Auch müssten faire Marktbedingungen geschaffen werden, denn aktuell würde die Technologie im Vergleich zu anderen Klimaschutz-Optionen noch durch Steuern und Abgaben benachteiligt. Außerdem fordert der VDMA einen Anteil von 20 Prozent erneuerbarer Energie im Verkehr bis 2030.
In der Mobilitätswende setzt die Bundesregierung allerdings aktuell schwerpunktmäßig auf die finanzielle Förderung von Elektromobilität. Bis 2030 sollen nach Zielen der Bundesregierung zwischen 7 bis 10 Millionen E-Fahrzeuge zugelassen werden. Dafür sind laut Schätzungen der Automobilindustrie bis 2030 etwa eine Million öffentliche Ladepunkte nötig. Aktuell gibt es in Deutschland rund 20.000 öffentliche Ladepunkte.
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November 04, 2019 09:02 ET (14:02 GMT)
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