NEW YORK (dpa-AFX) - Tiefrote Zahlen, ein geplatzter Börsengang und
eine Milliarde für den gescheiterten Chef: Das Fiasko des
Büroraum-Anbieters WeWork ist zum Inbegriff des irrationalen
Überschwangs rund um maßlos überbewertete US-Start-ups geworden. Nun
übernimmt der Großaktionär Softbank
Das beschert ausgerechnet dem umstrittenen WeWork-Mitgründer und Ex-Chef Adam Neumann - der als Hauptverantwortlicher der Misere gilt
- einen warmen Geldregen. Der 40 Jahre alte Milliardär, der beim
Niedergang von WeWork vor allem durch Berichte über Marihuana-Konsum und exzessive Tequila-Partys Schlagzeilen machte, erhält eine großzügige Abfindung. Der Ärger darüber ist groß, besonders bei den vielen WeWork-Mitarbeitern, die jetzt um ihre Jobs bangen müssen.
Softbank pumpt weitere 9,5 Milliarden Dollar (8,5 Mrd Euro) über neue Kredite und den Kauf von Anteilen in das verlustträchtige und viel Geld verbrennende Unternehmen. Sobald die diversen Finanztransaktionen wie neue Kredite über fünf Milliarden Euro und der Anteilsankauf von Altaktionären abgeschlossen sind, wird der japanische Tech-Investor 80 Prozent an WeWork halten. Dies teilten die Unternehmen am Mittwoch in New York und Tokio mit.
Für Neumann dürfte die Übernahme wohl mit einem goldenen Handschlag versehen sein. Nach Informationen des Finanznachrichtendienstes Bloomberg darf er im Zuge des Deals Anteile für bis zu eine Milliarde Dollar an Softbank verkaufen, bekommt zudem einen millionenschweren Kredit und Beratergebühren in dreistelliger Millionenhöhe. Insgesamt könnten ihm rund 1,2 Milliarden Dollar zufließen. Ausgerechnet Neumann, dessen Deals einer der Gründe waren, die Anlegern den Appetit auf WeWorks Börsengang verdarben, profitiert also kräftig.
Die Empörung darüber ist enorm. "Ihr wollt mich wohl veralbern",
heißt es in WeWorks Mitarbeiter-Chats, aus denen Bloomberg zitiert.
Im Hauptquartier in New York sei die Stimmung mies, Dutzende
Angestellte machten ihrem Ärger in den internen Slack
Softbank und sein mit saudi-arabischen Geldern gestützter Fonds Vision Funds haben bereits neun Milliarden Dollar in WeWork investiert und halten den IPO-Unterlagen zufolge 29 Prozent an dem Unternehmen. Im Rahmen der neuen Geldspritze aus Japan wird WeWork auf acht Milliarden Dollar taxiert und kommt damit nur noch auf einen Bruchteil dessen, was das Unternehmen Anfang des Jahres wert war. Laut US-Medien zählte das im Januar mit einer Bewertung von 47 Milliarden Dollar zu den wertvollsten Start-ups der Welt.
Die ambitionierten Börsenpläne Neumanns wurden im September erst verschoben und scheiterten dann an der Skepsis großer Anleger. Diese sahen den Unternehmenswert aufgrund der hohen Verluste skeptisch. In der ersten Jahreshälfte verbrannte WeWork rund 900 Millionen Dollar. Bislang hat das Unternehmen keinerlei Gewinn erwirtschaftet. WeWork ist darauf spezialisiert, anderen Unternehmen langfristig angemietete Immobilien etwa als Büros zur Verfügung zu stellen. Der Konzern hat mittlerweile mehrere hundert Bürostandorte in vielen Ländern und gilt als einer der größten Mieter etwa in Manhattan.
Inzwischen ist WeWork laut Bloomberg-Daten mit künftig zu zahlenden
Mieten in Höhe von insgesamt rund 47 Milliarden Dollar konfrontiert.
Gegen Ende des Jahres wären die Kassen ohne das neue Geld aus Japan
wohl leer gewesen. WeWork trat auch daher bereits auf die
Kostenbremse. So wurde bereits der Abbau von 2000 Stellen
angekündigt. Das ist rund ein Sechstel der Mitarbeiterzahl. Für die
Softbank-Aktionäre ist der Niedergang WeWorks keine gute Nachricht.
Der Kurs des Konzerns, der unter anderem auch bei Wirecard
ISIN NL0000235190 US0970231058
AXC0215 2019-10-23/16:09