LEVERKUSEN (Dow Jones)--Während Bayer im Glyphosat-Streit nach einer außergerichtlichen Lösung mit den Anwälten sucht, ist die Zahl der Schadensersatzklagen im zurückliegenden Quartal um weitere 5.900 gestiegen. Inzwischen machen 48.600 Menschen den Unkrautvernichter Roundup für ihre Krebserkrankung verantwortlich und verlangen Entschädigung, teilte Bayer am Donnerstag mit.
Bayer erklärte, die seit dem vergangenen Jahr laufenden Vergleichsverhandlungen kämen voran, zugleich würden aber auch die Berufungsverfahren entschieden weiterverfolgt. Ein Vergleich sei davon abhängig, ob es gelinge, zu vernünftigen Bedingungen "eine umfassende Lösung für den gesamten Verfahrenskomplex" zu erreichen. Ansonsten zeigte sich Bayer-Vorstandschef Werner Baumann entschlossen, "die drei Berufungsverfahren notfalls durch alle Instanzen" zu führen.
Investoren sehen in dem umstrittenen Unkrautvernichter derzeit das größte Risiko für den Konzern. Bayer hat erstinstanzlich drei Prozesse verloren, den vier Klägern wurden dabei insgesamt 191 Millionen Dollar zugesprochen. Der Konzern bestreitet, dass Roundup und der Wirkstoff Glyphosat krebserregend ist und ist deshalb in Berufung gegangen. Rückendeckung für seine Sicht bekam Bayer erst kürzlich von der US-Umweltbehörde EPA.
Mit einer gütlichen Einigung würde Bayer eine über Jahre laufende Prozesslawine vermeiden. Um ihr zustimmen zu können, bräuchte der Konzern weitgehende Sicherheit, dass es nicht zu einer erneuten Klagewelle kommen kann. Das abzusichern ist aber schwierig, weil Roundup unverändert im Handel bleiben soll.
Daneben ist vor knapp zwei Wochen ein weiteres Rechtsrisiko erkennbar geworden, das Bayer sich ebenfalls mit Monsanto eingekauft hat. Eine US-Jury verdonnerte Bayer und BASF zur Zahlung von 265 Millionnen Dollar an einen Pfirsichbauern, der die Vernichtung von Erne und Bäumen auf das Herbizid Dicamba zurückführte, das von benachbarten Feldern herüberwehte.
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February 27, 2020 01:30 ET (06:30 GMT)
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