Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnt vor
der unüberlegten Einführung von digitalem Zentralbankgeld. "Ich
halte nichts davon, immer gleich nach dem Staat zu rufen. In einer
Marktwirtschaft ist es zunächst an den Unternehmen, für
Kundenwünsche ein entsprechendes Angebot zu entwickeln", sagte er
dem "Handelsblatt" (Freitag). Weidmann reagierte damit auf die
Debatte, ob Zentralbanken wie die EZB auf Bitcoins oder die geplante
Facebook
Weidmann plädierte dafür, Vor- und Nachteile abzuwägen. "Erst mal geht es darum, die positiven und negativen Seiten von digitalem Zentralbankgeld zu verstehen. Dann kann entschieden werden, ob es gebraucht wird und sich die Risiken beherrschen lassen", sagte er.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte erklärt, die Entstehung von Digitalwährungen sei eine Herausforderung. Die Frage sei, ob Zentralbanken selbst Digitalwährungen ausgeben sollten, meinte sie im September. Lagarde will mit einer Strategieüberprüfung, die noch im Januar beginnen soll, jeden Stein bei der Notenbank umdrehen.
Weidmann setzt auf die Wirkung des Wettbewerbs unter Banken, wie er betonte. "Zum Beispiel ist die Initiative der Kreditwirtschaft, ein besseres europaweites Zahlungssystem anzubieten, auch deshalb entstanden, weil sich neue Wettbewerber abzeichneten." Banken müssten den Plänen von Facebook im Zahlungsverkehr mit eigenen Anstrengungen entgegentreten. "Dabei geht es vor allem um Schnelligkeit und einfache Handhabung, etwa per Fingerabdruck auf dem Smartphone, aber auch um niedrige Kosten und natürlich um Sicherheit."
Facebook hatte mit der Ankündigung seiner Digitalwährung bei Politikern und Notenbankern Unruhe ausgelöst. Libra soll zunächst vor allem für Geldüberweisungen über Ländergrenzen zum Einsatz kommen, mit der Zeit aber auch zum Bezahlen von Einkäufen. Die Idee ist, dass Libra mit etablierten Währungen wie Euro oder Dollar erworben werden kann./als/DP/nas
ISIN US30303M1027
AXC0153 2020-01-02/17:29