MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der deutsche Staat hat laut einer Studie des Allianz-Konzerns stark von der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) profitiert. Die Zinsersparnis für den Bund habe sich in den Jahren von 2008 bis 2018 auf 114 Milliarden Euro summiert, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Studie zum "Allianz Interest Income Calculator". Demnach konnte der deutsche Staat im Vergleich der übrigen Euroländer am meisten vom Zinsverfall profitieren.
Laut der Allianz-Studie liegt die Ursache für das gute Abschneiden des Bundeshaushaltes darin, dass die extrem niedrigen Zinsen mit einer Zurücknahme bei der Aufnahme neuer Schulden einherging. Die Allianz-Experten wiesen darauf hin, dass nicht alle Euroländer vom Zinsverfall profitieren konnten. "Steigende Schulden machten in einigen Ländern den Zinsverfall wieder zunichte", hieß es.
Während die deutschen Staatsfinanzen durch die Nullzinspolitik entlastet wurden, zeigte sich bei der Situation der privaten Haushalte ein völlig anderes Bild. Unter anderem wegen der vergleichsweise hohen Ersparnisse und einer eher geringen Verschuldung schlägt die Nullzinspolitik der EZB bei deutschen Haushalten besonders stark zu Buche. Beim Nettozinseinkommen (empfangene abzüglich geleistete Zinszahlungen) bezifferten die Allianz-Experten den Verlust für die deutschen Haushalte auf 123 Milliarden Euro.
"Dass sich Deutschland auf der Gewinnerseite wiederfindet, bedeutet nichts anderes, als dass Niedrigzinsen hierzulande vor allem ein Verteilungsproblem sind", sagte Allianz-Experte Arne Holzhausen, einer der Autoren der Studie. Er schlug vor, die Folgen der Niedrigzinspolitik für die privaten Haushalte abzumildern, in dem der Staat die Zinsersparnisse an die Bürgen weitergibt./jkr/jsl
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