BERLIN (Dow Jones)--Der konjunkturelle Tiefpunkt ist aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums durchschritten. Nach einem beispiellosen Einbruch im April geht es im Mai wieder aufwärts, wie aus dem Monatsbericht zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland hervorgeht. Demnach befindet sich die deutsche Wirtschaft "in einem spürbaren Aufholprozess", die Kapazitäten seien aber "noch stark unterausgelastet", teilte das Ressort mit.
Die Lockerungen von Infektionsschutzmaßnahmen im In- und Ausland ließen Nachfrage und Angebot wieder steigen. Die Industrie meldete für den Mai einen Produktionszuwachs von plus 10,3 Prozent gegenüber April. Im Bereich Kfz und Kfz-Teile erholte sich der Produktionsindex besonders stark. Laut Verband der Automobilindustrie (VDA) werden im Juni weitere Steigerungen verzeichnet, sowohl die Neuzulassungen (plus 18 Prozent) als auch die Produktion (plus 84 Prozent) legten gegenüber Mai zu.
Auch in Teilen des Dienstleistungssektors habe die Erholung eingesetzt. Der Einzelhandel (ohne Kfz) verzeichnete ein Plus von 13,9 Prozent. Der Aufholprozess der deutschen Wirtschaft sei zwar dynamisch, stehe aber erst am Anfang, betonte das Ministerium. Die Unterauslastung der Produktionskapazitäten sei noch hoch. Die Industrieproduktion befand sich im Mai erst bei etwa 75 Prozent des Niveaus vor der Corona-Krise, in der Kfz-Branche waren es nur knapp 50 Prozent.
Im Mai wurden die Warenexporte mit plus 11,6 Prozent zwar kräftig gesteigert. Die Ausfuhren zu wichtigen Handelspartnern wie den USA oder Großbritannien, die besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen sind, entwickeln sich aber schwächer als zu anderen Staaten wie China. Auch bei den Auftragseingängen aus dem Ausland gibt es Unterschiede. Während die Aufträge aus der Eurozone für eine Verbesserung sprechen, unterstreichen die sich nur schleppend erholenden Bestellungen aus dem Nicht-Euroraum das Risiko der weltwirtschaftlichen Lage für die deutsche Konjunktur.
Im Mai konnten sich die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen mit einem Anstieg von 7,7 Prozent gegenüber April von ihren kräftigen Rückgängen in den beiden Vormonaten etwas erholen. Das Niveau der Waren- und Dienstleistungsexporte liegt damit allerdings erst etwa bei 75 Prozent des Niveaus vor Beginn der Corona-Krise. Im Zweimonatsvergleich April/Mai ergab sich noch eine spürbare Abnahme von 24,0 Prozent.
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July 13, 2020 04:32 ET (08:32 GMT)
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