Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Im Maschinenbau sind neun von zehn Betrieben von den negativen Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Das ergab eine Blitzumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) unter seinen Mitgliedsfirmen. Das vom VDMA Anfang März prognostizierte Produktionsminus von 5 Prozent für das laufende Jahr lasse sich nicht mehr aufrechterhalten.
"Zunehmende Sorgen bereitet den Maschinenbaufirmen dabei die Nachfrageseite", erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Bereits Mitte April hätten gut drei Viertel der Befragten merkliche oder gravierende Auftragseinbußen beziehungsweise Stornierungen verbucht, Anfang Mai kletterte dieser Wert nochmals auf 85 Prozent nach oben, erläutere er.
Kaum Veränderung habe sich in den vergangenen sechs Wochen bei den Umsatzerwartungen im Maschinenbau gezeigt. Weiterhin erwarten knapp zwei Drittel der 724 befragten Unternehmen einen Umsatzrückgang von 10 bis 30 Prozent für das Jahr 2020, so der VDMA. Bei den großen Betrieben mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Euro zeigte man sich noch etwas skeptischer: Hier erwarten drei Viertel der Befragten Umsatzrückgänge in dieser Größenordnung.
Einen Hoffnungsschimmer zeichnete sich allerdings bei den Lieferketten ab, wo rund 60 Prozent der befragten Unternehmen leichte Entspannung vermeldeten. Mitte April hatte noch fast die Hälfte der Unternehmen angegeben, auf der Angebotsseite merklich oder gravierend beeinträchtigt zu sein.
Lichtblick China
"Viele Maschinenbauer melden, dass insbesondere die Schwierigkeiten bei Zulieferungen aus China nachlassen", sagt Wiechers. Erfreulich sei außerdem, dass sich die Einschätzung über die Entwicklungen in den nächsten drei Monaten sowohl nachfrage- als auch angebotsseitig etwas aufgehellt habe. Mitte April hätten noch 43 Prozent der Unternehmen eine Verschärfung der Auftragslage erwartet. Anfang Mai gingen nur noch gut 30 Prozent der Unternehmen von einer Zunahme der nachfrageseitigen Störungen aus. Knapp die Hälfte der Unternehmen erwartet inzwischen eine gleichbleibend angespannte Situation für die nächsten drei Monate, so der VDMA.
Problematisch für die Unternehmen seien hingegen die bestehenden Reise- und Aufenthaltsbeschränkungen. Mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Aufenthaltsgenehmigungen nicht erteilt oder ihren Mitarbeitern kein Zutritt zum Werksgelände ihrer Kunden gewährt werde. Außerdem verzögern oder verweigern 62 Prozent der Kunden die Abnahme gelieferter Maschinen, 43 Prozent der Maschinenbauer geben Liquiditätsengpässe an, so der VDMA. Jeweils fast ein Drittel der Unternehmen sehen zudem Erschwernisse in der Transport- und Logistikabwicklung oder durch Gesundheits- und Hygieneauflagen.
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May 11, 2020 05:47 ET (09:47 GMT)
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