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Experten kontern Scheuer und RKI bei Sicherheit in Flugzeugen

Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Während Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verpflichtende Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten einführen will, sind die Vorgaben für Flugzeuge erstaunlich lax. Die Maschinen werden voll besetzt, die Passagiere sitzen eng an eng, auch auf den mittleren Plätzen. Auf die Frage, wie das eine mit dem anderen zusammengeht, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Montag: Für den Bereich der Flugzeuge und der Sitzanordnung liege die Verantwortung beim Verkehrsministerium.

Dort hat Minister Andreas Scheuer (CSU) bereits am vergangenen Donnerstag beim Aviation Summit klargestellt: Ein Freihalten der mittleren Plätze an Bord sei "nicht notwendig". Er verwies dabei auf Gespräche mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und der Industrie: "Das ist eine Diskussion gewesen, die wir wissenschaftlich aufgeklärt haben und gesagt haben, es ist nicht notwendig in der Situation des Flugzeugs und der Flugzeugkabine." Erst vor kurzem hatte der Staat ein 9-Milliarden-Rettungspaket samt Minderheitsbeteiligung für die Lufthansa geschnürt.

RKI-Chef Wieler sieht Ansteckungswahrscheinlichkeit als "nicht so hoch" 

Und das RKI? Behördenchef Lothar Wieler beklagte zwar am Dienstag, dass sich nicht mehr ausreichend Menschen an die Hygiene- und Abstandsregeln hielten. In den normalen Linienflugzeugen herrsche aber "eine gute Lüftung", so Wieler. "Insofern ist die Reise in dem Flugzeug noch ein Ort, wo die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ansteckt, nicht so hoch ist." Nur sehr wenige der Covid-19-Fälle in Deutschland hingen damit zusammen. Auf die Frage von Dow Jones, ob der mittlere Platz im Flugzeug freigehalten werden solle, hatte eine RKI-Sprecherin zuvor erklärt, das Institut gebe "generell keine Empfehlungen für einzelne Settings".

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO empfiehlt den Airlines aber, nach Möglichkeit Plätze vorzusehen, um Abstände zwischen den Passagieren einzuhalten. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit EASA betont in ihrem am 30. Juni aktualisierten Sicherheitsprotokoll, dies könne etwa erreicht werden, indem die Abstände zwischen den Sitzen vergrößert werden, einzelne Plätze oder ganze Sitzreihen frei bleiben. Die Hinweise haben zwar nur den Status von Empfehlungen, nicht von Anweisungen.

Dennoch hält der Kabinenluft-Experte Dieter Scholz die Maßnahmen für notwendig. Der Professor für Flugzeugentwurf, Flugzeugsysteme und Flugmechanik an der HAW Hamburg nennt Scheuers Behauptungen "Falschaussagen" und "haarsträubend". Und das RKI sei hinsichtlich der Klimaanlage in Passagierflugzeugen gar nicht qualifiziert, moniert Scholz. Die Behörde Aussagen übernehme der Flugzeughersteller und der Luftfahrtlobby "kritiklos". Der Technikexperte wirft der Branche schon länger vor, die Gefährlichkeit einer Covid-19-Ansteckung an Bord herunterzuspielen. "Ein Fluggast ist auf keinem Platz im Flugzeug sicher", ist er überzeugt.

US-Forscher: Ansteckungsgefahr höher als in Gebäuden 

Ihm pflichtet der Maschinenbau-Experte an der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana, Qingyan Yan Chen, bei. In Simulationen hatte sein Team nicht nur die Verbreitung von Partikeln an Bord untersucht, sondern auch das Risiko einer Ansteckung von Fluggästen mit dem SARS-Virus, welches dem SARS-CoV-2 ähnelt. Chen schlussfolgert, "dass man im gleichen Zeitraum in einem Flugzeug eine deutlich höhere Viren-Dosis als in einem Gebäude einatmen würde".

Die Branche selbst verweist auf sogenannte "High Efficiency Particulate Air Filter", sogenannte Hepa-Filter, die in die Klimaanlage eingebaut seien. Der Hersteller wirbt damit, 99,99% der Partikel bis zu einer Größe von 0,3 Mikrometer abzufangen. RKI-Chef Wieler betonte, damit würden beispielsweise auch Viren herausgefiltert. Lufthansa-Vorständin Christina Foerster warb im Spiegel bereits Mitte Juni dafür: Hepa-Filter würden auch im Operationssaal verwendet und dort praktisch keimfreie Luft garantieren.

So erklärte der Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft (BDL) auf seiner Webseite "Luftverkehr unter dem Druck der Corona-Pandemie", die bis zum 15. Juni aktiv war: "Das Risiko, sich während einer Flugreise mit dem Virus anzustecken, ist extrem gering. Das bestätigen auch das Robert-Koch-Institut (RKI) und europäische Partnerbehörden."

Luftfahrt-Lobby löscht Zitat des RKI 

RKI-Chef Wieler sagte auf der Pressekonferenz auch, dass es noch nicht sehr viele Informationen darüber gebe. Wegen der nur vereinzelten Hinweise in der wissenschaftlichen Literatur sei eine abschließende Bewertung derzeit nicht möglich, erklärte das Institut Dow Jones Newswires schriftlich.

Beispielsweise fand die International Air Transport Association IATA in einer Umfrage unter 18 Fluglinien zwischen Januar bis März drei Fälle einer Ansteckung an Bord - alle von Passagieren auf Crewmitglieder. In vier weiteren Fällen sei das Virus offenbar von einem Piloten auf den anderen übertragen worden. In einem Preprint hat der Luftfahrt-Statistikexperte Arnold Barnett vom Massachusetts Institute of Technology berechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Covid-19-Erkrankter einen anderen Fluggast in einer vollbesetzten Maschine ansteckt, in den USA derzeit bei 1 zu 7.000 liegt. Bleibt der mittlere Sitz frei, sinke das Risiko auf 1 zu 14.000.

Fakt ist: Das irrtümliche Zitat des Instituts, wonach das Ansteckungsrisiko "extrem gering" sei, verschwand später von der Webseite des BDL, wie Seitenansichten des Internetarchivs und von Scholz gespeicherte Permalinks zeigen. Der Verband beteuert, man habe "zu keinem Zeitpunkt das RKI mit fälschlichen Aussagen zitiert". Auch sei die Seite "nicht gelöscht, sondern hat schlicht eine andere URL", erklärte der Kommunikationsleiter Ivo Rzegotta gegenüber Dow Jones Newswires. Sie hat nun einen neuen Titel: "Luftverkehr in Zeiten der Corona-Pandemie". Dennoch habe der BDL von der älteren Version der Seite "nichts zurückzunehmen".

Einige Änderungen hatte Hochschullehrer Scholz nach eigener Aussage angeregt. "Aber auch die neue Seite enthielt Falschaussagen." Beispielsweise habe es zeitweise auf der BDL-Webseite geheißen, der Luftstrom im Flugzeug fließe vertikal von oben nach unten, nicht horizontal. "Wenn ein Erkrankter an Bord ist, dann atmet, hustet und niest er", erklärt Scholz. Die vom Erkrankten ausgehende Virenwolke dehne sich aus und die Aerosole fallen nicht sofort nach unten, so Scholz. "Sie können folglich auch den Sitznachbarn erreichen."

Scheuer und der "Klimavorhang" 

Zwar hat der Verband seine Angaben zum Oben-Unten-Luftfluss inzwischen angepasst. Doch in der vergangenen Woche griff Verkehrsminister Scheuer die Idee erneut auf. Es gebe an Bord einen "Klimavorhang, da wird die Luft innerhalb von wenigen Minuten komplett ausgetauscht durch diese modernen Anlagen", so der CSU-Politiker. Auf eine Nachfrage von Dow Jones News, wie die Forschungen von Scholz zu bewerten seien, reagierte das Verkehrsministerium nicht. Eine Sprecherin bekräftigte indes erneut, dass "insbesondere die flugzeugspezifische Belüftung… gewährleistet, dass das Risiko einer Infektionsübertragung minimiert wird". Dazu gehörten eine hohe Frischluftquote, die Filterung durch Hochleistungsfilter und die vertikale Zirkulation.

Den Luftaustausch als einzigen Wert zu berücksichtigen, sei "komplett irreführend", sagt der US-Maschinenbau-Experte Qingyan Yan Chen. Wichtig für eine Ansteckung sei vielmehr die Dosis - und die berechne sich aus den Faktoren Zeit, Virenkonzentration und Atmungsintensität. An Bord sei die Dauer einer möglichen Exposition erstens länger, die Belüftungsrate zweitens niedriger als in normalen Gebäuden und drittens atmeten Menschen wegen des niedrigen Luftdrucks auch häufiger, so Chen. Er empfiehlt daher, "wenn nicht medizinische Masken wie N95 oder KN95 getragen werden, sollten die mittleren Plätze im Flugzeug freigelassen werden, um das Risiko einer Infektion mit Covid-19 zu verringern".

Mitarbeit: Andrea Thomas

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com

DJG/pso/jhe

(END) Dow Jones Newswires

July 28, 2020 07:17 ET (11:17 GMT)

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