Wie sich die Deutsche Uhrmacherkunst mit handwerklicher Präzision gegen die Schweizer Uhrenindustrie behauptet.
Das kleine Städtchen Glashütte mit seinen knapp 7.000 Einwohnern liegt im östlichen Osterzgebirge im Müglitztal, zwischen Wäldern und Hügeln, zwei Stunden südlich von Berlin und nahe Dresden. Seine Berühmtheit erlangte die einstige Bergbaustadt durch den Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange, der sich als erster Uhrmachermeister in Glashütte niederließ.
Ferdinand Adolph Lange, der in Dresden geboren wurde, ging nach seiner Uhrmacherlehre auf Wanderschaft durch Frankreich und die Schweiz und sammelte Ideen zur Uhrenherstellung, vor allem in Tal der Uhrmacher, dem Vallée de Joux, in der Schweiz. Wieder zurückgekehrt wurde er Teilhaber des Betriebs seines Lehrherrn Gutkaes, der die berühmte digitale Fünf-Minuten-Uhr für die Dresdner Semperoper baute, und heiratete dessen Tochter.
Da die wirtschaftliche Lage im Erzgebirge zu dieser Zeit problematisch war und die Silbererzvorkommen in Glashütte versiegten, drohte die Region zu verarmen. Lange schlug der sächsischen Regierung vor, dort eine Uhrenindustrie nach Schweizer Vorbild anzusiedeln und fünfzehn Lehrlinge zu Uhrmachern auszubilden. So ließ er sich im Jahr 1845 in Glashütte nieder und gründete seine Manufaktur A. Lange & Cie. Dies war der Grundstein für ein Zentrum der deutschen Feinuhrmacherei, für Uhren, die den Schriftzug "Glashütte" auf dem Zifferblatt tragen - von einzigartiger Schönheit und Qualität, ebenso ausgestattet mit präziser Technik und Innovation. Ferdinand Adolph Lange und weitere Uhrmachermeister wie Julius Assmann, Moritz Großmann und Adolf Schneider gründeten Manufakturen und verwirklichten ihren Traum einer eigenständigen sächsischen Uhrenindustrie. Der weltweite Ruhm des sächsischen Ortes war besiegelt.
1945 kam es kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zur teilweisen Zerstörung der Uhrenfabriken durch sowjetische Jagdflieger. Was noch stehen blieb, wurde beschlagnahmt und demontiert bzw. verstaatlicht. Danach folgte der schwierige Wiederaufbau und die Fusion aller Glashütter Uhrenhersteller zum VEB Glashütter Uhrenbetriebe. Erst nach der Wiedervereinigung gingen die Uhrenmanufakturen wieder getrennte Wege, so meldete auch der Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, Walter Lange, 1990 die Lange Uhren GmbH als Neugründung an und weitere Unternehmen folgten.
Glashütte schrieb Wirtschaftsgeschichte und avancierte zum Zentrum der deutschen Uhrmacherkunst. Es brachte zahlreiche traditionsreiche Uhren-Manufakturen hervor, die bis heute weltweiten Ruf genießen:
A. Lange & Söhne, Bruno Söhnle, Glashütte Original, Moritz Grossman, Mühle-Glashütte, Nomos Glashütte, Tutima, Union Glashütte und Wempe Glashütte.
Das Fachwissen und die überlieferten Werte werden in Glashütte von Generation zu Generation weitergegeben, so dass die komplizierten Uhrwerke in höchster Präzision von Hand gefertigt werden können. Diesen Wissensvorsprung lässt sich das Mekka der deutschen Uhrmacherkunst in Glashütte von niemandem nehmen. Das Stadt besteht zum Großteil aus Bewohnern, die schon seit Generationen diese Kunst beherrschen - Uhrmacher, Konstrukteure, Designer, Werkzeugmacher, Ingenieure und Feinmechaniker - die den Wettbewerb mit den berühmten Schweizer Uhrenmanufakturen allemal aufnehmen können.
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