Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die wirtschaftliche Erholungsphase nach dem Corona-Lockdown wird nach Einschätzung der Bundesregierung "Zeit benötigen, weil die epidemiologischen Risiken fortbestehen und Bürger und Wirtschaft ihr Verhalten darauf abstellen". Das schreibt das Wirtschaftsministerium in seinem neuen Monatsbericht. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Rezession", konstatierten die Konjunkturexperten von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Der konjunkturelle Tiefpunkt sei aber überwunden.
Ab Mai setze mit der schrittweisen Lockerung der coronabedingten Einschränkungen die Erholung ein. Diese werde im Mai und Juni angesichts des tiefen Produktionseinschnitts und teilweise sogar Produktionsstillstands im April "zunächst sogar relativ deutlich ausfallen". Dennoch werde die gesamtwirtschaftliche Leistung im Durchschnitt des zweiten Quartals noch einmal sehr viel stärker zurückgehen als bereits mit 2,2 Prozent im ersten Quartal. "Der weitere Erholungsprozess im zweiten Halbjahr und auch danach wird schleppend erfolgen und sich länger hinziehen", sagte das Wirtschaftsministerium voraus.
"Auch wenn aussagekräftige amtliche Konjunkturindikatoren erst für den Berichtsmonat April vorliegen, sprechen nicht nur die Lockerung des Shutdown, sondern auch konventionelle und weniger konventionelle Frühindikatoren dafür, dass der konjunkturelle Tiefpunkt hinter uns liegt", erklärte das Ministerium. So hätten sich zum Beispiel das Ifo-Geschäftsklima und der Markit-Einkaufsmanagerindex im Mai etwas erholt und hochfrequente Daten wie die Bewegungsdaten von Google oder der Lkw-Fahrleistungsindex zeigten eine deutlich vermehrte wirtschaftliche Aktivität an.
Die außenwirtschaftlichen Impulse würden noch über längere Zeit niedrig bleiben und die Verhaltensänderungen von Bürgern und Wirtschaft angesichts des Risikos eines Wiederaufflammens der Epidemie fortbestehen. Der Konjunktureinbruch und die pandemiebedingten Einschränkungen träfen den Arbeitsmarkt massiv. Im Mai habe sich die Situation verschärft. Kurzarbeit vermeide aber einen stärkeren Anstieg. "Die Frühindikatoren lassen in den nächsten Monaten noch keine nachhaltige Erholung erwarten", warnte das Wirtschaftsministerium.
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June 15, 2020 04:01 ET (08:01 GMT)
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