DJ WDH: IG Metall priorisiert Beschäftigungssicherung - Zeitung
FRANKFURT (Dow Jones)--Die IG Metall wird nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" mit einer niedrigeren Lohnforderung in die Tarifrunde ziehen als Verdi. Im öffentlichen Dienst wurden ursprünglich 4,8 Prozent verlangt, der Vorstand der IG Metall werde in seinem Beschluss am Montag höchstwahrscheinlich unter dieser Marke bleiben, schreibt die Zeitung weiter. Demnach hat IG Metall-Chef Jörg Hofmann intern bereits die "Sicherung der Beschäftigung" in der Corona-Krise als oberste Maxime ausgegeben.
Gleichwohl verwahrt sich Hofmann gegen die Forderung der Arbeitgeber nach einer Nullrunde für die vier Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. "Es ist viel vernünftiger, angesichts von Exporteinbrüchen den privaten Konsum im Inland zu stabilisieren", so Hofmann zu der Zeitung.
Dabei spiele es eine Rolle, dass die IG Metall Anfang des Jahres ein Moratorium angeboten hat: Keine Lohnerhöhung, im Gegenzug auch keine Stellenstreichung. Zu der Übereinkunft kam es nicht, was Hofmann enttäuscht: "Die Arbeitgeber haben unser Angebot eines Moratoriums beantwortet mit Personalabbau und Standortverlagerungen. Wir haben keinen Anlass, dieses Angebot zu erneuern."
Als Mittel zur Beschäftigungssicherung schlägt der IG Metall-Chef die Vier-Tage-Woche vor: "Das ist ein Vorschlag, der Arbeitgebern wie Beschäftigten nutzt. Solche Zeitmodelle sichern Beschäftigung, sie sind aber auch ein Beitrag zur Steigerung der Produktivität und der Arbeitgeberattraktivität. Das zeigen alle bisherigen Arbeitszeitverkürzungen. Daher ist ein Entgeltausgleich mehr als gerechtfertigt. Für diesen Vorschlag, der allen nützt, bringen wir keine Opfer; man müsste uns dafür eine Gutschrift geben. Für manchen Arbeitgeber gilt zudem: Er spart sich Sozialplankosten und statt zu entlassen, kann er Fachkräfte halten. Wer dieses Angebot ausschlägt, soll nie mehr über Fachkräftemangel lamentieren."
Die Friedensfrist in der Metallindustrie endet zum 1.März 2021, ob es vorher zu einer Einigung in der Tarifrunde kommt, vermag Hofmann nicht zu prognostizieren. Ein Arbeitskampf sei auch in Zeiten von Kurzarbeit und Homeoffice möglich, bekräftigte der IG Metall-Vorsitzende: "Die Tarifrunden 2021 werden mehr denn je in der Öffentlichkeit, jenseits des Betriebsgeländes stattfinden. Dann können auch Beschäftigte im Homeoffice teilnehmen- selbstverständlich immer unter Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen. Corona macht uns kreativer in den Aktionsformen, aber nicht zahnlos."
DJG/hru
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November 07, 2020 05:09 ET (10:09 GMT)
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