DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im Januar gestiegen sein. Die befragten Volkswirte erwarten, dass sie gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent zugenommen hat, nachdem sie im Dezember um 0,3 Prozent gesunken war. Angesichts eines Umsatzzuwachses von 1,8 Prozent könnte das Plus aber noch etwas größer ausgefallen sein. Die deutsche Industrie wird seit Monaten durch einen Mangel an Rohstoffen, Vorprodukten und Personal an einer zügigen Abarbeitung ihrer Auftragsbestände gehindert. Bereits veröffentlichte Daten deuten darauf hin, dass der Mangel an Vorprodukten zu Jahresbeginn nicht mehr ganz so groß war. So stiegen die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe um 1,8 Prozent. Wegen des engen Zusammenhangs zwischen beiden Zeitreihen ist für die Produktion mit einem Anstieg in ähnlicher Größenordnung zu rechnen. VDA-Daten zur Pkw-Produktion deuten zudem darauf hin, dass sich diese Entwicklung im Februar noch fortgesetzt hat. Darüber hinaus sieht es jedoch wegen des Ukraine-Kriegs ziemlich düster aus. Die vom Beratungsunternehmen Sentix befragten Investoren rechnen mit einem regelrechten Konjunktureinbruch sowohl für Deutschland als auch für den Euroraum.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
SCHAEFFLER (8:00h)
Nachfolgend die Konsensschätzungen für das vierte Quartal (in Millionen Euro, Marge in Prozent, nach IFRS):
PROG PROG PROG 4. QUARTAL 4Q21 ggVj Zahl 4Q20 Umsatz 3.441 -5% 13 3.626 EBIT bereinigt 247 -42% 13 422 EBIT bereinigt Marge 7,1 -- 13 11,6
Weitere Termine:
07:00 LU/Corestate Capital Holding SA, Jahresergebnis
07:00 CH/Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG, ausführliches Jahresergebnis
08:00 LU/Global Fashion Group SA, Ergebnis 4Q
19:00 US/Apple Inc, Produkt-Präsentation
Im Laufe des Tages
- FR/Danone SA, Kapitalmarkttag
DIVIDENDENABSCHLAG
Unternehmen Dividende Novartis AG 3,10 CHF
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Produktion im produzierenden Gewerbe Januar saisonbereinigt PROGNOSE: +0,5% gg Vm zuvor: -0,3% gg Vm - EU 11:00 BIP 4Q (3. Veröffentlichung) Eurozone PROGNOSE: +0,3% gg Vq/+4,6% gg Vj 2. Veröff: +0,3% gg Vq/+4,6% gg Vj 3. Quartal: +2,3% gg Vq/+3,9% gg Vj - US 14:30 Handelsbilanz Januar PROGNOSE: -87,20 Mrd USD zuvor: -80,73 Mrd USD 22:30 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) des privaten American Petroleum Institute (API)
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 12.506,00 -1,1% E-Mini-Future S&P-500 4.147,50 -1,2% E-Mini-Future Nsdq-100 13.126,00 -1,5% Nikkei-225 24.790,95 -1,7% Schanghai-Composite 3.321,68 -1,5% +/- Ticks Bund -Future 166,78 +2 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 12.834,65 -2,0% DAX-Future 12.645,00 -3,5% XDAX 12.653,86 -3,5% MDAX 28.342,73 -1,8% TecDAX 2.996,76 -1,4% EuroStoxx50 3.512,22 -1,2% Stoxx50 3.396,77 -0,8% Dow-Jones 32.817,38 -2,4% S&P-500-Index 4.201,09 -3,0% Nasdaq-Comp. 12.830,96 -3,6% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 169,84 -92
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Europas Börsen dürften mit Abgaben in den Handel am Dienstag starten. Weiter sorgt ein mögliches Importverbot russischen Öls für große Verunsicherung an den Märkten. Bislang ist der Energiebereich von den Sanktionen noch weitgehend unberührt. Russland steht für 45 Prozent der europäischen Gasimporte und diese sind nur schwer zu ersetzen. Mit Blick auf die militärische Lage scheint der russische Vorstoß im Norden der Ukraine kaum voranzukommen. Die Blicke richten sich auch auf die geldpolitische Entscheidung der EZB sowie das geplante Treffen der Außenminister von Russland und der Ukraine am Donnerstag. Das Geschäft dürfte auch am Dienstag weiter von sehr hoher Volatilität geprägt sein.
Rückblick: Schwach - Die Börsen zeigten sich hoch volatil und trotz der heftigen Abgaben klar über den Tagestiefs. Ausgelöst durch Berichte, wonach der US-Kongress auf ein Embargo für Ölimporte aus Russland dränge, stieg der Ölpreis massiv, was die Börse im frühen Geschäft schwer belastet hatte. Am Nachmittag reduzierte die Aktienmärkte die Verluste - stützend wirkte ein geplantes Treffen zwischen den Außenministern Russlands und der Ukraine am Donnerstag. Auch kam der Ölpreis deutlich zurück. Trotz der wieder vom Hoch gefallenen Energiepreise blieben die Stagflationsängste groß. Für den Ölsektor ging es um 4,3 Prozent nach oben. Der Bankensektor gab um 3,3 Prozent nach. Die Aussichten des Sektors sind stark mit den makroökonomischen Aussichten verbunden, die durch die Möglichkeit eines langwierigen Krieges bedroht sind. Unicredit verloren 5,6 Prozent, Raiffeisen 5,7 Prozent. Die Österreichen weisen zudem ein größeres Russand-Engagement auf. Wie bereits in den vergangenen Tagen trotzen Aktien aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Rüstung dem Abgabedruck. Beide Branchen gelten derzeit als die einzig strategisch investierbaren. BAE Systems gewannen 7,1 Prozent und Thales 6,6 Prozent. Vestas stiegen 8,9 Prozent und Siemens Gamesa 7,7 Prozent.
DAX/MDAX/TECDAX
Sehr schwach - Die trüben makroökonomischen Aussichten belasteten Bankenwerte. Deutsche Bank verloren 2,8 Prozent und Commerzbank 5,2 Prozent. Auch Reiseaktien wurden weiter gemieden. Hier belastete die Erwartung, dass der Ukrainekrieg und die grassierende Inflation auf die Reisestimmung negativ durchschlagen würden. Lufthansa gaben 3,4 Prozent nach, Tui 6,8 Prozent und Fraport 7,7 Prozent. Konsumtitel wurden mit der Aussicht einer sinkenden inflationsbedingten Kaufkraft veräußert: Adidas verloren 5,4 Prozent und Puma 4 Prozent. In den Bereichen Erneuerbare Energien und Wehrtechnik zogen Rheinmetall um 4,4 Prozent und Nordex um 8,4 Prozent an.
XETRA-NACHBÖRSE
Im Sog der sehr schwachen US-Börsen ist es am Montag im nachbörslichen Handel mit den Kursen weiter deutlich nach unten gegangen. Die Belastungsfaktoren waren unverändert der Ukrainekrieg und der kräftig gestiegene Ölpreis. Hugo Boss sanken nachbörslich um 1,1 Prozent. Die britische Einzelhandelskette Frasers hatte ihren Stimmrechtsanteil bei dem Modekonzern erhöht. Deutsche Beteiligungs AG wurden rund 2,5 Prozent niedriger getaxt, nachdem das Unternehmen wegen des Ukrainekriegs seine Jahresprognose zurückgezogen hatte.
USA - AKTIEN
Sehr schwach - Die unvermindert andauernden russischen Angriffe auf ukrainische Städte belasteten die Aktienkurse. Die Diskussion über einen Importstopp für russisches Öl trieb derweil die Ölpreise weiter kräftig nach oben, was Inflations- und Konjunktursorgen befeuerte, die den Abgabedruck an den Aktienmärkten verstärkten. Neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine blieben ohne Ergebnis und stützten daher nicht. Am Aktienmarkt gehörte der Energiesektor (+1,6%) zu den wenigen Gewinnern. Unter den Ölwerten stiegen Exxon Mobil (+3,6%) und Chevron (+1,8%). Occidental Petroleum (-1,4%) drehten mit den von ihren Tageshochs zurückkommenden Ölpreisen ins Minus. Dass die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von Investorenlegende Warren Buffett ihren Anteil an Occidental aufgestockt hat, stützte nicht nachhaltig. Konsumnahe und Einzelhandelstitel standen tendenziell unter Druck, die steigenden Rohstoff- und Energiepreise dürften die Inflation befeuern und die Kaufkraft schwächen. Clover Health Investments sprangen gar um 18,2 Prozent empor. Direktorin Chelsea Clinton hat zuletzt ein größeres Paket an dem Unternehmen gekauft, dessen Aktienkurs in diesem Jahr bereits um über 40 Prozent eingebrochen ist.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 1,54 +5,6 1,48 81,0 5 Jahre 1,71 +7,0 1,64 44,9 7 Jahre 1,77 +6,8 1,70 32,9 10 Jahre 1,78 +5,1 1,73 27,2 30 Jahre 2,20 +3,9 2,16 29,8
Anleihen wurden trotz der sehr schwachen Aktienmärkte verkauft. Im Gegenzug stiegen die Renditen. Marktteilnehmer verwiesen auf die hohe Inflation. Der Renditeabstand zwischen zwei- und zehnjährigen Titel verringerte sich weiter auf zeitweise 21 Basispunkte. Am Markt gebe es Befürchtungen, dass die Zinsstrukturkurve bald invers werden könnte, zumal die US-Notenbank wohl schon in diesem Monat beginnen wird, die Zinsen zu erhöhen, hieß es von Marktteilnehmern. Inverse Zinsstrukturkurven werden mit einer Rezession in Verbindung gebracht. Andere Beobachter beschwichtigten: Der Renditeabstand zwischen dreimonatigen und zehnjährigen Titeln, ebenfalls eine wichtige Kennziffer, betrage 142 Punkte und sei damit weit entfernt von einem Inflationssignal.
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
March 08, 2022 01:33 ET (06:33 GMT)
DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa -2-
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Mo, 17:33 Uhr % YTD EUR/USD 1,0857 +0,0% 1,0854 1,0856 -4,5% EUR/JPY 125,36 +0,1% 125,18 125,37 -4,2% EUR/CHF 1,0054 +0,1% 1,0801 1,0063 -3,1% EUR/GBP 0,8283 +0,0% 0,8280 0,8283 -1,4% USD/JPY 115,46 +0,1% 115,34 115,46 +0,3% GBP/USD 1,3108 +0,0% 1,3107 1,3106 -3,1% USD/CNH 6,3200 -0,1% 6,3259 6,3287 -0,5% Bitcoin BTC/USD 38.090,60 -0,3% 38.190,31 39.339,63 -17,6%
Der Dollar als Fluchtwährung zog etwas stärker an, der Dollarindex gewann 0,6 Prozent. Der Euro sank auf rund 1,0850 Dollar.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 123,03 119,40 +3,0% 3,63 +65,3% Brent/ICE 127,75 123,21 +3,7% 4,54 +65,7%
Händler sprachen von einem Ölpreisschock angesichts der immer lauter werdenden Forderungen nach einem Importstopp russischen Öls und Erdgases im Westen. Laut US-Außenminister Anthony Blinken prüfen die USA und ihre Verbündeten einen Boykott russischer Erdölimporte. Der Preis der Nordseesorte Brent schoss mit der Debatte um einen russischen Erdölboykott um rund 10 Prozent bis auf 139 US-Dollar pro Fass in die Höhe - zum Settlement kostete das Barrel 123,21 Dollar, ein Plus von 4,3 Prozent. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 3,2 Prozent auf 119,40 Dollar.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.999,58 1.998,12 +0,1% +1,46 +9,3% Silber (Spot) 25,91 25,64 +1,1% +0,27 +11,2% Platin (Spot) 1.151,93 1.126,69 +2,2% +25,24 +18,7% Kupfer-Future 4,92 4,72 +4,2% +0,20 +10,2%
Mit den stärkeren Verlusten am Aktienmarkt wichen Anleger wieder in vermeintlich sichere Häfen wie zum Beispiel Gold aus. Die Feinunze hatte zwischenzeitlich mehr als 2.000 Dollar gekostet, im späten Handel notierte der Preis mit etwa 1.996 Dollar zwar wieder unter dieser Marke, aber immer noch 1,1 Prozent bzw 22 Dollar fester.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
UKRAINIE-KRIEG
- Die EU hat die Prüfung des Beitrittsantrags der Ukraine eingeleitet. Die Botschafter der EU-Länder einigten sich in Brüssel darauf, von der EU-Kommission eine erste Stellungnahme zum Kandidatenstatus für die Ukraine einzuholen, wie die französische Ratspräsidentschaft mitteilte. Auch die Anträge Georgiens und Moldaus sollen demnach geprüft werden.
- An der belarussisch-ukrainischen Grenze hat eine neue Verhandlungsrunde von Vertretern Russlands und der Ukraine begonnen.
- Wegen des Krieges in der Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 1,7 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Allein 60 Prozent von ihnen flohen nach Polen, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk mitteilte.
- Russland hat die Einrichtung mehrerer "humanitärer Korridore" in der Ukraine angekündigt. In den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol, Tschernihiw und Sumy sollen am Dienstag ab 10.00 Uhr (08.00 Uhr MEZ) lokale Waffenruhen gelten, wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Montagabend nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen ankündigte.
BAYER
Die US-Tochter des deutschen Chemieriesen Bayer, Monsanto, wird von der Stadt Los Angeles wegen der wissentlichen Verschmutzung von Gewässern verklagt. In der am Montag angekündigten Klage wird Monsanto vorgeworfen, bis 1979 die Flüsse von Los Angeles durch die Einleitung von PCBs (polychlorierten Biphenilen) verschmutzt zu haben. Diese Chemikalien sind giftig und können in der Umwelt kaum abgebaut werden.
HUGO BOSS
Die britische Einzelhandelskette Frasers Group verstärkt ihr Engagement bei Hugo Boss. Wie aus einer Pflichtveröffentlichung des Modekonzerns hervorgeht, hat sich Frasers über Finanzinstrumente den Zugriff auf 9,66 Prozent an Hugo Boss gesichert. Der direkt gehaltene Anteil liegt unverändert bei 4,46 Prozent.
DEUTSCHE BETEILIGUNGS AG
zieht wegen des Ukrainekriegs ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 zurück. In seiner Mitteilung verwies das Unternehmen auf den Einfluss des Konflikts auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Folgen für die Bewertungen am Kapitalmarkt.
CORESTATE
bekommt wegen einer noch andauernden Abschlussprüfung ihre Bilanz nicht wie geplant fertig und baut umfangreich den Vorstand des Immobilienkonzerns um. Auf Grundlage vorläufiger Zahlen wächst das Unternehmen aber und will für 2022 auch wieder eine Dividende zahlen.
UNIPER
schreibt sein finanzielles Engagement bei Nord Stream 2 ab. Der Ausblick auf das laufende Jahr wurde jedoch bestätigt. Wie der MDAX-Konzern mitteilte, soll eine Wertminderung seines Darlehens an die Nord Stream 2 AG in Höhe von 987 Millionen Euro vorgenommen werden. Der Konzern hat zudem beschlossen, den Verkaufsprozess für seine russische Tochter Unipro wieder aufzunehmen. Um die Bezugsquellen zu diversifizieren soll das LNG-Terminalprojekt in Wilhelmshaven wieder aufgenommen werden. Angesichts des anhaltenden volatilen Markumfelds will Uniper eine bestehende KfW-Kreditfazilität in Höhe von 2 Milliarden Euro verlängern.
SANOFI
Sanofi will in den Jahren 2022 bis 2026 rund 1,43 Milliarden Euro in seinem Heimatmarkt Frankreich investieren, unter anderem 935 Millionen Euro in die Entwicklung von mRNA-Botenstoff-Technologie. Es sei geplant, das Land mit einer autonomen Wertschöpfungskette der mRNA-Technologie auszustatten, von der Forschung und Entwicklung bis zur Produktion, teilte die Sanofi SA mit.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/flf/cln/err
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March 08, 2022 01:33 ET (06:33 GMT)
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