FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Pierre Wunsch, hält eine Leitzinserhöhung bereits im Juli für möglich. Die hierfür notwendigen geldpolitischen Entscheidungen seien "natürlich von den Daten" abhängig, sagte Wunsch in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ein erster Zinsschritt seit Beginn der Corona-Krise im Juli sei "sicherlich ein Szenario, das ich in Betracht ziehen würde", sagte der Präsident der belgischen Notenbank. Voraussetzung sei aber "eine weitere Inflationsüberraschung".
Außerdem sagte Wunsch, dass er eine Anhebung der Leitzinsen in den positiven Bereich bis zum Ende des Jahres für möglich hält. Auch hier machte Wunsch die geldpolitischen Entscheidungen von der Datenlage abhängig. Der Einlagensatz, eine Art Gebühr für Banken, die ihr Geld bei der EZB parken, liegt derzeit bei minus 0,5 Prozent. Der Einlagensatz zählt zu den Leitzinsen der Notenbank. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt bei 0 Prozent.
Bereits am Mittwoch hatte Ratsmitglied Martins Kazaks angesichts großer Inflationsrisiken eine Zinserhöhung im Juli ins Spiel gebracht. "Eine Zinserhöhung im Juli ist möglich", sagte Kazaks, der die lettische Zentralbank leitet, ebenfalls in einem Bloomberg-Interview./jkr/la/mis