DJ MIDDAY BRIEFING - Unternehmen und Märkte
Der Markt-Überblick am Mittag, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
AKTIEN- UND ANLEIHEMÄRKTE (13:15 Uhr)
INDEX Stand +- % +-% YTD E-Mini-Future S&P-500 3.929,00 -0,2% -17,2% E-Mini-Future Nasdaq-100 12.257,75 -0,1% -24,9% Euro-Stoxx-50 3.574,20 -0,4% -16,9% Stoxx-50 3.549,20 -0,4% -7,1% DAX 13.256,18 -0,4% -16,6% FTSE 7.278,94 -0,2% -2,2% CAC 6.182,34 -0,3% -13,6% Nikkei-225 27.680,26 +2,7% -3,9% EUREX Stand +/- Punkte Bund-Future 152,02 +0,92 Rentenmarkt zuletzt +/- absolut +/- YTD DE-Rendite 10 J. 1,20 -0,07 +1,38 US-Rendite 10 J. 2,97 -0,05 +1,46 YTD zu Vortagsschluss
ROHSTOFFMÄRKTE
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 102,73 104,22 -1,4% -1,49 +42,3% Brent/ICE 105,96 107,35 -1,3% -1,39 +41,5% GAS VT-Schluss +/- EUR Dutch TTF 161,80 154,60 +4,8% 7,34 +41,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.708,36 1.711,75 -0,2% -3,40 -6,6% Silber (Spot) 18,81 18,75 +0,3% +0,06 -19,3% Platin (Spot) 877,75 878,00 -0,0% -0,25 -9,6% Kupfer-Future 3,36 3,29 +2,1% +0,07 -24,4% YTD zu Vortagsschluss
Rezessionssorgen drücken erneut die Ölpreise. Der Markt bewege sich aktuell im Spannungsfeld aus der Befürchtung einer möglicherweise konjunkturbedingt zurückgehenden Nachfrage und einem knappen Angebot, heißt es. Analysten gehen jedoch mehrheitlich davon aus, dass die Nachfrage auch bei einem schwächeren Wirtschaftswachstum relativ hoch bleibt. Sowohl die Internationale Energie-Agentur als auch die Opec hätten ihre Nachfrage-Prognosen nur geringfügig gesenkt.
AUSBLICK AKTIEN USA
Zur Wochenmitte dürfte es an den US-Börsen weiter aufwärts gehen, wenn auch nicht mehr so rasant wie am Dienstag, als unbestätigte Berichte über eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen über die Pipeline Nordstream 1 die Furcht vor einer Energiekrise in Europa linderten. Die Futures auf die großen Aktienindizes deuten eine gut behauptete Eröffnung an der Wall Street an.
Ermutigende Quartalsausweise einiger bedeutender Unternehmen lindern Rezessionsängste. Die hohe Inflation und ihre Bekämpfung durch die US-Notenbank bleiben gleichwohl zentrale Themen. Spekulationen auf eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte, die in der vergangenen Woche zeitweise die Gemüter erhitzt hatten, sind zwar inzwischen weitgehend aus dem Markt verschwunden, ein Zinsschritt um 75 Basispunkte gilt aber als ausgemacht. Anleger sorgen sich, dass die Federal Reserve durch ein zu rigides Vorgehen die Wirtschaft abwürgen könnte.
An Konjunkturdaten stehen nur die Verkäufe bestehender Häuser aus dem Juni zur Veröffentlichung an. Dafür müssen sich die Anleger mit einer Reihe von Quartalsausweisen befassen. Hier hat vor allem Netflix (vorbörslich +7,2%) positiv überrascht. Der Streaming-Anbieter hat zwar im zweiten Quartal Abonnenten verloren, aber längst nicht so viele wie befürchtet. Zahlen kommen überdies vom Pharmakonzern Abbott Laboratories, dem Versicherer Elevance Health, dem Börsenbetreiber Nasdaq und dem Ausrüster der Ölindustrie Baker Hughes. Nach der Schlussglocke werden Tesla, Alcoa, Qualtrics und United Airlines über den Geschäftsverlauf berichten.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
Folgende Unternehmen veröffentlichen im weiteren Tagesverlauf Geschäftszahlen:
13:30 US/Abbott Laboratories, Ergebnis 2Q
22:05 US/Qualtrics International Inc, Ergebnis 2Q
22:07 US/Tesla Inc, Ergebnis 2Q
22:10 US/Alcoa Inc, Ergebnis 2Q
22:30 US/United Airlines Holdings Inc, Ergebnis 2Q
AUSBLICK KONJUNKTUR +
- EU 16:00 Index Verbrauchervertrauen Eurozone Juli (Vorabschätzung) PROGNOSE: -24,5 zuvor: -23,6 - US 16:00 Verkauf bestehender Häuser Juni PROGNOSE: -0,9% gg Vm zuvor: -3,4% gg Vm
FINANZMÄRKTE EUROPA
Etwas leichter - Der steile Anstieg vom Vortag erfordere eine Atempause, heißt es im Handel. Generell zeigt sich aber Erleichterung über die vermutete Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen. CMC Markets bemerkt dennoch, die Situation sei "genauso verfahren" wie vor den Spekulationen. "Auch wenn der GAU vorerst ausbleiben dürfte, bedeutet das nicht, dass sich die deutsche Wirtschaft nun wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet", sagt Analyst Jochen Stanzl. Die Liste an Unwägbarkeiten sei zu lang, um einen nachhaltigen Aufschwung zu ermöglichen. Etwas in den Hintergrund treten zunächst Inflationssorgen. Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juni weniger stark gestiegen als im Vormonat und weniger deutlich als erwartet. In den Fokus tritt nun die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am morgigen Donnerstag. Italienische Staatsanleihen reagieren positiv auf die Ausführungen von Ministerpräsident Mario Draghi vor dem italienischen Parlament. Draghi strebt eine Fortsetzung seiner bisherigen Regierung an. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen fiel daraufhin um 14 Basispunkte auf 3,28 Prozent. Der Aktienmarkt in Mailand zeigt sich derweil wenig bewegt. Angesichts der Entspannung der Gas-Liefersorgen werden vor allem konjunkturzyklische Aktien als Gewinner gesehen. Nach der Vortagsrally geben gleichwohl beispielsweise Chemiewerte nach (-0,1%). Hier drückt auch das Minus von Akzo Nobel von 2,5 Prozent. Bei dem Unternehmen machten sich höhere Kosten negativ in den Zweitquartalszahlen bemerkbar. Uniper setzen die kräftige Erholung mit plus 14 Prozent fort. "Sollte das russische Gas wieder fließen und die Einkaufspreis zurückgehen, dürfte der Kurs weiter hohes Erholungspotenzial haben", so ein Marktteilnehmer. Dazu helfen Berichte über eine anstehende Sicherung der Liquidität durch den Staat dem Kurs. Die Aktie der Mutter Fortum gewinnt 2,0 Prozent. Continental (-0,3%) hat im zweiten Quartal etwas mehr umgesetzt und operativ verdient als erwartet, bemängelt wird an der Börse allerdings die Entwicklung im Cashflow. ASML (-0,5%) hat den Umsatzausblick gesenkt. Kaum für Kursbewegung sorgen neue Zahlen des Autozulieferers Hella (-1%). Sie sind laut Citigroup etwas schwächer als erwartet ausgefallen. Der Kurs der Mutter Faurecia gibt ebenfalls leicht nach.
DEVISEN
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:37 Di, 17:25 % YTD EUR/USD 1,0206 -0,2% 1,0232 1,0239 -10,2% EUR/JPY 141,01 -0,2% 141,26 141,10 +7,7% EUR/CHF 0,9902 -0,1% 0,9920 0,9913 -4,6% EUR/GBP 0,8514 -0,1% 0,8527 0,8515 +1,3% USD/JPY 138,16 -0,0% 138,29 137,81 +20,0% GBP/USD 1,1989 -0,1% 1,1998 1,2025 -11,4% USD/CNH (Offshore) 6,7585 +0,2% 6,7565 6,7469 +6,4% Bitcoin BTC/USD 23.752,92 +0,4% 23.635,89 22.818,02 -48,6%
Der Euro geht auf dem an den Vortagen deutlicher erhöhten Niveau um. Mit Blick auf am Vortag aufgekommene Gerüchte, die EZB würde doch - entgegen bisherigen Beteuerungen - erwägen, den EZB-Einlagensatz um 50 Basispunkte (statt 25 Basispunkte) anzuheben, spricht Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank von einem deutlich Euro-positiven Signal. Mit den Gerüchten hätten sich nämlich die EZB-Markterwartungen über die gesamte Kurve nach oben verschoben. Nicht nur das Timing, sondern auch das Ausmaß der Zinserhöhungen würden neu bewertet. Sollten es dennoch nur 25 Basispunkte werden, befürchte er große Enttäuschung für den Euro. Jetzt, wo 50 Basispunkte in der Diskussion seien, müsste ein 25-Basispunkte-Schritt nämlich als eine Entscheidung interpretiert werden, mit der die EZB bewusst und absichtlich die Markterwartung enttäuschen würde. Das wäre Euro-schädlicher, als wenn es nie diese Erwartung gegeben hätte.
FINANZMÄRKTE OSTASIEN
Angetrieben von sehr positiven Vorgaben der Wall Street ging es zur Wochenmitte an den ostasiatischen Aktienmärkten nach oben. Vom erhöhten Risikoappetit der Anleger profitierten vor allem die Technologiewerte. Es werde nun gespannt auf den Verlauf der Berichtssaison in Asien gewartet und darauf, welche Auswirkungen gestiegene Energiepreise und Lieferkettenprobleme auf die Unternehmensgewinne hätten, hieß es. Die Anleger könnten in nächster Zeit aber eine abwartende Haltung einnehmen, da sich die wirtschaftliche Wiederbelebung weiter in einem langsameren Tempo vollzieht, so IG-Marktstratege Yeap Jun Rong. Die People's Bank of China (PBoC) hat derweil im Umfeld weltweit steigender Leitzinsen wie erwartet ihren Referenzzins für Bankkredite (LPR) an Unternehmen und Haushalte unverändert belassen. Auch das stützte die Stimmung tendenziell. Das kräftigste Plus verzeichnete der Nikkei-225. Auch hier waren es vor allem die Halbleiter- und Technologiewerte, die den Markt antrieben. So stiegen Tokyo Electron um 4,9 Prozent und Renesas Electronics um 4,4 Prozent. In Seoul waren KB Financial Group (+4,8%) und Hana Financial Group (+2,7%) gesucht. Die Unternehmen werden am Donnerstag und Freitag Quartalszahlen bekannt geben. Dagegen fielen die
Aktien von China Everbright um 8,8 Prozent. Der Finanzdienstleister geht für das erste Halbjahr von einem Verlust zwischen 2,60 und 2,80 Milliarden Hongkong-Dollar aus. Die Papiere von SK Bioscience stiegen um 1,1 Prozent. Der US-Impfstoffhersteller Novavax hat eine Vereinbarung mit SK Bioscience zur Herstellung eines Covid-19-Impfstoffs bekannt gegeben, der auch vor der Omikron-Variante des Virus schützt. Tagesgewinner in Sydney waren die Aktien von Megaport mit einem Plus von 23 Prozent. Das Unternehmen hatte erstmals einen Quartalsgewinn ausgewiesen.
CREDIT
Weiter auf Entspannungskurs zeigen sich am Mittwoch die Risikoprämien gegen den Ausfall europäischer Anleihen. Mit der Aussicht auf russische Gaslieferungen haben die Sorgen über eine Rezession in Europa, vor allem wegen der Abhängigkeit der Deutschen, stark nachgelassen. In allen Risikomärkten herrscht gute Laune. Von den Spitzenwerten zu Wochenbeginn sind die Spreads im Schnitt um rund 8 Prozent gefallen.
Auch die Risikoprämien auf Italiens Anleihen zeigen sich entspannter bei 154 Basispunkten vor dem Hintergrund einer Ansprache des italienischen Regierungschefs Mario Draghi vor dem Parlament. Dabei könne ein Festhalten an seinem Rücktrittswunsch nicht ausgeschlossen werden, heißt es. Dies könnte zwar die Renditen und CDS-Prämien treiben, jedoch setzen Marktteilnehmer auf die EZB am Donnerstag und dass sie ein überzeugendes Instrument zur Bekämpfung von zu weit auseinanderlaufenden Renditeunterschieden innerhalb der Eurozone vorstellt.
UNTERNEHMENSMELDUNGEN SEIT 7.30 UHR
CONTINENTAL
hat im zweiten Quartal etwas mehr umgesetzt und operativ verdient als erwartet. Auf Basis der überraschend vorgelegten Eckzahlen lief erneut der hochprofitable Reifenbereich in den drei Monaten außerordentlich gut. Im Unternehmensbereich Automotive fiel dagegen ein operativer Verlust an. Den im April gesenkten Ausblick für das laufende Gesamtjahr bekräftigte der im DAX notierte Autozulieferer. Wie der Hannoveraner Konzern mitteilte, erreichte der Umsatz im zweiten Quartal 9,4 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 13 Prozent. Analysten habe einer Umfrage des Unternehmens zufolge nur mit 9,2 Milliarden Euro gerechnet. Die bereinigte EBIT-Marge lag mit 4,4 dagegen deutlich unter dem Vorjahreswert von 6,2 Prozent. Analysten haben Conti jedoch nur 4,2 Prozent zugetraut. Wie schon in Vorquartalen belasteten Conti Sondereffekte.
HELLA
hat vergangenes Geschäftsjahr wegen des schwächeren Automarktes einen niedrigeren Umsatz und Gewinn verzeichnet. Die in Aussicht gestellten Ziele erreichte das Unternehmen, das mittlerweile zum französischen Konzern Forvia (bisher Faurecia) gehört, aber. Der Umsatz sank laut Mitteilung in den zwölf Monaten per Ende Mai um 2,4 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis sackte 2021/22 wegen Investitionen in Zukunftstechnologien und zunehmender Kostenbelastungen deutlich auf rund 280 Millionen von 510 Millionen Euro ab. Die entsprechende bereinigte EBIT-Marge erreichte 4,4 nach 8,0 Prozent im Vorjahr.
UNIPER
Zur Rettung des Gasversorgers Uniper zeichnen sich einem Zeitungsbericht zufolge Details ab. Das Handelsblatt zitiert aus einem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums an den Klima- und Energieausschuss des Bundestages, in dem es heißt: "Zur Deckung der aufgelaufenen Verluste ist eine Kombination aus Kapitalerhöhung mit Zielbeteiligung des Bundes von 30 Prozent an Uniper und weiterem hybriden Eigenkapital geplant." Zusätzlich müsse der Bund die bestehenden Kredite der staatlichen KfW-Förderbank von 2 auf 8 Milliarden Euro aufstocken, um kurzfristig Liquidität für Ersatzbeschaffungen von Gas bereitzustellen beziehungsweise Margining-Positionen abzusichern. Margining sind Rücklagen, die Energieversorger bei Börsengeschäften hinterlegen müssen.
FLEISCHINDUSTRIE
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat mehrere Beschwerden gegen das Fremdpersonalverbot in der Fleischindustrie abgewiesen. Nach dem Beschluss müssen Fleischverarbeiter, die gegen das Verbot vorgehen wollen, ihre Betriebsstrukturen offenlegen und konkret darlegen, für welche Tätigkeiten sie in welchem Umfang Werk- und Leihkräfte eingesetzt haben.
VILLEROY & BOCH
hat im ersten Halbjahr von einer starken Nachfrage in beiden Unternehmenssegmenten profitiert. Sowohl im Bereich Bad & Wellness als auch im Segment Dining & Lifestyle steigerte der Keramikhersteller seinen Umsatz deutlich. Das kräftige Wachstum glich die Auswirkungen der stark gestiegenen Material- und Energiekosten mehr als aus. Bei der Prognose für das Gesamtjahr peilt die Villeroy & Boch AG das obere Ende der Spannen an.
VOLVO CARS
hat im zweiten Quartal mit Störungen der Lieferketten und insbesondere den coronabedingten Lockdowns in China zu kämpfen gehabt. Im Kerngeschäft ging die Marge des Unternehmens, das sich im Besitz der chinesischen Zhejiang Geely Holding Group befindet, spürbar zurück. Volvo Cars verbuchte in den drei Monaten einen Umsatzrückgang um 2 Prozent auf 71,3 Milliarden Kronen, umgerechnet 6,75 Milliarden Euro.
AKZO NOBEL
hat im zweiten Quartal zwar den Umsatz deutlich gesteigert, der Gewinn sank aber wegen hoher Kosten deutlich stärker als von Analysten erwartet. Der niederländische Farbenhersteller, zu dem die Marken Dulux, Polycell und Cuprinol gehören, erzielte im Quartal einen Umsatz von 2,85 Milliarden nach 2,51 Milliarden Euro. Analysten hatten einem auf der Internetseite des Unternehmens verbreiteten Konsens zufolge nur 2,73 Milliarden Euro erwartet. Der Nettogewinn sank laut Mitteilung dagegen deutlich auf nur noch 106 Millionen von 261 Millionen Euro im Vorjahr. Hier hatten Analysten mit 177 Millionen Euro mehr erwartet.
ASML
hat im zweiten Quartal von der anhaltend hohen Nachfrage aus dem Chipsektor profitiert. Umsatz und Gewinn des niederländischen Zulieferers für die Halbleiterindustrie legten kräftig zu. Allerdings senkte der Konzern seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr wegen Umsatzverschiebungen.
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July 20, 2022 07:17 ET (11:17 GMT)
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