DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben sich gemeinsam für ein Abschöpfen der exorbitant hohen Gewinne solcher Unternehmen ausgesprochen, die von der aktuellen Energiekrise und den hohen Preisen profitieren. Die Mittel sollten genutzt werden, um Menschen mit kleinen Einkommen und bedürftigen Firmen zu helfen, so Habeck. Von der Leyen betonte zudem, dass man in den Energiemarkt eingreifen und zunächst Sofortmaßnahmen umsetzen müsse, um die steigenden Strompreise zu begrenzen. Daneben sei zu Beginn des kommenden Jahres eine fundamentale Reform des Strommarkts nötig. Der Gaspreis dürfe nicht länger den Strompreis dominieren, so von der Leyen. Habeck plant eine Übergewinnsteuer. Die exorbitanten Übergewinne sollten ein Stückweit abgeschöpft werden, erklärte Habeck.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
09:30 DE/DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Ergebnis 1H
10:00 DE/Deutsche Euroshop AG, Online-HV
17:50 DE/Flatexdegiro AG, ausführliches Ergebnis 1H
22:05 US/Hewlett Packard Enterprise Co, Ergebnis 3Q
22:15 US/HP Inc, Ergebnis 3Q
AUSBLICK KONJUNKTUR
- ES 09:00 HVPI und Verbraucherpreise (vorläufig) August HVPI PROGNOSE: +10,4% gg Vj zuvor: +10,7% gg Vj - EU 11:00 Index Wirtschaftsstimmung August Wirtschaftsstimmung Eurozone PROGNOSE: 97,9 zuvor: 99,0 Industrievertrauen Eurozone PROGNOSE: +2,5 zuvor: +3,5 Verbrauchervertrauen Eurozone PROGNOSE: -24,9 Vorabschätzung: -24,9 zuvor: -27,0 - DE 14:00 Verbraucherpreise (vorläufig) August PROGNOSE: +0,3% gg Vm/+7,8% gg Vj zuvor: +0,9% gg Vm/+7,5% gg Vj HVPI PROGNOSE: +0,3% gg Vm/+8,7% gg Vj zuvor: +0,8% gg Vm/+8,5% gg Vj - US 16:00 Index des Verbrauchervertrauens August PROGNOSE: 97,4 zuvor: 95,7 22:30 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) des privaten American Petroleum Institute (API)
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 12.954,00 +0,3% E-Mini-Future S&P-500 4.042,75 +0,3% E-Mini-Future Nsdq-100 12.535,25 +0,3% Nikkei-225 28.208,78 +1,2% Schanghai-Composite 3.217,11 -0,7% +/- Ticks Bund -Future 149,04% +63 Montag: INDEX Schluss +/- DAX 12.892,99 -0,6% DAX-Future 12.914,00 +0,5% XDAX 12.917,56 +0,5% MDAX 25.470,50 -0,2% TecDAX 2.935,20 -1,5% EuroStoxx50 3.570,51 -0,9% Stoxx50 3.584,13 -0,7% Dow-Jones 32.098,99 -0,6% S&P-500-Index 4.030,61 -0,7% Nasdaq-Comp. 12.017,67 -1,0% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 148,51% -95
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Nach den Abgaben zu Wochenbeginn zeichnen sich leicht höhere Kurse zur Eröffnung des Kassamarktes ab. Um mehr als eine technische Gegenbewegung dürfte sich es dabei aber nicht handeln. Das Umfeld bleibt schwierig. Das Zentralbankertreffen in Jackson Hole hat gezeigt, dass die Notenbanker der Bekämpfung der Inflation derzeit Priorität einräumen. Mit einem verschärften Vorgehen der Zentralbanken steigen allerdings auch die Rezessionsrisiken. Im Blick steht die Veröffentlichung der deutschen Inflationsdaten für August. Hier wird ein Anstieg von 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet nach zuvor plus 7,5 Prozent. Die Daten könnten auch eine Indikation liefern für die mit Spannung erwarteten europäischen Verbraucherpreise am Mittwoch. Der Hochpunkt der Inflation dürfte weiterhin nicht erreicht sein.
Rückblick: Schwächer - Zinserhöhungssorgen gepaart mit Rezessionsängsten seien keine gute Kombination für Aktien, hieß es. Nach der falkenhaften Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole müsse sich der Markt neu positionieren. Technologie-Aktien stellten erwartungsgemäß die Hauptverlierer mit minus 2,4 Prozent. Diese gelten als besonders zinssensibel. Versorgeraktien gehörten ebenfalls zu den stärksten Verlierern mit minus 1,6 Prozent. "Das hat nicht nur mit der neuerlichen Diskussion über die Gasumlage zu tun, sondern mit einer zunehmend als chaotisch und unplanbar empfundenen Energiepolitik", sagte ein Händler. Fortum notierten dagegen 5,9 Prozent im Plus, während Uniper 2,9 Prozent zulegten. Uniper hatte die KfW-Fazilität von 9 Milliarden Euro vollständig abgerufen und eine weitere beantragt.
DAX/MDAX/TECDAX
Leichter - Porsche SE waren gesucht und gewannen 3,7 Prozent. Jüngste Berichte über eine gute Nachfrage von Investorenseite für den Porsche-Börsengang dürften weiter gestützt haben. Für VW ging es 1,2 Prozent nach oben. Rheinmetall verloren 2,5 Prozent. Belastend wirkten dabei beide Segmente des Unternehmens: Die Automobilsparte leide unter den allgemeinen Konjunktursorgen, die Rüstungssparte unter der Vergabe des Panzer- und Haubitzenauftrages von Polen nach Südkorea.
XETRA-NACHBÖRSE
Einen kräftigen Sprung nach oben machten Northern Data. Das Technologieunternehmen vermeldete einen testierten Konzernabschluss für 2021. Dabei verzeichneten sowohl Konzernjahresergebnis als auch Gewinn je Aktie und Cashflow einen deutlichen Anstieg. Die Aktie wurde bei Lang & Schwarz 9 Prozent fester getaxt. Für Adler Group ging es bei geringen Umsätzen 0,7 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat Thomas Echelmeyer zum Finanzvorstand berufen. Aus Gründen der Vorsicht hat der Verwaltungsrat zudem beschlossen, den Aktionären keinen Dividendenvorschlag zu unterbreiten, solange kein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt wurde.
USA - AKTIEN
Schwach - Zu Wochenbeginn ging es an der Wall Street mit den anhaltenden Zins- und Rezessionssorgen erneut nach unten - wenn auch mit reduzierter Dynamik. US-Notenbankpräsident Jerome Powell hatte Anleger am Freitag mit seinen Aussagen verunsichert, die Fed werde die Inflation bekämpfen, auch wenn dies für die Wirtschaft schmerzhaft sein sollte. Damit beendete er Hoffnungen auf eine bevorstehende Wende hin zu weniger aggressiven Zinserhöhungen. Mit einem Plus von 1,4 Prozent zeigten sich die Aktien von Biontech. Der Corona-Impfstoffhersteller hat den Vorwurf der Patentverletzung von Moderna zurückgewiesen. Biontech und Partner Pfizer waren von Moderna verklagt worden. Die Pfizer-Aktie fiel um 1,2 Prozent, die Moderna-Papiere legten um 0,4 Prozent zu. Größter Verlierer unter den Sektoren im S&P-500 war der Bereich Halbleiter mit minus 1,9 Prozent. Der Technologiesektor fiel um 1,2 Prozent. Beide gelten wegen eines hohen Fremdkapitalanteils als besonders zinssensibel.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,44 +5,7 3,38 270,7 5 Jahre 3,26 +5,6 3,21 200,5 7 Jahre 3,21 +6,7 3,14 176,7 10 Jahre 3,11 +6,5 3,04 159,6 30 Jahre 3,24 +4,9 3,20 134,4
Die US-Anleihen standen weiterhin im Zeichen der falkenhaften Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell und verzeichneten erneut Verluste - die Renditen stiegen. "Es ist denkbar, dass Powell und seine Kollegen sich ermutigt fühlen, den Leitzins auf der FOMC-Sitzung am 21. September um einen vollen Prozentpunkt zu erhöhen und nicht nur um 75 Basispunkte", so Ed Yardeni, Präsident von Yardeni Research.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Mo, 17:52 Uhr % YTD EUR/USD 1,0001 +0,0% 1,0000 1,0001 -12,0% EUR/JPY 138,50 -0,1% 138,68 138,76 +5,8% EUR/CHF 1,0336 -0,0% 1,0332 1,0324 -6,7% EUR/GBP 0,8542 +0,0% 0,8541 0,8539 +1,7% USD/JPY 138,48 -0,2% 138,73 138,75 +20,3% GBP/USD 1,1709 +0,0% 1,1706 1,1711 -13,5% USD/CNH 6,9210 +0,1% 6,9161 6,9160 +8,9% Bitcoin BTC/USD 20.489,94 +1,4% 20.209,74 20.246,49 -55,7%
Der Dollar behauptete seine jüngsten Gewinne. Gestützt wurde er weiter von der Aussicht auf kräftig steigende Zinsen. Der Euro bewegte sich um die Dollar-Parität. Marktteilnehmer dürften sich aber davor hüten, den Euro vor der nächsten EZB-Sitzung allzu weit nach unten zu schicken, so Unicredit. Die Analysten verwiesen auf einen Bericht, wonach einige Mitglieder des EZB-Rats auf der Sitzung am 8. September eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte erörtern wollten. Am Wochenende gab es weitere eher falkenhafte Töne aus dem Kreise der EZB.
Die Dollar-Aufwertung pausiert im asiatisch geprägten Handel am morgen, der Dollarindex büßt 0,1 Prozent ein. Die Deutsche Bank erachtet Währungen aus Schwellenländern wegen steigender Zinsen als attraktiv an - dies gelte vor allem gegenüber dem Euro. Dem gegenüber ist laut Commerzbank weiterhin Skepsis angebracht. Dort verweist man auf die Rede des deutlich taubenhafter eingestellten EZB-Chefvolkswirten Philip Lane, nachdem zuletzt eher falkenhafte Töne aus dem Kreise der EZB zu vernehmen gewesen seien.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 96,63 97,01 -0,4% -0,38 +36,2% Brent/ICE 104,34 105,09 -0,7% -0,75 +40,1%
Die Ölpreise legten um bis zu 4,2 Prozent zu und markierten damit den höchsten Stand seit vier Wochen. "Die wöchentlichen weltweiten Lagerbestände sind um 7,8 Prozent gesunken, und die Opec droht immer noch mit weiteren Produktionskürzungen, falls sich die Wirtschaft verlangsamt. Außerdem befinden wir uns derzeit in der Wirbelsturmsaison mit einem Tropensturm über dem Atlantik", sagte Analyst Dennis Kissler von BOK Financial.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.736,47 1.738,35 -0,1% -1,88 -5,1% Silber (Spot) 18,74 18,78 -0,2% -0,04 -19,6% Platin (Spot) 865,05 867,08 -0,2% -2,03 -10,9% Kupfer-Future 3,60 3,61 -0,3% -0,01 -18,7% YTD zu Vortag
Der Goldpreis zeigte sich stabilisiert nach den jüngst deutlichen Abgaben im Zuge der falkenhaften Aussagen von Fed-Präsident Powell. Tendenziell belastete aber weiterhin die Aussicht auf deutlich steigende Zinsen das zinslose Edelmetall, hieß es.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
KLIMAWANDEL
Selbst ohne eine zusätzliche Erderwärmung in der Zukunft wird das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes Wissenschaftler zufolge zu einem erheblichen Anstieg des Meeresspiegels führen. Laut einer Studie wird allein die bisherige globale Erwärmung einen Verlust des Eisvolumens um 3,3 Prozent verursachen. Das würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 27,4 Zentimeter führen.
UKRAINE-KRIEG
Die ukrainische Armee hat eine Großoffensive im Süden des Landes gestartet. Dabei konzentrieren sich die Kämpfe um die seit Monaten von russischen Truppen besetzte Region um die Großstadt Cherson. In der gesamten Region liefen "starke Artillerieangriffe auf feindliche Stellungen", sagte der stellvertretende Chef des Regionalrats, Serhij Chlan. Russische Quellen bestätigten die Offensive der Ukraine.
In der südukrainischen Region Cherson ist ein ehemaliger Abgeordneter erschossen worden, der in den Dienst der russischen Besatzungstruppen getreten war. Russische Ermittler teilten mit, der stellvertretende Leiter der Militär- und Zivilverwaltung, Alexej Kowalew, sei ermordet worden. In den vergangenen Monaten waren immer wieder Repräsentanten des russischen Besatzerregimes getötet worden.
ÜBERGEWINNSTEUER DEUTSCHLAND
- Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben sich gemeinsam für ein Abschöpfen der exorbitant hohen Gewinne solcher Unternehmen ausgesprochen, die von der aktuellen Energiekrise und den hohen Preisen profitieren. Die Mittel sollten genutzt werden, um Menschen mit kleinen Einkommen und bedürftigen Firmen zu helfen, so Habeck. Von der Leyen betonte zudem, dass man in den Energiemarkt eingreifen und zunächst Sofortmaßnahmen umsetzen müsse, um die steigenden Strompreise zu begrenzen. Daneben sei zu Beginn des kommenden Jahres eine fundamentale Reform des Strommarkts nötig. Der Gaspreis dürfe nicht länger den Strompreis dominieren, so von der Leyen auf einer Diskussionsveranstaltung.
- Um Entlastungen für hohe Energiekosten zu finanzieren, prüft das Bundeswirtschaftsministerium laut einem "Spiegel"-Bericht die Einführung einer Übergewinnsteuer auf Strom, der aus Braunkohle und Erneuerbaren Energien gewonnen wird. Wie der "Spiegel" unter Berufung auf das "Umfeld des Ministeriums" berichtete, gibt es Überlegungen, dass der Staat einen fixen Verbraucherpreis für Strom aus diesen Quellen festlegen könne.
ADLER GROUP
hat Thomas Echelmeyer zum Chief Financial Officer (CFO) berufen. Echelmeyer ist bereits seit dem 1. Juni 2022 interimistisch als CFO tätig. Aus Gründen der Vorsicht hat der Verwaltungsrat zuvor bereits beschlossen, den Aktionären der Adler Group keinen Dividendenvorschlag zu unterbreiten, solange kein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt wurde und wird daher bis auf weiteres auch keine zukunftsgerichtete Aussage zur Dividende treffen, wie es weiter hieß.
UNIPER
Der Betriebsrat und die Gewerkschaften rufen die Bundesregierung um Hilfe und bitten um die Übernahme der Mehrheit bei dem angeschlagenen Konzern: "Sollten weitere Mittel zur Stabilisierung der Situation über das beschlossene Rettungspaket hinaus erforderlich sein und Fortum nicht willens sein, einen Beitrag beizusteuern, möchten wir die Bundesregierung sehr eindringlich darum bitten, ihren Einfluss auf Uniper ausweiten und eine Mehrheitsbeteiligung anzustreben", heißt es in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesfinanzminister Christian Lindner, wie die Rheinische Post berichtet. Bislang plant der Bund den Einstieg bei Uniper mit 30 Prozent.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/raz/ros/flf
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August 30, 2022 01:34 ET (05:34 GMT)
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