DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
FEIERTAGSHINWEIS
FREITAG: In Südkorea bleiben die Börsen wegen des Feiertages "Chuseok" geschlossen.
TAGESTHEMA
Die EZB scheint bei ihren Zinserhöhungen mehr Fahrt aufzunehmen. Nach Zinsschritten von 25 Basispunkten im Juni und 50 Basispunkten im Juli stehen nun 75 Basispunkte auf dem Programm. Oder besser gesagt: Sie liegen auf dem Tisch. Darauf deuten Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern hin, die als geldpolitische Falken eingeordnet werden. Auch viele Ökonomen rechnen inzwischen mit einem großen Zinsschritt um 75 Basispunkte. Die Fed ist im aktuellen Zinszyklus bereits zwei Mal einen solchen Schritt gegangen, doch für die EZB wäre es eine absolute Premiere. Aber was spricht sachlich für einen "sehr großen" Zinsschritt? Wichtigster Grund ist die Inflationsdynamik: Die Teuerung ist so hoch wie nie zuvor (9,1%), sie gewinnt an Breite (Kernteuerung 4,3%), sie steigt von Monat zu Monat stärker als die EZB und andere Analysten erwartet haben, und ein Ende dieser Entwicklung ist bisher nicht abzusehen.
AUSBLICK KONJUNKTUR
-EU 14:15 EZB, Ergebnis der Ratssitzung Hauptrefinanzierungssatz PROGNOSE: 1,25% zuvor: 0,50% Einlagensatz PROGNOSE: 0,75% zuvor: 0,00% -US 14:30 Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche) PROGNOSE: 235.000 zuvor: 232.000 17:00 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) der staatlichen Energy Information Administration (EIA)
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: Stand +/- DAX-Future 13.020,00 +0,3% E-Mini-Future S&P-500 3.986,00 +0,2% E-Mini-Future Nsdq-100 12.289,00 +0,2% Nikkei-225 28.027,71 +2,2% Schanghai-Composite 3.245,11 -0,0% +/- Ticks Bund -Future 145,44 +11 Mittwoch: INDEX Schluss +/- DAX 12.915,97 +0,3% DAX-Future 12.986,00 +1,4% XDAX 12.988,42 +1,4% MDAX 24.996,30 +0,4% TecDAX 2.927,19 +0,2% EuroStoxx50 3.502,09 +0,1% Stoxx50 3.474,84 -0,8% Dow-Jones 31.581,28 +1,4% S&P-500-Index 3.979,87 +1,8% Nasdaq-Comp. 11.791,90 +2,1% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 147,75 +73
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Freundlich - Der DAX dürfte nach den starken US-Vorlagen die 13.000er Marke zumindest testen. Die Sitzung in Europa wird zwar laut Marktteilnehmer ganz im Schatten der EZB verlaufen, "diese hat aber ihren Schrecken verloren, der Markt hat eine große Zinserhöhung um 75 Basispunkten fest eingepreist", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den erwarteten "Jumbo-Zinsschritt". Die kräftig gestiegenen Umsätze vom Mittwoch zeigten, dass es sich bei dem Anstieg nicht nur um Short-Deckungen vor der Sitzung gehandelt habe. "Mit dem jüngsten starken Rückgang der Energiepreise sehen Investoren wieder Perspektiven", so der Marktteilnehmer. Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten zurückkommen, meint er. Entspechende Aussagen von Fed-Vizechefin Lael Brainard zur US-Inflation hatten auch die Stimmung an den US-Börsen gestützt.
Rückblick: Gut behauptet - Stark steigende Versorgeraktien standen im Fokus. Kurstreiber waren Berichte über den geplanten Preisdeckel in Europa für Strom, der mit 200 Euro/MWh relativ hoch liegen soll. RWE kletterten um 7,2 Prozent, zusätzlich getrieben von einer Kaufempfehlung durch Berenberg. Verbund schossen um 13,3 Prozent nach oben. Im MDAX stiegen Encavis um 10 Prozent. Der Stoxx-Subindex der Versorger-Aktien gewann 2,0 Prozent. Unter Druck standen die Stoxx-Indizes der Einzelhändler, der Banken und vor allem der Rohstoff- sowie der Ölaktien, die bis zu 3,1 Prozent verloren. Repsol verloren im Sog schwacher Branchenwerte 4,0 Prozent. Die Spanier verkaufen einen Anteil von 25 Prozent am Fördergeschäft für 4,8 Milliarden Dollar. Der Energiekonzern will damit den Umstieg von fossilen auf Erneuerbare Energien finanzieren.
DAX/MDAX/TECDAX
Etwas fester - Siemens Energy (-3,3%) platzierte nicht unerwartet eine Wandelanleihe über knapp 1 Milliarde Euro. Der Konzern benötigt das Geld für die Komplettübernahme der Windenergietochter Siemens-Gamesa (+0,2%). SGL Carbon kletterten um 12,1 Prozent, nachdem das Grafit-Unternehmen die Jahresprognose erneut erhöht hatte. Nach starken Verlusten im frühen Handel ging es mit Uniper noch 0,5 Prozent nach unten. Zur übergeordneten Gaskrise kamen auf einen Schlag mehrere sehr negative Analystenstimmen. Lufthansa zogen um 3,2 Prozent an. Hier stützte neben dem abgewendeten Pilotenstreik, dass der größte Aktionär, Klaus-Michael Kühne, seine Beteiligung von 15,01 Prozent nun doch weiter aufstocken will. Vitesco gewannen mit einem geplanten Stellenabbau 2,6 Prozent.
XETRA-NACHBÖRSE
Vor allem Werte aus der zweiten und dritten Reihe seien gesucht gewesen, so ein Händler von Lang & Schwarz. Umsätze habe es ohne nachrichtlichen Hintergrund bei SFC Energy (+3,5%) gegeben.
USA - AKTIEN
Fester - Nach den Verlusten am Vortag waren die US-Börsen auf Erholungskurs. Im Blick standen Aussagen von Fed-Vertretern sowie der Konjunkturbericht Beige Book der US-Notenbank, die letztölich aber keine neuen Erkenntnisse brachten im Hinblick auf den nächsten mit 75 Basispunkten erneut groß erwarteten Zinsschritt. Fed-Vizechefin Lael Brainard zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Inflation über die nächsten Monate abschwächen könnte. Entwarnung gab sie aber nicht. Die Präsidentin der Federal Reserve Bank von Cleveland, Loretta Mester, geht zwar nicht von einer Rezession aus, sieht dafür aber erhöhte Risiken. Die Apple-Aktie stieg um 0,9 Prozent und profitierte nicht von der Vorstellung der nächste Serie von iPhones. T-Mobile US (+2,5%) gibt das Festnetzgeschäft an Cogent Communications (-8,3%) ab und konzentriert sich auf das Mobilfunkgeschäft. Netflix (+4,8%) will angesichts des sich verlangsamenden Kundenwachstums nun seine Ausgaben reduzieren. Google-Chef Sundar Pichai will das von ihm geführte Unternehmen um "20 Prozent produktiver" machen, so der Manager auf der Code Conference. Die Aktie der Google-Mutter Alphabet legte um 2,5 Prozent zu. Die Fluggesellschaft United Airlines (+5,5%) hob die Umsatzprognose für das dritte Quartal an.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,44 -6,6 3,51 271,3 5 Jahre 3,36 -9,5 3,46 210,2 7 Jahre 3,34 -8,8 3,43 190,2 10 Jahre 3,27 -8,1 3,35 175,6 30 Jahre 3,40 -10,0 3,50 150,2
Die Notierungen am Anleihemarkt erholten sich deutlich von den kräftigen Abgaben des Vortages. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 8,1 Basispunkte auf 3,27 Prozent.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Mi, 17:01 % YTD EUR/USD 0,9995 -0,1% 1,0008 0,9949 -12,1% EUR/JPY 143,90 +0,0% 143,87 143,75 +10,0% EUR/CHF 1,0240 -0,2% 1,0238 1,0184 -5,9% EUR/GBP 0,8684 +0,1% 0,8675 0,8676 +3,4% USD/JPY 143,98 +0,2% 143,75 144,48 +25,1% GBP/USD 1,1510 -0,2% 1,1537 1,1465 -14,9% USD/CNH 6,9682 +0,1% 6,9590 6,9756 +9,7% Bitcoin BTC/USD 19.304,64 -0,3% 19.369,33 18.905,59 -58,2% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Dollar schwächelte, der Dollarindex gab um 0,6 Prozent nach. Der Euro stieg kräftig um 1,0 Prozent und knackte die Marke von 1,00 Dollar. Am Vortag war die Gemeinschafswährung noch zeitweise auf ein 20-Jahrestief gefallen. Gestützt wurde der Euro von der Erwartung einer starken EZB-Zinserhöhung. "Wir glauben, dass die andauernde Schwäche des Euro-Wechselkurses und zusätzlicher Druck durch importierte Inflation den geldpolitischen Rat (der EZB) dazu reizen könnte, eine Erhöhung vorzunehmen, die größer sein könnte als die der Fed", so Gilles Moec, Chefökonom bei AXA Investment Managers. AXA IM erwartet eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte.
ROHSTOFFE
ÖL / GAS
zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 82,61 81,94 +0,8% +0,67 +16,4% Brent/ICE 88,75 88 +0,9% +0,75 +20,0% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Sehr schwach - Die Ölpreise gaben um bis zu knapp 6 Prozent nach. Schwache Konjunkturdaten aus China hätten den globalen Konjunktursorgen neue Nahrung verliehen und damit den Befürchtungen einer fallenden Ölnachfrage, hieß es aus dem Markt. Auch der europäische Gaspreis gab nach, wenn auch weniger stark.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.715,54 1.718,30 -0,2% -2,76 -6,2% Silber (Spot) 18,48 18,53 -0,3% -0,05 -20,7% Platin (Spot) 865,80 871,00 -0,6% -5,20 -10,8% Kupfer-Future 3,45 3,44 +0,4% +0,01 -22,1% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Goldpreis legte mit dem schwächeren Dollar und den sinkenden Marktzinsen um 0,9 Prozent zu.
MELDUNGEN SEIT MITTWOCH 17.30 UHR
CHINA - Lockdown
Die Behörden haben den Corona-Lockdown in der Mega-Metropole Chengdu verlängert. Die meisten der 21 Millionen Einwohner der Stadt in der südwestlichen Provinz Sichuan dürfen ihre Wohnungen damit weiterhin nicht verlassen. Eigentlich hätte der Lockdown am Mittwoch enden sollen, doch stattdessen erklärte die Stadtverwaltung, die ganze Stadt werde ihren "Angriff in Richtung einer Null-Weiterverbreitung fortsetzen". Daher werde der vor einer Woche ausgerufene Lockdown um eine weitere Woche verlängert.
GELDPOLITIK USA
Fed-Vizechefin Lael Brainard ist zuversichtlich, dass sich die Inflation über die nächsten Monate abschwächen könnte. Entwarnung gab sie aber nicht. "Wir machen so lange weiter wie nötig, um die Inflation zu senken", sagte sie laut Manuskript einer Rede in New York. Die Fed müsse die Zinsen auf ein Niveau erhöhen, welches die Wirtschaft bremse, "um die Zuversicht zu schaffen, dass die Inflation sich auf den Zielwert zubewegt", sagte sie.
IRAN
hat die Anreicherung von Uran nach Angaben der Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) weit über die im Atomabkommen von 2015 vereinbarten Grenzen hinaus fortgesetzt.
JAPAN - Konjunktur
Japans Wirtschaft ist im zweiten Quartal aufgrund höherer Ausgaben von Unternehmen und Haushalten schneller als ursprünglich geschätzt gewachsen. Auf Jahresbasis wuchs das BIP um 3,5 Prozent. Die vorläufige Schätzung von August hatte 2,2 Prozent angezeigt. Die revidierten Daten zeigen, dass die Investitionsausgaben im Vergleich zum Vorquartal um 2 Prozent gestiegen sind, während die erste Schätzung von einem Anstieg um 1,4 Prozent ausgegangen war.
USA - Konjunktur
Die US-Wirtschaft ist laut dem Beige Book der US-Notenbank seit Juli nicht gewachsen. Fünf Distrikte wiesen ein leichtes bis moderates Wachstum auf, fünf weitere verzeichneten eine leichte bis moderate Abschwächung. Das Preisniveau war weiterhin deutlich erhöht.
ÖLVORRÄTE USA
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche um 3,6 Millionen Barrel gestiegen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. Die Benzinbestände verringerten sich um 0,8 Millionen Barrel. Für die offiziellen Daten am Mittwoch erwarten Volkswirte beim Rohöl eine Zunahme von 0,3 Millionen und bei Benzin ein Minus von 1,4 Millionen Barrel.
UNIPER
erhält zusätzliche Kreditoptionen von der staatlichen Förderbank KfW. Ein Sprecher sagte dem Handelsblatt, die Bank habe Anfang der Woche weitere 4 Milliarden Euro bewilligt. Bislang hatte die KfW dem Krisenkonzern einen Kreditrahmen von 9 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
APPLE
hat die nächste Serie von iPhones vorgestellt. Insgesamt gibt es vier neue Smartphones der Reihe iPhone 14 - jeweils zwei Größen in der Basisversion und in der teureren Pro-Version. Zudem kommen drei neue Smartwatches und aktualisierte Kopfhörer. Der Einstiegspreis für das iPhone 14 liegt in Deutschland bei 999 Euro. Beim iPhone Pro sind es 1.299 Euro.
OMV
Der ehemalige Vorstandschef Rainer Seele muss keine Schadensersatzklage seines früheren Arbeitgebers fürchten. Gleichwohl ergaben die Ergebnisse einer Sonderprüfung im Zusammenhang mit einem möglichen Fehlverhalten einen nachlässigen Umgang des ehemaligen CEO "in der Auslegung der strengen Compliance- und Verhaltensregeln der OMV".
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/ros/err/gos
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September 08, 2022 01:33 ET (05:33 GMT)
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