
DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
FEIERTAGSHINWEIS
MONTAG: In Großbritannien bleiben die Börsen wegen des Feiertages Summer Bank Holiday geschlossen.
TAGESTHEMA
Der massiv verschuldete chinesische Immobilienentwickler Evergrande hat im ersten Halbjahr 2023 erneut Verluste verzeichnet. Unter dem Strich stand ein Minus von umgerechnet rund 4,2 Milliarden Euro, wie Evergrande am Sonntag in einer Erklärung auf der Website der Börse in Hongkong mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbierte der Konzern somit seinen Verlust. Ab Montag werden die Aktien des Konzerns wieder an der Hongkonger Börse gehandelt. Seine Schulden schätzt Evergrande nach eigenen Angaben derzeit auf etwa 303,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig schwindet die Liquidität des Unternehmens: Evergrande verfügt nur noch über rund 515 Millionen Euro an Barmitteln - im Vergleich zu etwa etwa 1,85 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Die Führung in Peking hat in den vergangenen Wochen versucht, die Branche wieder mehr zu unterstützen. So erhalten Immobilienentwickler mittlerweile wieder mehr Kredite und Auflagen wurden gelockert.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
15:30 DE/Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), PK zu Ergebnis
der Urabstimmung zum Schlichterspruch im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn
AUSBLICK KONJUNKTUR
- EU 10:00 EZB, Geldmenge M3 und Kreditvergabe Juli Geldmenge M3 PROGNOSE: 0,0% gg Vj zuvor: +0,6% gg Vj
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- E-Mini-Future S&P-500 4.416,25 +0,0% E-Mini-Future Nsdq-100 14.978,00 -0,0% Nikkei-225 32.136,75 +1,6% Schanghai-Composite 3.120,06 +1,8% Hang-Seng-Index 18.211,85 +1,4% Freitag: INDEX Schluss +/- DAX 15.631,82 +0,1% DAX-Future 15.730,00 +0,9% XDAX 15.696,67 +0,9% MDAX 26.999,47 -0,4% TecDAX 3.082,55 -0,2% EuroStoxx50 4.236,25 +0,1% Stoxx50 3.921,96 -0,1% Dow-Jones 34.346,96 +0,7% S&P-500-Index 4.405,73 +0,7% Nasdaq-Comp. 13.587,15 +0,9% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 132,16 -28
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Die europäischen Aktienmärkte werden zum Wochenstart leicht höher erwartet. Die Richtung gibt die Wall Street vor, an der es nach Handelsschluss in Europa noch leicht nach oben ging. Die Reden der Notenbanker in Jackson Hole lieferten keine entscheidenden Impulse. US-Notenbank-Chef Jerome Powell bekräftigte das Bestreben der Fed, das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen, und behielt eine vorsichtige Haltung bei. Er begrüßte den langsameren Preisanstieg in den USA inmitten strafferer Finanzbedingungen und allmählich nachlassender Angebotsbeschränkungen. An der Börse wurde mit "higher for longer" bei den Leitzinsen bereits vor dem Notenbank-Treffen gerechnet, allenfalls sind die Erwartungen an steigende US-Leitzinsen per September am Zinsmarkt leicht gestiegen. Der Datenkalender ist zum Start in die Woche wie leergefegt, auch der Nachrichtenfluss vom Wochenende hat wenig neue Erkenntnisse geliefert. Mit Blick auf die Umsätze ist zudem mit einem niedrigen Volumen zu rechnen, da die Marktteilnehmer aus Großbritannien wegen eines Bankfeiertages zum Wochenstart fehlen.
Rückblick: Die mit großer Spannung erwartete Rede von Fed-Präsident Jerome Powell in Jackson Hole wurde leicht falkenhaft aufgenommen. Die Indizes schlossen daher in der Nähe des Tagestiefs. Erst nach Börsenschluss äußerte sich EZB-Chefin Christine Lagarde. Nach den schwachen Einkaufsmanagerindizes waren die Zinserhöhungserwartungen im Euroraum gefallen. Der enttäuschend ausgefallene deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex belastete nicht. Nach den zuletzt teils sehr schwachen Einkaufsmanagerindizes stellte der Ifo keine Überraschung mehr dar. Watches of Switzerland knickten um 20,9 Prozent ab. Sehr negativ für das Geschäftsmodell kam an, dass Rolex 100 Ladengeschäfte des Uhreneinzelhändlers Bucherer übernimmt.
DAX/MDAX/TECDAX
Gut behauptet - Mit einem Minus von 2,9 Prozent schlossen Tui knapp über Allzeittief. Die Aussichten des Tourismuskonzerns wurden trübe gesehen, weil Europa wohl auf eine Rezession zusteuert. Covestro verloren 2,2 Prozent, nachdem sie am Vortag 3,5 Prozent zugelegt hatten. Am Donnerstag hatte ein Bericht gestützt, demzufolge zwei Investoren das Unternehmen aufgefordert haben sollen, Übernahmegespräche mit Adnoc aufzunehmen. Nun gab es in dieser Sache aber nichts Neues mehr.
XETRA-NACHBÖRSE
Das nachbörslichen Geschäft verlief "ruhig", so ein Händler von Lang & Schwarz. Es habe keine auffallenden Kursbewegungen gegeben.
USA - AKTIEN
Fester - Die Börsen erholten sich von den kräftigen Vortagesverlusten wieder etwas. Im Fokus stand die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell auf dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole. Dieser hielt sich hinsichtlich der künftigen Geldpolitik der Fed alle Optionen offen. Jedoch wurden Einlassungen Powells zur Inflation am Markt als eher falkenhaft aufgenommen, was die Börsen kurzzeitig ins Minus drückte. Konjunkturseitig hat sich die Stimmung bei den für die US-Wirtschaft besonders wichtigen US-Verbraucher im August eingetrübt. Gap zogen nach uneinheitlichen Zweitquartalszahlen um 7,2 Prozent an. Der Bekleidungseinzelhändler übertraf beim Gewinn die Marktschätzungen. Für Workday ging es 5,4 Prozent nach oben. Das Cloud-Unternehmen für Finanz- und Personalwesen hat im zweiten Quartal mit dem bereinigten Gewinn die Marktprognosen überboten und einen 16-prozentigen Umsatzsprung verbucht. Dagegen gaben Marvell Technology 6,6 Prozent nach. Der Ausblick auf das laufende dritte Quartal blieb hinter den Erwartungen. Affirm schossen um 28,8 Prozent nach oben, das Mietkaufunternehmen setzte mehr um als gedacht und grenzte den Verlust deutlicher als vorausgesagt ein. Hawaiian Electric knickten um 18,6 Prozent ein, nachdem der Versorger die Dividende ausgesetzt hat. Mehr als zwei Wochen nach der Brandkatastrophe auf der hawaiianischen Insel Maui verklagt der Landkreis den wichtigsten örtlichen Stromversorger.
USA - ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 5,07 +5,7 5,01 64,7 5 Jahre 4,44 +2,4 4,42 44,0 7 Jahre 4,36 +1,4 4,35 39,2 10 Jahre 4,23 -1,4 4,24 34,6 30 Jahre 4,28 -2,6 4,30 30,9
Am Anleihemarkt zeigten sich die Renditen uneinheitlich. Während sie am kurzen Ende weiter zulegten, gaben sie bei den Papieren mit längerer Laufzeit etwas nach. Am Vortag hatten wieder zunehmende Spekulationen über weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank für wieder ansteigende Renditen gesorgt.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Fr, 17:28 Uhr % YTD EUR/USD 1,0810 +0,1% 1,0797 1,0787 +1,0% EUR/JPY 158,22 +0,1% 158,11 157,75 +12,7% EUR/CHF 0,9544 -0,0% 0,9547 0,9548 -3,6% EUR/GBP 0,8577 -0,0% 0,8580 0,8578 -3,1% USD/JPY 146,35 -0,1% 146,45 146,26 +11,6% GBP/USD 1,2604 +0,2% 1,2584 1,2575 +4,2% USD/CNH 7,2885 +0,0% 7,2857 7,2958 +5,2% Bitcoin BTC/USD 25.985,85 -0,3% 26.060,13 25.952,34 +56,5% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Am Devisenmarkt notierte der Dollar nach den Ausführungen Powells zunächst fester, kam dann aber wieder etwas zurück. Der Dollar-Index stieg schließlich um 0,1 Prozent.
ROHSTOFFE
ÖL / GAS
ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 79,95 79,83 +0,2% +0,12 +2,1% Brent/ICE 84,53 84,48 +0,1% +0,05 +2,3% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Die Ölpreise legten zu. Die Preise für die Sorten WTI und Brent erhöhten sich um bis zu 1,6 Prozent. Marktteilnehmer verwiesen auf einen Brand in einer Ölraffinerie von Marathon Petroleum in den USA, der Sorgen über einen Rückgang der weltweiten Kraftstoffvorräte weiter verstärkte.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.916,79 1.915,35 +0,1% +1,44 +5,1% Silber (Spot) 24,20 24,23 -0,1% -0,04 +1,0% Platin (Spot) 947,23 947,45 -0,0% -0,23 -11,3% Kupfer-Future 3,78 3,76 +0,4% +0,01 -1,0% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Goldpreis gab mit dem moderat festeren Dollar leicht nach. Der Preis für die Feinunze sank um 0,2 Prozent.
MELDUNGEN SEIT FREITAG 17.30 UHR
UKRAINE-KRIEG
Vier Tage nach dem Absturz eines Privatflugzeugs in Russland ist der Tod von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin nach Angaben der russischen Ermittler durch DNA-Tests bestätigt. Bei den genetischen Untersuchungen seien alle zehn Todesopfer des Absturzes identifiziert worden, erklärte das russische Ermittlungskomitee am Sonntag.
EZB
Zentralbanken könnten nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde durch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie den Klimawandel, die Energiewende und eine Neuausrichtung von Lieferketten mehr Schwierigkeiten bei der Inflationsbekämpfung bekommen. "Wir werden wahrscheinlich mehr Schocks von der Angebotsseite sehen", sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole.
GELDPOLITIK USA
Um die Inflation zu bekämpfen, wird es wahrscheinlich noch einer weiteren Zinserhöhung in den USA bedürfen, auf die dann eine Phase in Wartestellung folgen werde. Wie Loretta Mester, Präsidentin der Cleveland Federal Reserve Bank am Samstag sagte, müsse die nächste und möglicherweise vorerst letzte Zinserhöhung der Fed "nicht unbedingt im September erfolgen, aber ich denke, in diesem Jahr", sagte sie. Zudem könnte sie ihre frühere Ansicht überdenken, wonach Zinssenkungen Ende 2024 beginnen könnten.
SCHULDENBREMSE DEUTSCHLAND
Der Wirtschaftsweise Achim Truger hat die Bundesregierung angesichts der Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft aufgefordert, das Festhalten an der Schuldenbremse aufzugeben. "Die Krise darf nicht durch eine restriktive Finanzpolitik verschärft werden. Generelle Ausgabenkürzungen sind kontraproduktiv, stattdessen sollten die öffentlichen Investitionen gestärkt werden. Die Haushaltskonsolidierung kann warten", sagte das Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung.
EINSPRUCH HAFTVERLÄNGERUNG GERSHKOVICH
Die Anwälte des inhaftierten Wall Street Journal-Reporters Evan Gershkovich haben Berufung gegen die Entscheidung eines Moskauer Gerichts eingelegt, seine Untersuchungshaft bis zum 30. November zu verlängern. Gershkovich, ein 31-jähriger amerikanischer Staatsbürger, der von den russischen Behörden als Auslandskorrespondent akkreditiert wurde, wurde am 29. März während einer Recherche festgenommen. Der russische Geheimdienst FSB wirft ihm Spionage vor, eine Anschuldigung, die er, das Wall Street Journal und die US-Regierung vehement zurückweisen.
RATING ÖSTERREICH
S&P Global Ratings hat das langfristige Rating für Österreich mit AA+ bestätigt. Auch die kurzfristige Einstufung wurde mit A-1+ beibehalten. Der Ausblick ist weiter stabil.
BAYER
ist nach Einschätzung von Investor Artisan Partners ein "Konglomerat", das größere Veränderungen vornehmen müsse, darunter die "Entflechtung" von zwei seiner drei Geschäftsbereiche. Das Unternehmen habe "jede Menge Probleme", unter anderem eine zu hohe Verschuldung. Zudem halte Artisan Partners die Pharma-Sparte und das Geschäft mit verschreibungsfreien Gesundheitsprodukten (OTC) für zu klein.
DEUTSCHE BAHN
Eine klaffende Finanzierungslücke für die Sanierung des maroden Schienennetzes von zwei 2 Milliarden Euro im nächsten Jahr soll laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel per Kapitalerhöhung durch den Bund geschlossen werden. Der Sanierungsbedarf bei der Schiene belaufe sich bis 2027 auf rund 45 Milliarden Euro, bestätigte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage von Dow Jones Newswires. Bis dahin sehe die Haushaltsplanung 11,5 Milliarden Euro für das Bahnnetz vor, 12,5 Milliarden kämen zusätzlich aus dem Klima- und Transformationsfonds.
STEAG
Der spanische Infrastrukturfonds Asterion übernimmt den Stromkonzern und hat mit seiner Offerte wohl den anderen Bieter EPH, der als Juniorpartner die RAG-Stiftung an Bord hatte, ausgestochen. Es sei mit dem Konsortium Kommunale Beteiligungsgesellschaft (KSBG) ein Kaufvertrag unterzeichnet worden, teilte Asterion mit. Die Transaktion bewerte Steag mit einem Unternehmenswert von rund 2,6 Milliarden Euro.
THYSSENKRUPP NUCERA
Der Wasserstoffspezialist ist mit Hilfe des anlaufenden Elektrolyseurgeschäfts im dritten Geschäftsquartal (per Ende Juni) stark gewachsen. Angetrieben von der Abwicklung der beiden Großprojekte in Saudi-Arabien und Rotterdam kletterte der Umsatz von 99 auf 187 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das Unternehmen legte nach seinem Börsengang Anfang Juli erstmals eine Zwischenbilanz vor. Das Neugeschäft legte um 13 Prozent auf 242 Millionen Euro zu.
AUTOMOBILINDUSTRIE USA
In der anstehenden Tarifrunde bei den drei großen Autoherstellern in Detroit könnte es im September zu Streiks kommen. Die Beschäftigten ermächtigten mit überwältigender Mehrheit die Führung der United Auto Workers, zu einem Streik aufzurufen, sollte bis Mitte September keine Einigung für eine Nachfolgeregelung für die dann auslaufenden Verträge gefunden sein.
IMMOBILIENKRISE CHINA
Der in finanziellen Schwierigkeiten steckende und hoch verschuldete chinesische Immobilienkonzern Country Garden hat die Frist für eine Abstimmung seiner Gläubiger über einen Zahlungsaufschub verschoben. Die Entscheidung soll nun erst bis Donnerstag fallen, wie Bloomberg berichtete.
AMGEN
Die Federal Trade Commission (FTC) in den USA hat ihre Anfechtung der 27,8 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Horizon Therapeutics durch Amgen ausgesetzt. Damit wird Zeit gewonnen, einen Vergleich zu prüfen, der den Abschluss der Transaktionen unter Auflagen ermöglichen würde.
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(END) Dow Jones Newswires
August 28, 2023 01:35 ET (05:35 GMT)
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