DJ JPM-CEO sieht Finanzkrise noch nicht ausgestanden - WamS
FRANKFURT (Dow Jones)--Der CEO der US-Bank J.P. Morgan Chase, James Dimon, hält die Finanzkrise noch nicht für ausgestanden: "Wir können nur mutmaßen, wie tief und lange die Rezession in den Vereinigten Staaten wirklich geht und wie sich das dann wieder auf die Banken auswirkt", sagte Dimon im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". Zwar seien 75% der faulen Kredite abgearbeitet, die aus der Hypothekenkrise resultierten. "Aber wir sind mit der Krise noch lange nicht durch."
Dimon sorgte im März für Furore, als er innerhalb von 72 Stunden der Übernahme der angeschlagenen Investmentbank Bear Stearns zustimmte und nun zehn USD pro Bear-Stearns-Aktie bezahlen wird, nachdem das Papier rund ein Jahr zuvor noch 170 USD wert war. Dimon ist zuversichtlich, die Übernahme schneller abschließen zu können als bislang angekündigt: Es gehe "jetzt vor allem darum, die wichtigsten Kunden und die besten Mitarbeiter zu halten. Deshalb muss alles sehr schnell gehen. Ich hoffe, dass wir diese Transaktion noch vor dem 30. Juni abschließen können, also schneller als geplant." Es bliebe allerdings immer das Risiko von Rechtsstreitigkeiten.
Angesichts der Erfahrungen in der Branche hält es der CEO von J.P.Morgan Chase für sinnvoll, die Freiheit der Investmentbanken zu begrenzen. "Damit meine ich zum Beispiel die Praxis, bei komplizierten Transaktionen mit Derivaten sich sofort den gesamten Gewinn gutzuschreiben und dann darauf zu hoffen, dass die Papiere nicht im Wert drastisch verfallen." Auch für die Mitarbeiter seien so kurzfristige und damit völlig falsche Anreize gesetzt worden.
Weder an der Citigroup noch an deren Deutschland-Geschäft hat Dimon Interesse. Zu dem Privatkundengeschäft der Citigroup in Deutschland sagte Dimon: "Aus meiner heutigen Sicht wären Übernahmen dieser Art Zeitverschwendung."
DJG/ros
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May 04, 2008 05:51 ET (09:51 GMT)
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