DJ Gericht legt Basis für Verkauf von Lehman-Aktiva an Barclays
NEW YORK (Dow Jones)--Das Insolvenzgericht in New York hat die Basis für den stückweisen Verkauf der zahlungsunfähigen US-Investmentbank Lehman Brothers an die Barclays plc gelegt. Am Mittwoch erteilte das Gericht unter dem Vorsitz von Richter James Peck nicht nur die vorläufige Genehmigung für die 1,75 Mrd USD schwere Transaktion, sondern auch für einen Übergangskredit von 200 Mio USD von der britischen Bank.
Die endgültige Genehmigung soll nach Aussage von Peck am Freitag erfolgen. Der Verkauf könnte nun nur noch verhindert werden, wenn bis Freitag ein konkurrierendes Kaufangebot vorliegt, das die zur Disposition stehenden Lehman-Aktiva mit mindestens 1,875 Mrd GBP bewertet.
Damit lehnte das Gericht mit Verweis auf die Besonderheit der Situation die Forderungen der Gläubiger nach einer längeren Frist zur Überprüfung der Transaktion ab. Daniel Golden, Anwalt des Gläubigerkonsortiums, hatte Richter Peck nach mehr Zeit ersucht, um zu überprüfen, ob das Angebot die Vermögenswerte fair bewertet.
Nach Meinung des Gläubigervertreters ist die nun vom New Yorker Insolvenzgericht getroffene Entscheidung quasi ein Freibrief für Barclays: Die Entscheidung des Gerichts sei so ausgelegt, dass die Barclays-Offerte beschützt werde und letztlich kein anderer Kaufinteressent ein konkurrierendes Angebot abgeben könne, sagte Anwalt Golden.
Der Verkauf muss nach Angaben von Lehman Brothers möglichst schnell über die Bühne gehen, ansonsten droht das Risiko eines "erheblichen" Wertverlustes der zum Verkauf stehenden Aktiva.
In der Nacht zum Mittwoch hatten sich Barclays und Lehman Brothers auf einen Verkauf des nordamerikanischen Investmentbanking- und Kapitalmarkt-Geschäfts der US-Investmentbank sowie deren Hauptquartier in New York und zwei Datenzentren geeinigt. Der Gesamtwert der Aktiva liegt nach Barclays-Angaben bei rund 1,75 Mrd USD.
Am teuersten zu stehen kommt die britische Bank dabei der Kauf des Lehman-Hauptquartiers und der im US-Bundesstaat New Jersey gelegenen Datenzentren, für die die britische Bank umgerechnet rund 1,5 Mrd USD hinblättern wird. Das Wertpapier- sowie das Kapitalmarktgeschäft des US-Wettbewerbers werden das britische Finanzinstitut dagegen gerade einmal 250 Mio USD kosten.
Der Wert der in den Segmenten vorhandenen Wertpapieren liegt nach Angaben von Barclays bei geschätzt 72 Mrd USD. Im Gegenzug übernimmt die britische Bank Verbindlichkeiten von 68 Mrd USD. Am Markt wurde die Transaktion für Barclays positiv beurteilt: Teilnehmer bewerteten die Übereinkunft am Vortag als "Deal der Deals" und "einmalige Möglichkeit" für die britische Bank.
Webseiten: http://www.lehman.com http://www.barclays.com DJG/DJN/ncs/cbr
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September 18, 2008 06:13 ET (10:13 GMT)
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