Anzeige
Mehr »
Login
Sonntag, 28.04.2024 Börsentäglich über 12.000 News von 686 internationalen Medien
Nurexone Biologic: Jetzt diese wirklich einzigartige Chance ergreifen?
Anzeige

Indizes

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Aktien

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Xetra-Orderbuch

Fonds

Kurs

%

Devisen

Kurs

%

Rohstoffe

Kurs

%

Themen

Kurs

%

Erweiterte Suche
Dow Jones News
10 Leser
Artikel bewerten:
(0)

Börse Frankfurt/Hüfners Wochenkommentar: Das Ende der Deflation

DJ Börse Frankfurt/Hüfners Wochenkommentar: Das Ende der Deflation

24. Juli 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Je stärker die Preise fallen, 
umso weniger scheinen sich die Menschen für Deflation zu interessieren. In 
den USA liegt der Verbraucherpreisindex inzwischen um 1,4 Prozent unter 
Vorjahr, in der Schweiz um 1 Prozent und Europa um 0,1 Prozent. Trotzdem ist 
Deflation kein Thema. Die wichtige Rede des amerikanischen 
Notenbankpräsidenten Bernanke in dieser Woche vor dem Kongress beschäftigte 
sich fast ausschließlich mit den Gefahren der Preissteigerung. Von Deflation 
war nicht oder fast nicht die Rede. Wie kommt es, dass sich inzwischen 
selbst in den USA niemand mehr um Deflation kümmert? Wie steht es mit den 
Inflationsgefahren wirklich? Und wie kann man darauf reagieren? 
 
Ich hatte bereits vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass die 
Deflationsgefahren nur eine vorübergehende Erscheinung sind. Das bestätigt 
sich jetzt. Fast genau vor einem Jahr erreichte der Ölpreis mit fast 160 
US-Dollar je Barrel seinen Höhepunkt. Von dann an ist er bis En-de 2008 um 
75 Prozent eingebrochen. Auch die Preise für andere Rohstoffe gingen in den 
Keller. Dazu kam die schlechte Konjunktur. All das wirkte sich natürlich im 
Index der Verbraucherpreise aus. Er verringerte sich in der zweiten Hälfte 
des Jahres in den USA um 4,5 Prozent, in der Eurozone um 1,5 Prozent. Das 
war die Deflation. 
 
Damit ist es jetzt aber vorbei. Die Rohstoffpreise sind seit Jahresbeginn 
wieder gestiegen. Die Nahrungsmittelpreise haben sich auf niedrigem Niveau 
stabilisiert. Die Rezession hat ihren Boden erreicht. 
 
Die Verbraucherpreise steigen wieder. Nur zeigt sich das noch nicht in den 
Veränderungsraten im Vorjahresvergleich. Diese Veränderungen spiegeln 
nämlich nicht nur die aktuelle Entwicklung wider, sondern auch die der 
letzten zwölf Monate. Sie reagieren also immer etwas verspätet. Bis 
September sollte das Ende der Deflation aber auch in den Vorjahreszahlen 
angekommen sein. Dann gibt es wieder Preissteigerung. Selbst wenn sich die 
Preise in den kommenden Monaten nicht mehr erhöhen sollten (was ich nicht 
glaube), wird die Inflationsrate basisbedingt ansteigen. In den USA läge sie 
im Dezember wieder bei 2,6 Prozent, in der Eurozone bei 1,4 Prozent. Die 
Deflation ist vergessen. 
 
Im nächsten Jahr wird sich an diesen Raten vermutlich nicht viel ändern. 
Sollte die konjunkturelle Erholung überraschend stärker ausfallen, dann kann 
sich die Preissteigerung erhöhen, allerdings wegen der vielen 
unausgelasteten Kapazitäten nur in Grenzen. Sollte das gesamtwirtschaftliche 
Wachstum dagegen zurückfallen (entsprechend dem Muster des konjunkturellen 
"W"), dann könnte sich die Inflationsrate etwas verringern. In jedem Fall 
muss man sich bei den Preisen 2009/10 vorerst keine größeren Sorgen machen. 
Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Inflation in dieser Zeit 
wegen zu guter Konjunktur aus den Fugen gerät. Die Raten bleiben mit größter 
Wahrscheinlichkeit in etwa innerhalb der von den Zentralbanken angepeilten 
Zielzonen. Nur wenn die Konjunktur weltweit ganz wegkippt (also das 
japanische Modell hoch 2), mit entsprechenden Wirkungen auf die 
Rohstoffpreise, geht auch die Inflation wieder zurück. Danach sieht es im 
Augenblick aber nicht aus. 
 
Das ist aber nur die eine Hälfte der Geschichte. Jeder weiß, dass hinter den 
Kulissen dunkle Wolken aufziehen. Da ist einmal der über alle bisherigen 
Vorstellungen hinausgehende Anstieg der Staatsverschuldung. 
 
Er ist noch nicht zu Ende. Zum Teil wird über weitere Konjunkturprogramme 
gesprochen, auch Programme 
 
für die Banken, um sie zu mehr Krediten anzuregen. Hinzu kommen die 
wegbrechenden Steuereinnahmen. Und dazu dann auch noch Mehrausgaben wegen 
der steigenden Arbeitslosigkeit. In Deutschland wird sich nach den 
Berechnungen der Regierung allein das Defizit des Bundes 2010 noch einmal 
verdoppeln. 
 
Das andere ist die extrem starke Aufblähung der Liquidität durch die lockere 
Geldpolitik. Auch hier liegt der Höhepunkt noch nicht hinter uns. Die 
Europäische Zentralbank hat erst vor einigen Tagen damit begonnen, im Rahmen 
ihres neuen Programmes Pfandbriefe am Kapitalmarkt zu kaufen. Sie hat den 
Banken Liquidität für ein Jahr in Höhe von 440 Milliarden Euro zur Verfügung 
gestellt. Manch einer sagt, das sei für die Preise nicht so schlimm, denn 
das Wachstum der Geldmenge M3 habe sich binnen Jahresfrist von knapp 10 auf 
inzwischen nur noch 3,7 Prozent verringert. Diese Zahlen sind jedoch wegen 
der niedrigen Zinsen verzerrt. Nimmt man die Geldmenge M1 - das sind die 
Bargeldbestände plus die Sichteinlagen, also das Geld, das unmittelbar als 
Kaufkraft an den Märkten zur Verfügung steht -, so zeigt sich eine deutliche 
Beschleunigung des Wachstums. stagnierte vor einem Jahr, heute steigt es um 
knapp 8 Prozent. 
 
Hier hat sich eine neue Blase gebildet. Wir wissen inzwischen, wie 
gefährlich Blasen sein können. Hohe Staatsverschuldung und überbordende 
Liquidität ergeben zwangsläufig Inflation - allerdings erst, wenn sich die 
Konjunktur wieder erholt und die Unternehmen die Preise auf den Märkten 
erhöhen können. Diese Bedingung wird so wie es jetzt aussieht frühestens 
2011/12 gegeben sein. Zentralbanken und Regierungen haben also noch Zeit, um 
die Blase zu entschärfen. Auch Anleger können sich mit der Vorbereitung Zeit 
lassen. 
 
Wie schützt man sich am besten gegen Inflation? Die üblichen Rezepte sind 
bekanntlich Sachwerte, also Gold, solide Aktien, Immobilien und Rohstoffe. 
Anleihen sind kontraproduktiv, weil bei steigenden Renditen die Kurse 
fallen. Ein Ausweg sind hier Floater, bei denen der Zins an die veränderten 
Marktgegebenheiten angepasst wird. Hier gibt es zwei Modelle: Entweder die 
regelmäßige Anpassung der Zinsen an die Inflationsrate oder aber die 
Anpassung an den Geldmarktsatz (zum Beispiel den 3- oder 6-Monatssatz bei 
Euribor). 
 
Ein Leser fragte dieser Tage, welche Variante hier die bessere sei. Meine 
Antwort: Unter den absehbaren Bedingungen sind Produkte, die an den Euribor 
gekoppelt sind, eindeutig die bessere Lösung. Der Grund liegt darin, dass 
der gefährliche Anstieg der Inflation vermutlich erst 2011/12 kommen wird. 
Erst dann wird sich die Rendite von inflationsgeschützten Produkten erhöhen. 
Die Entwicklung des Euribors dagegen folgt weitgehend der Zinspolitik der 
Zentralbanken. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die 
Zentralbanken früher reagieren. Sie wollen einen Anstieg der Inflation ja 
schon verhindern bevor er kommt. Ich vermute, dass die Geldmarktsätze 
bereits im Verlauf des kommenden Jahres angehoben werden. Wer auf den 
Euribor setzt, hat also schon dann höhere Zinsen und nicht erst, wenn die 
Preissteigerung tatsächlich in die Höhe geht. 
 
© 24. Juli 2009/Martin Hüfner 
 
Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon Asset Management S.A. 
Er war viele Jahre Chefvolkswirt beziehungsweise Senior Economist bei der 
HypoVereinsbank und der Deutschen Bank. In Brüssel leitete er den 
renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der 
Europäischen Bankenvereinigung. Hüfner schreibt für große internationale 
Zeitungen wie die Neue Züricher Zeitung oder die Schweizer Finanz und 
Wirtschaft sowie für große Zeitungen in Deutschland. Er ist Autor mehrerer 
Bücher, u. a. "Europa - Die Macht von Morgen" und "Comeback für 
Deutschland". 
 
Disclaimer 
Die nachfolgenden News werden Ihnen direkt von der Redaktion von 
boerse-frankfurt.de bereitgestellt. Die hierin enthaltenen Angaben und 
Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Keine der hierin 
enthaltenen Informationen begründet ein Angebot zum Verkauf oder die Werbung 
von Angeboten zum Kauf eines Wertpapiers. 
 
 

(END) Dow Jones Newswires

July 24, 2009 08:30 ET (12:30 GMT)

Großer Insider-Report 2024 von Dr. Dennis Riedl
Wenn Insider handeln, sollten Sie aufmerksam werden. In diesem kostenlosen Report erfahren Sie, welche Aktien Sie im Moment im Blick behalten und von welchen Sie lieber die Finger lassen sollten.
Hier klicken
© 2009 Dow Jones News
Werbehinweise: Die Billigung des Basisprospekts durch die BaFin ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend zu informieren, insbesondere über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers. Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.