
Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat offenbar jahrzehntelang im Auftrag des Kanzleramts bei Nato-Verbündeten spioniert. Das geht einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge aus BND-Akten hervor.
So habe der Geheimdienst 1968 die "Nato-Länder, vorrangig USA, Frankreich" an vierter Stelle auf einer Spionage-Wunschliste geführt, die das Kanzleramt abgesegnet habe. Davor hätten nur Ostblockstaaten rangiert. Aufklärungsschwerpunkt sollte bei den Alliierten "Nato- und andere Bündnisfragen" sein, schreibt der "Spiegel" weiter. Auch in der Regierungszeit Helmut Schmidts seien die USA, Frankreich und Großbritannien beim BND der "Interessenstufe 2" ("hohes Interesse") zugeordnet worden. Der Geheimdienst habe zum Beispiel vertrauliche Unterlagen aus den Verhandlungen besorgt, die die Briten 1959 mit anderen europäischen Ländern über die Freihandelszone Efta führten. 1961 habe sich Kanzler Konrad Adenauer "außerordentlich daran interessiert", vom BND Genaueres zu Äußerungen des stellvertretenden US-Außenministers Chester Bowles zu erfahren. Nach Angaben von BND-Veteranen werden die westlichen Verbündeten inzwischen nicht mehr als Spionage-Ziel geführt, schreibt der "Spiegel" weiter.