Genf - Auch wenn der Sommer gerade erst begonnen hat, sind die Augen der Finanzmarktakteure bereits auf den Herbst gerichtet. Die Frage nach der Normalisierung der US-Zinsen spukt bereits in allen Köpfen. Selbst wenn Anleger mehrheitlich nach wie vor überzeugt sind, dass die US-Notenbank ihre Zinsen nicht vor Dezember 2015 erhöhen wird, ist nach unserer Einschätzung ein solcher Schritt schon im September immer noch wahrscheinlich.
Die Anhebung der Zinsen ist in mehrerlei Hinsicht von Bedeutung. Zunächst einmal, weil es sich hierbei um die erste Erhöhung seit acht Jahren handelt! Aber auch, weil dieser Kurswechsel in der Geldpolitik den besten Beweis liefern würde, dass wir uns endlich in der zweiten Phase des Wirtschafts- und Finanzzyklus befinden, der 2009 begonnen hat.
Sprung ins Unbekannte
Die Anhebung der US-Zinsen stellt jedoch einen Sprung ins Unbekannte dar. Während die Durchführung einer unkonventionellen Geldpolitik 2008 etwas Neuartiges war, haben wir uns in den letzten Jahren daran gewöhnt, mit den Effekten massiver Liquiditätsspritzen in das System zu leben. Demgegenüber weiss niemand, welche Konsequenzen die Abkehr von einer solchen Politik mit sich bringt, weil die USA dabei die ersten sind. Neben der Entscheidung, die Kosten des Geldes zu erhöhen, stellt sich unvermeidlich die Frage, wann die Fed den Umfang ihrer Bilanz reduzieren will. Diese hat inzwischen mehr als 4,5 Billionen Dollar erreicht - im Vergleich zu 800 Millionen vor der Krise. Welche Folgen eine solche Rückführung der Bilanzsumme auf das Vertrauen der Akteure hat, ist ...