Nach Auffassung des früheren EU-Kommissars Pascal Lamy steht die EU vor einer "Amputation": Darauf müsse sie mit der eigenen Stärkung antworten, sagte Lamy dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe). "Wir müssen zeigen, dass wir gemeinsam mehr erreichen als die einzelnen Staaten alleine."
Dabei gehe es "um den Binnenmarkt, die Besteuerung der Unternehmen, ein Erasmus-Programm für Auszubildende". Auf dem Gebiet der Ideologie müsse Europa die Populisten zurückdrängen, indem es die "Europäische Erzählung" erneuere: "Die bestand einmal in dem Wunsch, keinen Krieg mehr zu erleben. Aber das trägt nicht mehr." Heute gehe es darum nicht "Washington oder Peking" darüber entscheiden zu lassen, welchen Grad an Gleichheit oder wie viel Umweltschutz die Europäer wollen.
Es sei jetzt die Aufgabe der britischen Regierung, sich jetzt rasch über die künftigen Beziehungen zur EU zu äußern: "Sie müssen jetzt sagen, was sie wollen. Es gibt ja Modelle für die Beziehungen zur EU: das norwegische, das schweizerische, das türkische. Aber dann müssen die Briten unsere Standards akzeptieren, ohne noch Einfluss zu haben."