Eugen Weinberg, Head Commodity Research, Commerzbank AG im Gespräch über die Welt der Edelmetalle, Silber als neue Alternative, ausgereizte Preispotenziale und die zwei Herzen in seiner «Rohstoff-Brust».
payoff: Herr Weinberg, die Edelmetalle glänzen derzeit höchst unterschiedlich. Beginnen wir mit Gold. Wird der Goldpreis in den nächsten Monaten gar dreistellig?
Eugen Weinberg: An den Finanzmärkten kann man ja grundsätzlich nichts ausschliessen und der Goldmarkt ist da keine Ausnahme. Jedoch scheint mir der Pessimismus in Bezug auf Gold bereits überzogen. Jedenfalls rechnen wir nicht damit, dass der Goldpreis unter 1'000 USD je Unze fallen wird.
…was macht Sie da so sicher?
Dafür müsste Gold in den Augen der meisten Marktteilnehmer wieder ein normaler Rohstoff werden, der von der Schmucknachfrage und der Minenproduktion abhängt. Als normaler Rohstoff, dessen Preis hauptsächlich von den Herstellungskosten abhängt, wäre der Goldpreis von über 1'000 USD je Unze in der Tat zu hoch. Gold ist allerdings kein Rohstoff sondern hat sich in den vergangenen 10-15 Jahren zu einem Anlagemetall entwickelt, einer Alternativwährung und einer Art Versicherung gegen die Marktrisiken. Wir sind überzeugt, dass Gold diesen Status langfristig erhalten wird.
Welche preisbeeinflussende Eigenschaft könnte sich aus der neuen US-Regierung bei Gold ergeben?
Das bleibt abzuwarten. Zu gross ist aktuell die Versuchung, die Aktionen der neuen Regierung Trump bereits im Vorfeld zu antizipieren und sich entsprechend zu positionieren. Das ist allerdings nicht möglich, weil die Regierungsmitglieder bei Trump oft Neulinge in der Politik sind und sich noch entsprechend umschauen werden. Auch würde ich den Einfluss steigender Fed-Zinsen auf den Goldpreis nicht überbewerten. So hat zwar die US-Fed in den Jahren 2004 bis 2006 den Leitzins von 1% auf über 5% p.a. erhöht. In dieser Zeit legte aber der Goldpreis um über 60% zu. Wir gehen davon aus, das sich der Goldpreis im Jahresverlauf stabilisieren wird und der Preis zum Jahresende auf 1'300 USD je Unze steigen wird.
Einen Kursausbruch gab es zuletzt bei Palladium. Was war hierfür ursächlich?
Palladium ist das Metall, das wahrscheinlich aktuell am stärksten mit dem weltweiten Automarkt verbunden ist, denn 80% der gesamten Palladiumnachfrage machen die Autokatalysatoren aus. Palladium wird vor allem in Benzinern eingebaut, wobei weltweit die allermeisten neu zugelassenen Autos Verbrennungsmotoren haben. Also hatte ein weiteres Rekordjahr bei Autozulassungen in China und weltweit im Jahr 2016 auch eine stärkere Nachfrage und ein weiteres Angebotsdefizit ...
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