
Infrastruktur ist zum Top-Thema geworden - nicht nur für Politiker, sondern auch für Anleger. Aber wie definiert sich Infrastruktur eigentlich genau und welche Investitionsmöglichkeiten gibt es? Eine Spurensuche zwischen Asphalt und Pipelines.
Vor exakt 148 Jahren wurde nach über 40 Jahren Bauzeit die erste transkontinentale Eisenbahnlinie zwischen Atlantik und Pazifik fertiggestellt und ermöglichte somit den durchgängigen Warentransport von West nach Ost. Das Mega-Projekt, in Iowa startend, in San Francisco endend, wurde mit Anschubfinanzierung und Kreditgarantien durch die damals noch jungen Vereinigten Staaten ermöglicht. Umgerechnet in heutige Werte, wurden USD 2'666 Mrd. im US-Bundeshaushalt für das Infrastrukturprojekt bereitgestellt bzw. in Form von Staatsanleihen aufgenommen. So gross die Freude bei der Eröffnungsparty am 10. Mai 1869 war, so rasch erfasste die Ernüchterung beim Thema Instandhaltung die Projektbeteiligten. Noch nie zuvor musste auf der Welt ein so umfassendes Gleissystem kontinuierlich gewartet werden - oder besser gesagt, sollte gewartet werden. Heute ist der Zustand des US-Schienenverkehrs durch Sparmassnahmen und Vernachlässigung in vielen Bereichen mehr als dürftig.
«Aufhorchen liess der Ansatz von Präsident Trump, eine Billion Dollar für Erneuerung der US-Infrastruktur zu investieren. Doch nicht als Cash-Ausgaben, sondern über den Weg von Steuerkrediten.»
Auch Autobahnen und Schnellstrassen sind betroffen. So weist laut American Society of Civil Engineers (ASCE) jeder dritte Highway strukturelle Schäden auf. Jeder, der schon einmal ein paar Hundert Meilen in abgelegenen Ecken in Florida oder Tennessee unterwegs war, weiss, wovon der ASCE schreibt. Die Hauptursachen liegen in der Überalterung der Strassen und an Finanzierungsproblemen für regelmässige Wartung. Die Vereinigung der US-Ingenieure schätzt den Investitionsbedarf bis 2020 sogar auf USD 3.6 Bio.
Alle sitzen im gleichen Boot
Doch mit diesen Problemen sind die USA nicht allein. So fehlen in Deutschland inzwischen ebenfalls Rekordsummen, um das weitverzweigte Strassennetz befahrbar zu halten. Auf EUR 1 Bio. beziffert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung den Investitionsbedarf für Strassen, Schienen, Brücken, Flughäfen und Schifffahrtswege insgesamt. Der deutsche Automobilclub ADAC gibt inzwischen im Internet seinen Mitgliedern Hilfestellung bei Schlaglochschäden am Auto. Hartmut Beckedahl, Professor mit dem Forschungsschwerpunkt Straßenentwurf und Straßenbau an der Bergischen Universität Wupperta,l rechnet vor: «Für jeden Quadratmeter Straße müsse man 1.30 Euro für die Instandhaltung investieren. Derzeit werde allerdings nur knapp die Hälfte ausgegeben», so der Forscher. Auch in der Schweiz, wo sich seit dem Jahr 1990 der Verkehr auf den Nationalstrassen verdoppelt hat, steigen die Infrastrukturaufwände. Die einst gelobten Strassen hierzulande bröckeln vielerorts und müssen teuer saniert werden. Aktuell verschlingen allein Autobahnen und der Agglomerationsverkehr pro Jahr CHF 390 Mio. Im Zuge der jüngsten Abstimmung zur Errichtung des Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) wird die Schweiz ab dem Jahr 2020 pro Jahr CHF 3 Mrd. für die nationale Strassen-Infrastruktur ausgeben. Die versprochenen einmaligen Einsparungen in Höhe von bis zu CHF 200 Mio. im Zuge der NAF-Errichtung erscheinen dabei nicht mehr als ein lächerlicher Tropfen auf den heissen Asphalt.
Heisses Thema - bei Politik und Investoren
Das Thema Infrastruktur ist nicht zuletzt dank der zentralen Rolle beim US-Wahlkampf in aller Munde - bei Politikern und Investoren gleichermassen. Aufhorchen liess der Ansatz von Präsident Trump, eine Billion Dollar, also eine Summe mit zwölf Nullen, für Erneuerung der teils sehr maroden Infrastruktur investieren zu wollen. Doch nicht als Cash-Ausgaben, sondern über den Weg von Steuerkrediten. Das Rennen um die Filetstücke hat begonnen. Dort, wo viel Verkehr rollt, sind Mauteinkünfte sicher. «Abgelegene Strassen oder Brücken sind chancenlos für privates Investitionskapital», ist sich Robert F. Wescott, Chef der Strategieberatung Keybridge in Washington D.C., sicher. Der ehemalige Wirtschaftsberater von Bill Clinton hält die Euphorie ...
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