Liebe Leserin, lieber Leser,
erst vor kurzem hat Apple durch die Emission mehrerer Anleihen in US-Dollar insgesamt rund 7,25 Mrd. Dollar eingesammelt.
Chart Apple-Aktie
Quelle: tradingview.com. Dargestellt ist der Kursverlauf in US-Dollar. Und jaaa, ich hatte mir vorgenommen, bei Notierungen unter 100 Dollar zu kaufen (und habe das dann "natürlich" vergessen...)
Wofür braucht Apple das Geld, wo das Unternehmen doch Quartal für Quartal Milliardengewinne erzielt? Nun, es sollen Aktien zurückgekauft werden und Dividenden gezahlt werden. Und der Großteil der Cash-Bestände lagert im Ausland. Wenn Apple diese in die USA holen würde, müssten wohl Steuern darauf gezahlt werden. Und Steuern zahlen und sich damit an den Kosten der Gemeinschaft beteiligen, bäh, nein danke. Dann lieber neue Schulden machen. Interessanterweise hat Apple nach der Emission der gerade genannten Anleihen in US-Dollar nun laut Börse Stuttgart auch zwei weitere Anleihen emittiert - in Euro:
Apple: Zwei neue Anleihen in Euro
Diese Anleihen hätten für Euro-Anleger(innen) den Vorteil, dass das Währungsrisiko wegfällt. Allerdings sind sie trotzdem nicht besonders interessant. Dafür sorgt zum einen die Tatsache, dass die kleinste handelbare Einheit hier bei jeweils 100.000 Euro liegt. Und die Kupons der Anleihen liegen mit 1,375% und 0,875% beide unter der aktuellen offiziellen Inflationsrate der Euro-Zone. Real (= unter Berücksichtigung der Inflation) gesehen finde ich das deshalb nicht attraktiv.
Dann der Blick auf RWE und Innogy:
Im jüngsten Quartalszahlen-Bericht von RWE fand ich zu Innogy diesen Hinweis: "Seitdem hält die RWE AG 76,8% an der Gesellschaft und führt sie als Finanzbeteiligung." Seitdem bezieht sich dabei auf den Börsengang (7. Oktober 2016). Das bedeutet dann, dass Innogy für die eigenen Schulden selber aufkommen muss. Das Unternehmen ist gewissermaßen flügge geworden. Ich fand im RWE-Bericht auch diese Formulierung: "Ende Februar 2017 haben wir die rechtliche Übertragung unserer Schulden aus Senior-Anleihen auf innogy erfolgreich abgeschlossen." Da geht es um nicht weniger als 18 Anleihen - mit einem Gesamtvolumen von umgerechnet rund 11 Mrd. Euro, so RWE.
Quelle: Quartalszahlen RWE
RWE und Innogy: 18 Anleihen mit Volumen von rund 11 Mrd. Euro übertragen
Die Erleichterung von Seiten des RWE-Managements ist regelreicht mit Händen zu greifen, Beispiel diese Formulierung: "Die Schuldenübertragung war damit die größte ihrer Art, die je von einem Unternehmen in Europa vorgenommen wurde." Genau - würde mich auch freuen, wenn "jemand" solch eine Schuldenlast übernimmt. 18 Anleihen mit 11 Mrd. Euro Volumen weniger Schulden für RWE! Schöne Sache - für RWE und deren Aktionäre. Ob die Innogy-Aktionäre das auch so sehen, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Und dann noch das Zitat zum Tag: "Daraus, wie du deine Töchter handeln siehst, schließe nicht auf ihren Verstand." William Shakespeare (1564 - 1616)
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel