Der US-Ölpreis ist am Freitag angesichts drohender Lieferausfälle aus Ecuador wieder über 64 US-Dollar gestiegen. Zudem hätten erhöhte Ölpreisprognosen von US-Investmenthäusern sowie ein erwarteter Temperaturanstieg in den USA den Preis nach oben getrieben, sagten Händler.
Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Septemberauslieferung kletterte im elektronischen Handel zuletzt um 77 Cent auf 64,04 Dollar. Am Vortag war der Ölpreis zeitweise unter 63 Dollar gefallen. Seinen jüngsten Rekordstand hatte der Ölpreis am Montag mit 67,10 Dollar erreicht.
STREIKS IN ECUADOR
In der Erdölregion im Osten Ecuadors haben gewaltsame Streiks und Proteste die Ölförderung weitgehend lahm gelegt. Dies habe die generelle Furcht vor Förderausfällen weiter verstärkt, sagten Händler. Nationale Medien berichteten, die Lage vor Ort sei trotz des Ausnahmezustands und einer nächtlichen Ausgangssperre in den Urwaldprovinzen Sucumbíos und Orellana chaotisch.
Die Streikenden forderten, dass Bewohner der Region bei Einstellungen und der Vergabe von Aufträgen durch die multinationalen Ölkonzerne bevorzugt werden. Ähnlich wie in Bolivien wehren sich die Demonstranten auch dagegen, dass das Erdöl den ausländischen Unternehmen viel zu billig überlassen werde.
HITZEWELLE IN DEN USA ERWARTET
Neben der Lage in Ecuador habe aber auch die Wettervorhersage in den USA den Ölpreis belastet, sagten Händler. Es soll in den kommenden Tagen besonders heiß werden. Dies dürfte den Energieverbrauch durch Klimaanlagen und damit die Rohölnachfrage weiter verstärken.
Unterdessen erhöhte die US-Investmentbank Merrill Lynch ihre Ölpreis-Prognosen für das laufende und das kommende Jahr. Die Prognose für die US-Sorte WTI werde um 10 Prozent auf 56 Dollar je Barrel angehoben. Für das kommende Jahr stockte Merrill Lynch die Prognose für die US-Sorte WTI um 25 Prozent auf 52 Dollar. Der jüngste Anstieg des Ölpreises sei vor allem durch kurzfristige Störungen bei der Förderung und im Raffineriegeschäft entstanden, schrieben die Experten. Zudem laste die politische Unsicherheit im Nahen Osten auf dem Ölpreis.
ÖLPREIS VON 60 DOLLAR ERWARTET
Einen noch höheren Rohölpreis erwartet die US-Investmentbank Goldman Sachs. Das Bankhaus hob ihre langfristige Rohölpreisprognose deutlich an. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI dürfte demnach langfristig nicht wie bisher angenommen bei 45 Dollar, sondern bei 60 Dollar liegen, heißt es in einer Analyse.
Trotz des deutlich gestiegenen Ölpreises halte sich die Ölindustrie derzeit mit Investitionen zurück, heißt es in der Studie. Grund sei die höhere Kostenunsicherheit. Das Bankhaus veranschlagt die Risikoprämie zur Abfederung dieser Unsicherheit auf 15 Dollar je Barrel. Investoren zögerten mit Investitionen und benötigten eine Prämie bei den langfristigen Ölpreisen als Ausgleich für das erhöhte Investitionsrisiko.
OPEC-KORBPREIS ERNEUT DEUTLICH GEFALLEN
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) ist unterdessen erneut deutlich gefallen. Nach Berechnungen des OPEC-Sekretariats in Wien kostete ein Barrel (159 Liter) aus der Förderung des Kartells am Donnerstag im Durchschnitt 56,51 US-Dollar. Das waren 1,2 Dollar weniger als am Vortag (57,71 Dollar). Die OPEC berechnet den so genannten Korbpreis auf der Basis von elf wichtigen Sorten./js/jha/ims/sbi
AXC0052 2005-08-19/11:42