Von Kirsten Bienk
Dow Jones Newswires
HANNOVER (Dow Jones)--Die TUI AG, Hannover, muss 2006 nach Einschätzung von Analysten ihre operative Stärke bei nicht berauschenden Rahmenbedingungen belegen. Da weder die Buchungen in der Touristik noch die Preise in der Schifffahrt große Zuwächse ausweisen würden, müste der Vorstand verstärkt auf die Kosten achten, sagt Analyst Hartmut Moers vom Bankhaus Sal. Oppenheim.
Den pessimistischen Blick auf das Jahr teilt TUI nicht. Es gebe keinen Anlass, 2006 schlecht zu reden, betont Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel. In der Touristik werde der deutsche Markt ein Umsatzplus zwischen 4% und 5% aufweisen. TUI wolle entsprechend wachsen. Dazu beitragen sollen neue Produkte und verbesserte Strukturen. Urlaub auf Krankenschein, Ferienwohnungsangebote und Partnerprogramme sind neue Bereiche, in die sich der Reisekonzern vorwagt. Aber auch Sparen ist ein Thema: Künftig sollen Reisen erst in dem Moment zusammengestellt werden, in dem ein Kunde bucht.
Auch Analyst Moers erwartet bei den Buchungen nur einstellige Wachstumsraten. Das Konsumklima in Deutschland sei nicht rosig und die Fußballweltmeisterschaft könnte Fans vom Reisen abhalten, sagt er. Dies befürchtet TUI ebenso und rechnet im schlimmsten Fall mit einem fußballbedingten Umsatzrückgang im Juni von bis zu 10%.
Eine Marktsättigung in Deutschland sieht TUI nicht. Es gebe immerhin noch 50% aller Urlauber, die nicht bei einem Veranstalter buchen, heißt es im Konzern. Hier wird ein riesiges Potenzial gesehen. Aber auch im Ausland rechnet sich der Vorstand Wachstumschancen aus und intensiviert gerade das Geschäft in Osteuropa und in Asien.
Integration von CP Ships ist wichtiges Thema für TUI
Intensiv beschäftigen wird sich TUI 2006 mit der Integration der Reederei CP Ships. Hier habe der Vorstand die Synergieziele "hoch gesteckt" und müsse sich anstrengen, diese auch zu erreichen, sagen Analysten. Ab 2008 will TUI rund 180 Mio EUR pro Jahr sparen. Die Integrationskosten von rund 100 Mio EUR fallen vor allem 2006 an. Der Blick im kommenden Jahr richtet sich vor allem auf die Frachtraten. Sie gehen der allgemeinen Einschätzung zufolge wegen der vielen neu auf den Markt kommenden Schiffe im Vergleich zu 2005 zurück.
Der prognostizierte steigende Welthandel kann diese zusätzlichen Kapazitäten voraussichtlich nicht auffangen. Wie sich dies auf das Ergebnis von TUI auswirken wird, vermögen aber weder die Analysten noch TUI zu schätzen. Von dem Rückgang der Raten profitiert TUI nur für den Teil der Schiffe, die nicht zum Konzern gehören, sondern selbst gechartert werden.
Im Verlauf des Jahres wird TUI wahrscheinlich über die Neuausrichtung ihrer Kreuzfahrtsparte entscheiden. Frenzel will stärker an diesem boomenden Markt teilhaben und erwägt den Einstieg in das Massengeschäft. Wie dieses geschehen könnte, wird derzeit ausgelotet. Im Moment ist diese Sparte Teil von Hapag-Lloyd in Hamburg.
Zur gewünschten Verbesserung des Ratings muss sich der Konzern auch anstrengen. Um die Einstufung "Investment Grade" zu erhalten, müsse die Profitabilität erhöht werden, sagt Moers. Da die Zyklik des Geschäftsmodells nicht geändert werden könnte, müsse der Konzern beweisen, dass er "nachhaltig" gutes Geld verdienen könnte und nicht nur Erträge ausweisen durch den Verkauf von Beteiligungen. Allerdings sieht er TUI hier nicht unter Druck.
Diese Einschätzung teils auch Analyst Eggert Kuls vom Bankhaus M.M. Warburg. Anfang Dezember habe der Konzern genug interessierte Abnehmer für seine Anleihe gefunden und gezeigt, dass er seine Produkte im Markt platzieren könnte. TUI plant das Investment Grade erst mittelfristig ein, will aber die Schulden dennoch so schnell wie möglich reduzieren.
Bei Zukäufen wird sich der Konzern Kuls zufolge 2006 zurückhalten. In Europa könnte TUI aus kartellrechtlichen Gründen in der Touristik nicht Großes mehr übernehmen und in der Schifffahrt müsse erst einmal der Kauf von CP Ships verdaut werden. TUI hält sich bei diesem Thema mit Details bedeckt, räumt aber ein, dass mit "großen" Zukäufen im kommenden Jahr nicht zu rechnen ist.
TUI wird nach Einschätzung beider Analysten die Ziele für 2005 erreichen. Mehr aber auch nicht, sagt Moers. Ein "substanzielles Übertreffen" sei unwahrscheinlich. Er rechnet im Konzern 2006 (2005) mit einem Umsatz von 21 (17,5) Mrd EUR und ein EBTA von 480 (489) Mio EUR. Das Ergebnis geht 2006 zurück, da 2005 außerordentliche Erträge verbucht werden.
TUI will noch keine Prognose für das nächste Jahr nennen. Für 2005 hat der Konzern einen Anstieg des touristischen EBTA im niedrigen zweistelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt, für die Sparte Schifffahrt ohne die Einbeziehung von CP Ships ein EBTA auf Vorjahresniveau.
-Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0) 40 3574 3116,
kirsten.bienk@dowjones.com,
DJG/kib/mim
Dow Jones Newswires
HANNOVER (Dow Jones)--Die TUI AG, Hannover, muss 2006 nach Einschätzung von Analysten ihre operative Stärke bei nicht berauschenden Rahmenbedingungen belegen. Da weder die Buchungen in der Touristik noch die Preise in der Schifffahrt große Zuwächse ausweisen würden, müste der Vorstand verstärkt auf die Kosten achten, sagt Analyst Hartmut Moers vom Bankhaus Sal. Oppenheim.
Den pessimistischen Blick auf das Jahr teilt TUI nicht. Es gebe keinen Anlass, 2006 schlecht zu reden, betont Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel. In der Touristik werde der deutsche Markt ein Umsatzplus zwischen 4% und 5% aufweisen. TUI wolle entsprechend wachsen. Dazu beitragen sollen neue Produkte und verbesserte Strukturen. Urlaub auf Krankenschein, Ferienwohnungsangebote und Partnerprogramme sind neue Bereiche, in die sich der Reisekonzern vorwagt. Aber auch Sparen ist ein Thema: Künftig sollen Reisen erst in dem Moment zusammengestellt werden, in dem ein Kunde bucht.
Auch Analyst Moers erwartet bei den Buchungen nur einstellige Wachstumsraten. Das Konsumklima in Deutschland sei nicht rosig und die Fußballweltmeisterschaft könnte Fans vom Reisen abhalten, sagt er. Dies befürchtet TUI ebenso und rechnet im schlimmsten Fall mit einem fußballbedingten Umsatzrückgang im Juni von bis zu 10%.
Eine Marktsättigung in Deutschland sieht TUI nicht. Es gebe immerhin noch 50% aller Urlauber, die nicht bei einem Veranstalter buchen, heißt es im Konzern. Hier wird ein riesiges Potenzial gesehen. Aber auch im Ausland rechnet sich der Vorstand Wachstumschancen aus und intensiviert gerade das Geschäft in Osteuropa und in Asien.
Integration von CP Ships ist wichtiges Thema für TUI
Intensiv beschäftigen wird sich TUI 2006 mit der Integration der Reederei CP Ships. Hier habe der Vorstand die Synergieziele "hoch gesteckt" und müsse sich anstrengen, diese auch zu erreichen, sagen Analysten. Ab 2008 will TUI rund 180 Mio EUR pro Jahr sparen. Die Integrationskosten von rund 100 Mio EUR fallen vor allem 2006 an. Der Blick im kommenden Jahr richtet sich vor allem auf die Frachtraten. Sie gehen der allgemeinen Einschätzung zufolge wegen der vielen neu auf den Markt kommenden Schiffe im Vergleich zu 2005 zurück.
Der prognostizierte steigende Welthandel kann diese zusätzlichen Kapazitäten voraussichtlich nicht auffangen. Wie sich dies auf das Ergebnis von TUI auswirken wird, vermögen aber weder die Analysten noch TUI zu schätzen. Von dem Rückgang der Raten profitiert TUI nur für den Teil der Schiffe, die nicht zum Konzern gehören, sondern selbst gechartert werden.
Im Verlauf des Jahres wird TUI wahrscheinlich über die Neuausrichtung ihrer Kreuzfahrtsparte entscheiden. Frenzel will stärker an diesem boomenden Markt teilhaben und erwägt den Einstieg in das Massengeschäft. Wie dieses geschehen könnte, wird derzeit ausgelotet. Im Moment ist diese Sparte Teil von Hapag-Lloyd in Hamburg.
Zur gewünschten Verbesserung des Ratings muss sich der Konzern auch anstrengen. Um die Einstufung "Investment Grade" zu erhalten, müsse die Profitabilität erhöht werden, sagt Moers. Da die Zyklik des Geschäftsmodells nicht geändert werden könnte, müsse der Konzern beweisen, dass er "nachhaltig" gutes Geld verdienen könnte und nicht nur Erträge ausweisen durch den Verkauf von Beteiligungen. Allerdings sieht er TUI hier nicht unter Druck.
Diese Einschätzung teils auch Analyst Eggert Kuls vom Bankhaus M.M. Warburg. Anfang Dezember habe der Konzern genug interessierte Abnehmer für seine Anleihe gefunden und gezeigt, dass er seine Produkte im Markt platzieren könnte. TUI plant das Investment Grade erst mittelfristig ein, will aber die Schulden dennoch so schnell wie möglich reduzieren.
Bei Zukäufen wird sich der Konzern Kuls zufolge 2006 zurückhalten. In Europa könnte TUI aus kartellrechtlichen Gründen in der Touristik nicht Großes mehr übernehmen und in der Schifffahrt müsse erst einmal der Kauf von CP Ships verdaut werden. TUI hält sich bei diesem Thema mit Details bedeckt, räumt aber ein, dass mit "großen" Zukäufen im kommenden Jahr nicht zu rechnen ist.
TUI wird nach Einschätzung beider Analysten die Ziele für 2005 erreichen. Mehr aber auch nicht, sagt Moers. Ein "substanzielles Übertreffen" sei unwahrscheinlich. Er rechnet im Konzern 2006 (2005) mit einem Umsatz von 21 (17,5) Mrd EUR und ein EBTA von 480 (489) Mio EUR. Das Ergebnis geht 2006 zurück, da 2005 außerordentliche Erträge verbucht werden.
TUI will noch keine Prognose für das nächste Jahr nennen. Für 2005 hat der Konzern einen Anstieg des touristischen EBTA im niedrigen zweistelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt, für die Sparte Schifffahrt ohne die Einbeziehung von CP Ships ein EBTA auf Vorjahresniveau.
-Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0) 40 3574 3116,
kirsten.bienk@dowjones.com,
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