LOS ANGELES (Dow Jones)--Die Marke Volkswagen wird vor dem Jahr 2010 keine auskömmliche Profitabilität erzielen. Zwar solle VW in den nächsten drei Jahren "aus den größten Themen herauskommen, das wird dann aber noch nicht zufriedenstellend sein", sagte der Leiter der Markengruppe Volkswagen, Wolfgang Bernhard, am Freitag in Los Angeles. Als zufriedenstellend sei die Konzern-Vorgabe einer Kapitalrendite von 9% zu verstehen. Aufbauend auf der geplanten Kostensenkung von sechs Mrd EUR bis 2008 und der Markteinführung von fünf bis zehn völlig neuen Modellen könne man dann "in fünf Jahren das Licht am Ende des Tunnels sehen", führte er aus.
"Fakt bleibt, dass wir trotz der Absatzsteigerung im letzten Jahren ein vollkommen unzufrieden stellendes Ergebnis haben", so Bernhard. Das Unternehmen könne dies langfristig nicht durchhalten. Als Indikator für den Zustand der Marke wirke dabei der US-Markt. Dort müsse 2006 die Trendwende eingeläutet werden. "Wir brauchen in diesem Markt eine Größenordnung von 300.000 Fahrzeugen, die werden wir wahrscheinlich in diesem Jahr und nächsten Jahr nicht erreichen", sagte er. 2005 hatte VW in den USA mit 224.195 Pkw 12,5% weniger abgesetzt.
Die Verluste müssen dabei laut Bernhard im laufenden Jahr "substanziell" reduziert werden. 2004 hatte VW hier einen Verlust von nahezu einer Mrd EUR angehäuft, für 2005 wird ein Minus in ähnlicher Höhe erwartet. Ob 2007 wieder mit einem Gewinn zu rechnen ist, sagte er nicht.
Bernhard machte deutlich, dass ein Rückzug für VW vom amerikanischen Markt keinesfalls in Frage kommt: "Wir würden uns in einer rein europäischen Ecke wiederfinden". Dies sei "strategisch ein aussichtsloses Unternehmen" und würde bedeuten, dass die koreanischen und japanischen Automobilhersteller die Möglichkeit hätten, aus dem US-Markt Kraft zu ziehen, "um dann alle Kräfte an die europäische Front zu schmeißen und uns dann dort in die Enge zu drängen. Wir wären langfristig tot", so Bernhard.
Zur Verbesserung der Lage setzt der Leiter der Markengruppe Volkswagen auch auf eine stärker auf die einzelnen Märkte ausgerichtete Modellstrategie. So werde das so genannte "Moonraker"-Projekt - bei der eine Gruppe von VW-Mitarbeitern außerhalb der Konzernstrukturen künftige Fahrzeugtrends aufspürt - auch in ähnlicher Form in China, Indien und Russland implementiert. "Wir werden in Zukunft in der einen oder anderen Ausprägung länderspezifische Fahrzeuge haben", sagte er. Bei den Fahrzeug-Komponenten werde es zwar ein gewisses Maß an Gleichteilen geben, daraus werde dann aber eine auf die einzelnen Märkte zugeschnittene Kombination entstehen.
Ein Vorteil dabei ist nach Angaben des Leiters des Projektes "Moonraker", Stefan Liske, dass durch den Entfall von Komponenten, die von den Kunden in den jeweiligen Ländern nicht als zwingend notwendig angesehen werden, auch die Kosten pro Fahrzeug gesenkt werden können. Als Beispiel wurden unter anderem anklappbare Seitenspiegel oder eine Zwei-Zonen-Klimaanlage beim Jetta genannt.
Kräftig auf die Kostenbremse will VW in China treten, wo in den vergangenen Jahren durch die Öffnung des Marktes massiv Marktanteile verloren wurden. Hier stehe die Marke nun vor einer "riesigen Kostenaufgabe". Die Preise der VW-Modelle lägen derzeit um 20% bis 40% über dem relevanten Marktniveau. Daher müssten die Produktkosten um etwa 40% zurückgefahren werden. "Das ist machbar. Bei ersten Produktklausuren haben wir dieses Volumen fast erreicht".
Bezüglich der Zukunft der Komponentenwerke wie zum Beispiel der Motoren-Produktion in Salzgitter, der Gießerei in Hannover oder Fertigung von getrieben und Karosserieteilen in Kassel sagte Bernhard, dass es sich "andeutet, dass wir viele Bereiche haben, wo wir nicht wettbewerbsfähig sind". Daraus müssten Konsequenzen gezogen werden. In den nächsten Monaten werde die Analyse dazu abgeschlossen. Als Konsequenzen seien "alle Spielarten" wie eine Sanierung, der Zusammenschluss mit externen Partner oder auch eine Schließung denkbar.
Zudem kündigte Bernhard an, dass das Cabrio Eos "spätestens" Ende Juli erhältlich sein soll, nachdem die ursprünglich für Februar geplante Markteinführung aus Qualitätsgründen verschoben worden war.
-Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115, michael.brendel@dowjones.com
DJG/mbr -0-
"Fakt bleibt, dass wir trotz der Absatzsteigerung im letzten Jahren ein vollkommen unzufrieden stellendes Ergebnis haben", so Bernhard. Das Unternehmen könne dies langfristig nicht durchhalten. Als Indikator für den Zustand der Marke wirke dabei der US-Markt. Dort müsse 2006 die Trendwende eingeläutet werden. "Wir brauchen in diesem Markt eine Größenordnung von 300.000 Fahrzeugen, die werden wir wahrscheinlich in diesem Jahr und nächsten Jahr nicht erreichen", sagte er. 2005 hatte VW in den USA mit 224.195 Pkw 12,5% weniger abgesetzt.
Die Verluste müssen dabei laut Bernhard im laufenden Jahr "substanziell" reduziert werden. 2004 hatte VW hier einen Verlust von nahezu einer Mrd EUR angehäuft, für 2005 wird ein Minus in ähnlicher Höhe erwartet. Ob 2007 wieder mit einem Gewinn zu rechnen ist, sagte er nicht.
Bernhard machte deutlich, dass ein Rückzug für VW vom amerikanischen Markt keinesfalls in Frage kommt: "Wir würden uns in einer rein europäischen Ecke wiederfinden". Dies sei "strategisch ein aussichtsloses Unternehmen" und würde bedeuten, dass die koreanischen und japanischen Automobilhersteller die Möglichkeit hätten, aus dem US-Markt Kraft zu ziehen, "um dann alle Kräfte an die europäische Front zu schmeißen und uns dann dort in die Enge zu drängen. Wir wären langfristig tot", so Bernhard.
Zur Verbesserung der Lage setzt der Leiter der Markengruppe Volkswagen auch auf eine stärker auf die einzelnen Märkte ausgerichtete Modellstrategie. So werde das so genannte "Moonraker"-Projekt - bei der eine Gruppe von VW-Mitarbeitern außerhalb der Konzernstrukturen künftige Fahrzeugtrends aufspürt - auch in ähnlicher Form in China, Indien und Russland implementiert. "Wir werden in Zukunft in der einen oder anderen Ausprägung länderspezifische Fahrzeuge haben", sagte er. Bei den Fahrzeug-Komponenten werde es zwar ein gewisses Maß an Gleichteilen geben, daraus werde dann aber eine auf die einzelnen Märkte zugeschnittene Kombination entstehen.
Ein Vorteil dabei ist nach Angaben des Leiters des Projektes "Moonraker", Stefan Liske, dass durch den Entfall von Komponenten, die von den Kunden in den jeweiligen Ländern nicht als zwingend notwendig angesehen werden, auch die Kosten pro Fahrzeug gesenkt werden können. Als Beispiel wurden unter anderem anklappbare Seitenspiegel oder eine Zwei-Zonen-Klimaanlage beim Jetta genannt.
Kräftig auf die Kostenbremse will VW in China treten, wo in den vergangenen Jahren durch die Öffnung des Marktes massiv Marktanteile verloren wurden. Hier stehe die Marke nun vor einer "riesigen Kostenaufgabe". Die Preise der VW-Modelle lägen derzeit um 20% bis 40% über dem relevanten Marktniveau. Daher müssten die Produktkosten um etwa 40% zurückgefahren werden. "Das ist machbar. Bei ersten Produktklausuren haben wir dieses Volumen fast erreicht".
Bezüglich der Zukunft der Komponentenwerke wie zum Beispiel der Motoren-Produktion in Salzgitter, der Gießerei in Hannover oder Fertigung von getrieben und Karosserieteilen in Kassel sagte Bernhard, dass es sich "andeutet, dass wir viele Bereiche haben, wo wir nicht wettbewerbsfähig sind". Daraus müssten Konsequenzen gezogen werden. In den nächsten Monaten werde die Analyse dazu abgeschlossen. Als Konsequenzen seien "alle Spielarten" wie eine Sanierung, der Zusammenschluss mit externen Partner oder auch eine Schließung denkbar.
Zudem kündigte Bernhard an, dass das Cabrio Eos "spätestens" Ende Juli erhältlich sein soll, nachdem die ursprünglich für Februar geplante Markteinführung aus Qualitätsgründen verschoben worden war.
-Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115, michael.brendel@dowjones.com
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