Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) plant einem Pressebericht zufolge ein formales Beschwerdeverfahren gegen die britische Rating-Agentur Fitch. Die Versicherer würfen der Agentur vor, gegen den Verhaltenskodex für Ratingagenturen zu verstoßen, berichtete die "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe) unter Berufung auf ihr vorliegendes internes Schreiben der GDV. Der Kodex wurde von der internationalen Vereinigung der Finanzaufseher (International Organisation of Securities Commissions, IOSCO) aufgestellt.
In einem Gespräch mit führenden Fitch-Mitarbeitern habe die Agentur „keinerlei echte Angebote für weitere Veränderungen“ ihres Verhaltens gemacht, habe es in dem Schreiben geheißen. Die Versicherer störe vor allem, dass die Agentur Ratings, die ohne Auftrag vorgenommen wurden, nicht entsprechend gekennzeichnet haben soll. So habe Fitch mehrfach in Übersichten über Versicherer, die in Zeitschriften nachgedruckt wurden, behauptet, die Allianz habe ein interaktives – und damit bezahltes – Fitch-Rating. „Das trifft aber nicht zu“, sagte ein Manager.
GRAVIERENDE HANDWERKLICHE MÄNGEL
Auch sollen unfreiwillig bewertete Unternehmen zu spät von dem Rating unterrichtet worden sein. Neben der Beschwerde will der GDV „Material zu den sonstigen Mängeln im deutschen Marktauftritt“ sammeln. Der GDV wirft Fitch vor, dass sich in den Berichten der Agentur zur deutschen Lebensversicherung gravierende handwerkliche Mängel finden.
Die Versicherer vermuteten, dass die Rating-Agentur mit ihrem vergleichsweise aggressiven Auftritt mehr Unternehmen dazu bringen will, Verträge für bezahlte Bonitätseinschätzungen abzuschließen. Die Ratings kosten 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr und beruhen auf Hintergrundgesprächen mit dem Management sowie internen Informationen. Fitch wollte sich dem Bericht zufolge nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Sache liege in der Hand der Londoner Zentrale, habe Deutschland-Geschäftsführer Jens Schmidt-Bürgel gesagt./he
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