
Der Himmel über Deutschland wird neu
aufgeteilt. Der Preiskrieg der Billigflieger und der in den
vergangenen Jahren massiv gestiegene Ölpreis zwingen die
Fluggesellschaften zu immer neuen Bündnissen. Mit dem Einstieg des
dba-Eigentümers Hans-Rudolf Wöhrl bei der traditionsreichen LTU
entsteht ein Verbund, der zusammen größer sein wird als die
bisherige Nummer Zwei, Air Berlin. Pikant: Zwischen dba und Air
Berlin gibt es bereits Kooperationen, so dass ein neues Lager den
Kampf gegen Branchenprimus Lufthansa
Die Lufthansa hat es vorgemacht: Die Mitbegründerin des ersten
weltweiten Luftfahrtbündnisses Star Alliance hatte vergangenes Jahr
die Schweizer Swiss gekauft und sicherte sich die Managementführung
bei Eurowings und deren Billigtochter Germanwings. Der
traditionsreiche Ferienflieger Condor, inzwischen ebenfalls im
Billigsegment aktiv, gehört als Teil des Thomas-Cook-Konzerns
ANNÄHERUNGEN
Doch auch bei der einst sehr zersplitterten Konkurrenz gab es im vergangenen Jahr Annäherungen. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold baute seine Position aus, als er die Verantwortung für die Fluggesellschaft Germania mit übernahm. In Österreich arbeitet Air Berlin mit Niki zusammen. Zudem vereinbarten dba und Air Berlin eine Zusammenarbeit im Vertrieb. "Eine Kooperation wäre auch in anderen Bereichen möglich, zum Beispiel am Boden", hatte dba-Chef Wöhrl noch im Januar gesagt.
Doch ob es nach dem Zusammengehen von LTU und dba unter der Führung von Wöhrl eine engere Kooperation mit Air Berlin geben wird, steht in den Sternen. "Die neue Konstellation spricht auf den ersten Blick nicht für eine Intensivierung der Zusammenarbeit", sagte Air- Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel. Schließlich sei LTU mit seinem internationalen Streckennetz ein Konkurrent zu Air Berlin, während dba mit seinem innerdeutschen Netz Air Berlin nicht ins Gehege komme. Man werde die Lage jetzt erst einmal analysieren, meinte Hauptvogel.
'DA LEGEN SICH EIN BLINDER UND EIN LAHMER ZUSAMMEN INS BETT'
Ob sich Hunold und Wöhrl zusammenraufen, bleibt die Frage. "Wir beglückwünschen Herrn Wöhrl zu dieser Herausforderung", lautete der Kommentar von Air Berlin zur dba-LTU-Hochzeit - wobei die Betonung wohl auf Herausforderung liegen dürfte. Hunold könne "nicht immer die Nase vorne haben", konterte Wöhrl scherzhaft in Düsseldorf.
In Branchenkreisen wird die neue Kooperation von dba und LTU
auch skeptisch gesehen. "Da legen sich ein Blinder und ein Lahmer
zusammen ins Bett", meinte ein mit der Branche Vertrauter.
Schließlich sei LTU nicht gerade eine hoch profitable
Fluggesellschaft. Immerhin dürfte der Kaufpreis recht gering gewesen
sein, nachdem Wöhrl die dba 2003 bereits für nur einen symbolischen
Euro von British Airways
Der Trend zu großen Bündnissen hält jedenfalls an. "Der Druck auf die Fluggesellschaften hat nicht nachgelassen", sagt der Chef der Vereinigung der in Deutschland aktiven Fluggesellschaften, Martin Gaebges./rg/DP/she
---Von Rochus Görgen, dpa---
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AXC0105 2006-02-17/15:07