Getrübte Sinne
Gold weckt Begehrlichkeiten. Und es trübt die Sinne, wie der Streit zwischen Regierung und Bundesbank über den Umgang mit den deutschen Goldreserven zeigt. Obwohl selbst im Bundesbankvorstand die Zahl derer wächst, die meinen, dass keine 3400 Tonnen des Edelmetalls zur Verteidigung der Währung gebraucht werden, haben sich erneut die Blockierer durchgesetzt: Sie lehnen jeden Goldverkauf als ?Einknicken? vor der Politik ab. Ihr Argument klingt zunächst stichhaltig. Sie fürchten, dass die Regierung die Einnahmen einfach verpulvern würde. So wahrscheinlich das ist, die Geldpolitiker überschreiten hier ihre Kompetenzen. Der Goldschatz gehört dem Volk, über seine Verwendung entscheiden gewählte Vertreter, nicht die Bundesbank. Finanzminister Peer Steinbrück ist den Frankfurtern weit entgegengekommen, indem er anbot, dass die Bundesbank die Erlöse aus Goldverkäufen wieder anlegt und nur die Zinsgewinne nach Berlin überweist. Diese goldene Brücke hat die Bundesbank nicht überqueren wollen. Ein schwerer Fehler. Anders als in früheren Jahren wird der Druck auf die Bundesbank weiter wachsen, denn der Mega-Behörde - mit gut 12 000 Beschäftigten hat sie achtmal so viele Mitarbeiter wie die Europäische Zentralbank - ist durch die große Koalition der natürliche Bündnispartner abhanden gekommen: die Opposition. Wie gereizt die Stimmung in Frankfurt bereits ist, zeigt die Tatsache, dass die Bundesbank mit ihrem früher nur dosiert eingesetzten Totschlagargument, ihre Unabhängigkeit sei in Gefahr, heute nur so um sich wirft. Nach dieser Logik war sogar Steinbrücks Versuch, die Bundesbankzulage abzuschaffen, ein Anschlag auf die Unabhängigkeit. Wer so argumentiert, zugleich aber den Staat zur Sparsamkeit ermahnt, unterminiert die eigene Existenzberechtigung.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Gold weckt Begehrlichkeiten. Und es trübt die Sinne, wie der Streit zwischen Regierung und Bundesbank über den Umgang mit den deutschen Goldreserven zeigt. Obwohl selbst im Bundesbankvorstand die Zahl derer wächst, die meinen, dass keine 3400 Tonnen des Edelmetalls zur Verteidigung der Währung gebraucht werden, haben sich erneut die Blockierer durchgesetzt: Sie lehnen jeden Goldverkauf als ?Einknicken? vor der Politik ab. Ihr Argument klingt zunächst stichhaltig. Sie fürchten, dass die Regierung die Einnahmen einfach verpulvern würde. So wahrscheinlich das ist, die Geldpolitiker überschreiten hier ihre Kompetenzen. Der Goldschatz gehört dem Volk, über seine Verwendung entscheiden gewählte Vertreter, nicht die Bundesbank. Finanzminister Peer Steinbrück ist den Frankfurtern weit entgegengekommen, indem er anbot, dass die Bundesbank die Erlöse aus Goldverkäufen wieder anlegt und nur die Zinsgewinne nach Berlin überweist. Diese goldene Brücke hat die Bundesbank nicht überqueren wollen. Ein schwerer Fehler. Anders als in früheren Jahren wird der Druck auf die Bundesbank weiter wachsen, denn der Mega-Behörde - mit gut 12 000 Beschäftigten hat sie achtmal so viele Mitarbeiter wie die Europäische Zentralbank - ist durch die große Koalition der natürliche Bündnispartner abhanden gekommen: die Opposition. Wie gereizt die Stimmung in Frankfurt bereits ist, zeigt die Tatsache, dass die Bundesbank mit ihrem früher nur dosiert eingesetzten Totschlagargument, ihre Unabhängigkeit sei in Gefahr, heute nur so um sich wirft. Nach dieser Logik war sogar Steinbrücks Versuch, die Bundesbankzulage abzuschaffen, ein Anschlag auf die Unabhängigkeit. Wer so argumentiert, zugleich aber den Staat zur Sparsamkeit ermahnt, unterminiert die eigene Existenzberechtigung.
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