
Käuflicher Sex bei der Fußball-Weltmeisterschaft fördert den Menschenhandel und sollte deshalb verboten werden: Mit diesem Vorstoß hat der schwedische Justizminister Thomas Bodström am Dienstag im Brüsseler EU-Ministerrat für Aufsehen gesorgt. In Schweden ist es verboten, Sex zu kaufen. Deutschland könne diesem Beispiel folgen: "Das wäre eine gute Idee, um den Menschenhandel zu bekämpfen", sagte der Justizminister und frühere Erstliga-Fußballer.
Die Ratsvorsitzende Liese Prokop griff Bodströms Initiative auf. "Wir werden das weiter verfolgen", sagte die österreichische Innenministerin. Der Rat erwarte bei seinem nächsten Treffen im April konkretere Vorschläge von Schweden. Prokop möchte auch Visa-Daten nutzen, um die Anreise von Frauen zu kontrollieren, die bei Großereignissen möglicherweise zur Prostitution gezwungen werden. Fachleute schätzen, dass 30 000 bis 40 000 Zwangsprostituierte könnten zur WM nach Deutschland eingeschleust werden.
MENSCHENHANDEL EINDÄMMEN
Bodström sagte, wenn schwedische Männer im Ausland weniger Sex kauften, "dann freue ich mich darüber". Das sei aber nicht sein Hauptziel. Er wolle vor allem Menschenhandel eindämmen. Schweden habe den Kauf von Sex im Jahr 1998 verboten. Das habe den Handel mit Frauen stark verringert. Er sei in Schweden inzwischen etwa zehn Mal geringer als in anderen nordischen Ländern, sagte Bodström.
Bayerns Innenminister Günter Beckstein sagte hingegen zu Bodströms Vorstoß: "Schweden will hier offensichtlich erkunden, ob am Rande der Fußball-WM entsprechende Gelegenheiten für die Prostitution geschaffen werden." Die Anfrage im Rat solle unter anderem klären, ob an den WM-Austragungsorten so genannte Verrichtungscontainer aufgestellt würden, in denen schwedische Fußballfans gegen das Gesetz ihrer Heimat verstoßen könnten.
SEXBRANCHE HAT 'VORSORGE GETROFFEN'
Die Aufstellung solcher Bordelle falle unter das Ordnungsrecht und sei damit Angelegenheit der Länder, betonte der Vorsitzende der Bundesinnenministerkonfere nz. "In Bayern wird es so etwas jedenfalls nicht geben", sagte Beckstein. Er könne aber nicht ausschließen, dass dies andernorts der Fall sei. Tatsächlich habe die Sexbranche für die WM "Vorsorge getroffen". Die Behörden hätten "eine höhere Zahl von Prostituierten in den Bordellen" beobachtet, sagte Beckstein.
Prostitution als solche sei nicht verboten und bei internationalen Veranstaltungen wie dem Oktoberfest an der Tagesordnung, sagte Beckstein: "Das kann nicht verhindert werden." Der bayrische Minister betonte zugleich, dass Zwangsprostitution hingegen eine Straftat sei und deshalb verhindert werden müsse. Man arbeite in dieser Frage eng mit Frauenorganisationen zusammen.
Mit der Kampagne "abpfiff - Schluss mit Zwangsprostitution" will der Deutsche Frauenrat zur Fußball-WM darauf aufmerksam zu machen, dass viele Frauen vor allem aus Osteuropa oder Asien mit falschen Versprechungen in die Prostitution gelockt werden. Nach bisherigen Erfahrungen steigt bei Großveranstaltungen wie der Fußball-WM die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen rapide. Offizieller Anpfiff der Kampagne ist zum Internationalen Frauentag am 8. März. /ff/DP/js
AXC0171 2006-02-21/20:29