Kopflose Zahlenspiele
Der Mindestlohn bleibt in Deutschland ein Thema, das immer wieder hochkocht und bisher zu keinem intelligenten Ende geführt wurde. Seit einigen Tagen äußern sich Politiker wieder vermehrt dazu und werfen mit Zahlen um sich: SPD-Fraktionschef Peter Struck spricht von 7,50 Euro pro Stunde, was den Vorstellungen des DGB entspricht. Zuvor waren Löhne zwischen 4 und 6 Euro genannt worden. Die Arbeitgeber warnen derweil vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, sollte der Mindestlohn zu hoch ausfallen. Die Zahlenspiele zeigen vor allem eines: Das Land ist in der Debatte kein Stück weitergekommen.
Es geht beim Mindestlohn nicht um Tarifverhandlungen, bei denen jede Seite ihre Forderungen nennt, um dann einen Abschluss in der Mitte zu finden. Als alleiniges Instrument ist er ohnehin unsinnig, insbesondere ein pauschaler gesetzlicher Mindestlohn, der nicht zwischen Branchen differenziert. In einigen Bereichen würde eine Untergrenze von 7,50 Euro in der Tat Jobs, deren Produktivität darunter liegt, gefährden. In der Chemiebranche dürfte ein solches Mindestentgelt indes kaum der Rede wert sein. Wer aber einfach nur einen ?gerechten Lohn? per Gesetz verordnen will, richtet Unheil auf dem Arbeitsmarkt an.
Der deutschen Debatte mangelt es an einem systematischen Unterbau. Es werden Zahlen genannt oder selektive Vergleiche mit dem Ausland gezogen. Was fehlt - und darum geht es im Kern ?, ist eine Strategie für den Niedriglohnsektor, wo die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist. Wer den Menschen hier helfen will, sollte ein durchdachtes Kombilohnmodell einführen. Die staatlichen Zuschüsse, in welcher Form auch immer, können dann von branchenspezifischen Lohnuntergrenzen flankiert werden, damit die Löhne nicht ins Bodenlose fallen. Von so einem Modell aber ist das Land weit entfernt.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Der Mindestlohn bleibt in Deutschland ein Thema, das immer wieder hochkocht und bisher zu keinem intelligenten Ende geführt wurde. Seit einigen Tagen äußern sich Politiker wieder vermehrt dazu und werfen mit Zahlen um sich: SPD-Fraktionschef Peter Struck spricht von 7,50 Euro pro Stunde, was den Vorstellungen des DGB entspricht. Zuvor waren Löhne zwischen 4 und 6 Euro genannt worden. Die Arbeitgeber warnen derweil vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, sollte der Mindestlohn zu hoch ausfallen. Die Zahlenspiele zeigen vor allem eines: Das Land ist in der Debatte kein Stück weitergekommen.
Es geht beim Mindestlohn nicht um Tarifverhandlungen, bei denen jede Seite ihre Forderungen nennt, um dann einen Abschluss in der Mitte zu finden. Als alleiniges Instrument ist er ohnehin unsinnig, insbesondere ein pauschaler gesetzlicher Mindestlohn, der nicht zwischen Branchen differenziert. In einigen Bereichen würde eine Untergrenze von 7,50 Euro in der Tat Jobs, deren Produktivität darunter liegt, gefährden. In der Chemiebranche dürfte ein solches Mindestentgelt indes kaum der Rede wert sein. Wer aber einfach nur einen ?gerechten Lohn? per Gesetz verordnen will, richtet Unheil auf dem Arbeitsmarkt an.
Der deutschen Debatte mangelt es an einem systematischen Unterbau. Es werden Zahlen genannt oder selektive Vergleiche mit dem Ausland gezogen. Was fehlt - und darum geht es im Kern ?, ist eine Strategie für den Niedriglohnsektor, wo die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist. Wer den Menschen hier helfen will, sollte ein durchdachtes Kombilohnmodell einführen. Die staatlichen Zuschüsse, in welcher Form auch immer, können dann von branchenspezifischen Lohnuntergrenzen flankiert werden, damit die Löhne nicht ins Bodenlose fallen. Von so einem Modell aber ist das Land weit entfernt.
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