Keine Champions
Vive la France! Vive l?énergie! In den europäischen Energiemarkt ist eine Bewegung gekommen, die gleichermaßen beeindruckt wie beunruhigt. Nach der Milliardenofferte des deutschen Eon-Konzerns für die spanische Endesa will Frankreich sich offenbar absichern und ähnliche Pläne des italienischen Versorgers Enel verhindern: Der Staatskonzern Gaz de France (GdF) und der Versorger Suez, für dessen Tochter Electrabel Enel Interesse gezeigt hatte, sollen fusionieren. Das Motiv, sagt Premierminister Dominique de Villepin, sei ein strategisches: Frankreich wolle die nationale Unabhängigkeit von Energielieferungen sichern. So verständlich diese Absicht sein mag - der Weg, der hier eingeschlagen wird, ist grundfalsch und könnte langfristig das Gegenteil bewirken.
Seit geraumer Zeit demonstrieren Politiker in ganz Europa, was sie vom europäischen Wettbewerb verstanden haben: so gut wie nichts. Der Protektionismus blüht, als Antwort auf die Globalisierung wird von Staatsseite interveniert, eifrig werden nationale Champions geschmiedet. Besonders ehrgeizig zeigte sich hier seit jeher die französische Politik. Der Energiesektor hat eine ähnliche Unreife aber auch in anderen Ländern zu Tage gefördert. So sträubt sich Spanien - das sich nun durch Frankreichs Pläne bestärkt fühlen dürfte - gegen die Offerte von Eon für Endesa und will mit Hilfe von Gas Natural einen spanischen Champion schaffen. Italien, aus dem nun laute Klagen gegen ?nationale Barrieren? zu hören sind, hatte lange Zeit die Übernahme des Stromerzeugers Edison durch die französische Electricité de France (EDF) blockiert. Und auch Deutschland ist nicht frei von Energiepatriotismus: Mit Eon schwingt sich zwar ein privater Konzern zum Champion auf, die Starthilfe aber kam von Staatsseite: Die Übernahme der Ruhrgas, die Eons Stärke den Boden bereitet hat, geschah seinerzeit durch eine umstrittene Ministererlaubnis.
Die Renationalisierung und Verstaatlichung auf dem Energiesektor, die sich hier abzeichnen, widersprechen nicht nur dem europäischen Einigungsgedanken. Sie sind ausgesprochen unsinnig und schaden der Versorgungssicherheit. Die Energie, auf die Europa in Form von Erdgas in den kommenden Jahrzehnten angewiesen sein wird, wird in erster Linie aus Russland und Norwegen kommen, die britischen und holländischen Quellen in der Nordsee gehen bald zur Neige. Diese Abhängigkeit erfordert ein konzertiertes Vorgehen und eine europäische Strategie. Ein Tor ist also, wer mit nationalen Champions strategische Unabhängigkeit vorgaukeln will und mit schriller Rhetorik innerhalb Europas einen Kampf um Ressourcen inszeniert, den sich der Kontinent überhaupt nicht leisten kann.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Vive la France! Vive l?énergie! In den europäischen Energiemarkt ist eine Bewegung gekommen, die gleichermaßen beeindruckt wie beunruhigt. Nach der Milliardenofferte des deutschen Eon-Konzerns für die spanische Endesa will Frankreich sich offenbar absichern und ähnliche Pläne des italienischen Versorgers Enel verhindern: Der Staatskonzern Gaz de France (GdF) und der Versorger Suez, für dessen Tochter Electrabel Enel Interesse gezeigt hatte, sollen fusionieren. Das Motiv, sagt Premierminister Dominique de Villepin, sei ein strategisches: Frankreich wolle die nationale Unabhängigkeit von Energielieferungen sichern. So verständlich diese Absicht sein mag - der Weg, der hier eingeschlagen wird, ist grundfalsch und könnte langfristig das Gegenteil bewirken.
Seit geraumer Zeit demonstrieren Politiker in ganz Europa, was sie vom europäischen Wettbewerb verstanden haben: so gut wie nichts. Der Protektionismus blüht, als Antwort auf die Globalisierung wird von Staatsseite interveniert, eifrig werden nationale Champions geschmiedet. Besonders ehrgeizig zeigte sich hier seit jeher die französische Politik. Der Energiesektor hat eine ähnliche Unreife aber auch in anderen Ländern zu Tage gefördert. So sträubt sich Spanien - das sich nun durch Frankreichs Pläne bestärkt fühlen dürfte - gegen die Offerte von Eon für Endesa und will mit Hilfe von Gas Natural einen spanischen Champion schaffen. Italien, aus dem nun laute Klagen gegen ?nationale Barrieren? zu hören sind, hatte lange Zeit die Übernahme des Stromerzeugers Edison durch die französische Electricité de France (EDF) blockiert. Und auch Deutschland ist nicht frei von Energiepatriotismus: Mit Eon schwingt sich zwar ein privater Konzern zum Champion auf, die Starthilfe aber kam von Staatsseite: Die Übernahme der Ruhrgas, die Eons Stärke den Boden bereitet hat, geschah seinerzeit durch eine umstrittene Ministererlaubnis.
Die Renationalisierung und Verstaatlichung auf dem Energiesektor, die sich hier abzeichnen, widersprechen nicht nur dem europäischen Einigungsgedanken. Sie sind ausgesprochen unsinnig und schaden der Versorgungssicherheit. Die Energie, auf die Europa in Form von Erdgas in den kommenden Jahrzehnten angewiesen sein wird, wird in erster Linie aus Russland und Norwegen kommen, die britischen und holländischen Quellen in der Nordsee gehen bald zur Neige. Diese Abhängigkeit erfordert ein konzertiertes Vorgehen und eine europäische Strategie. Ein Tor ist also, wer mit nationalen Champions strategische Unabhängigkeit vorgaukeln will und mit schriller Rhetorik innerhalb Europas einen Kampf um Ressourcen inszeniert, den sich der Kontinent überhaupt nicht leisten kann.
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