Demokratie in Gefahr
Auf die politischen Krisen in Bangkok und Manila reagieren die Regierungschefs mit unterschiedlichen Rezepten. Thailands Thaksin Shinawatra versucht es mit Neuwahlen, auf den Philippinen hat Gloria Macapal-Arroyo den Ausnahmezustand verhängt. Die Ursache der Krisen jedoch ist ähnlich gelagert: In beiden Ländern wollen angeschlagene Politiker um jeden Preis an ihrer Macht festhalten - auch um den Preis der Demokratie.
Sowohl Thaksin als auch Arroyo müssten es besser wissen. Der frühere Geschäftsmann Thaksin war immer ein Populist, sein Unternehmergeist hatte aber dazu beigetragen, dass sein Land bei den Wachstumsraten in den letzten Jahren immer vorne mit dabei war. Doch dann ist dem CEO seines Landes sein Erfolg zu Kopf gestiegen: Sein autoritärer Regierungsstil steht im Widerspruch zu Ansprüchen an eine freiheitliche Ordnung, das intransparente Geschäftsgebaren seiner Familie hat dem Ansehen seines Landes geschadet.
Von der Ökonomin Arroyo war erwartet worden, dass sie mit ihrem Sachverstand die philippinische Wirtschaft wieder flott machen könne - nachdem der Volkszorn ihren Vorgänger, den Schauspieler Joseph Estrada, aus dem Amt getrieben hatte. Doch trotz vernünftiger Reformen, die Arroyo auf den Weg gebracht hat, ist das Vertrauen in ihr Land nicht gewachsen. Der Grund dafür liegt bei der Präsidentin selbst: Sie hat mit Korruption und Vetternwirtschaft nicht aufgeräumt, sie selbst und ihre Familie sind in Skandale verwickelt.
Dem wirtschaftlichen Erfolg der südostasiatischen Tigerstaaten in den 90er Jahren war eine Welle der Demokratisierung vorangegangen. Unverantwortliche Politiker wie Arroyo und Thaksin drohen diese Erfolge zu zerstören - indem sie die mühsam errungene Freiheit dem eigenen Machterhalt unterordnen.
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