Von Arindam Nag
EINE KOLUMNE VON DOW JONES NEWSWIRES
LONDON (Dow Jones)--Respekt! DaimlerChrysler hat ein klares Signal gesetzt auf der Angebotsseite des Schmiergeldsumpfes.
Der Fahrzeughersteller hat am Montag kein Blatt vor den Mund genommen, als er einräumte, "inkorrekte" Zahlungen in Afrika, Asien und Osteuropa geleistet zu haben. Die betroffenen Führungskräfte mussten das Unternehmen verlassen.
Ein Vorgehen wie dieses - klares Schuldeingeständnis in Verbindung mit einer sofortigen Säuberungsaktion - sollte beispielhaft für multinationale Unternehmen sein, die außerhalb der großen Zentren Geschäfte machen, insbesondere wenn die lokalen Töchter unabhängig von dem Management der Mutter agieren können.
"Think global, act local" war das Schlagwort von Management-Gurus zur Ausweitung des Geschäfts. Doch es löste einen schmutzigen Wettbewerb vor Ort aus, oftmals resultierend in Korruptionsformen wie Schmiergelder für die Entscheider oder Vetternwirtschaft zwischen den Managern vor Ort und ihren Kontrolleuren.
Neben DaimlerChrysler gibt es viele andere Großunternehmen, die sich umfassenden Bestechungsvorwürfen ausgesetzt sehen. Vor zwei Jahren hatte PriceWaterhouseCoopers herausgefunden, dass 49% von 3.600 befragten Unternehmen mindestens vier Mal Schmiergelder angeboten oder gezahlt haben.
Der so genannte Foreign Corrupt Practices Act in den USA und die Arbeitsgruppe Bestechung der OECD haben schon einen weiten Weg zurückgelegt, um in den Gesetzen zu verankern, dass Bestechung illegal ist. Außerdem hat die UN-Konvention gegen Korruption die meisten Staaten verpflichtet, Anti-Bestechungsgesetze zu verabschieden.
Doch der Kampf gegen Bestechung bleibt schwierig.
Die lokalen Gesellschaften vieler Unternehmen müssen Gewinn- und Umsatzziele erfüllen. Vielfach sind die Gehälter der entsandten Manager direkt mit diesen Zielen verknüpft. Die Versuchung, Verträge zu "gewinnen" und die Vorgaben mit Hilfe lokaler Revisoren zu erfüllen, ist groß.
Die Wachsamkeit beginnt bei den Buchprüfern und hier müssen die Bemühungen intensiviert werden, damit diese Warnsignale an die zuständigen Behörden senden. Sicherlich, die Prüfer werden von den Unternehmen beauftragt und bezahlt, doch ihre Aufgabe ist auch und gerade, Korruption zu verhindern.
In den USA ist ein Gremium zur Prüfung der Prüfer durch die Börsenaufsicht SEC eingesetzt worden. Die Prüfungsgesellschaften beginnen den Druck zu spüren, die Bücher ihrer Kunden gezielter zu durchleuchten.
In Europa ist die Aufsicht der Bilanzprüfer noch nicht so strikt. Wenn Daimlers Prüfer, interne wie externe, die richtigen Fragen bei der Prüfung der Bilanzen für 2003 und 2004 aufgeworfen hätten, wären die Bestechungswarnsignale wohl schon früher aufgeleuchtet.
Die Behörden in Europa, besonders in Deutschland, müssen daran gehen, die Verzögerungen bei den Steuerprüfungen zu verkürzen. Wenn es ein oder zwei Jahre Verzug sind, ermöglicht dies Managern durchaus, sich dem Röntgenblick der Steuerprüfer zu entziehen.
Das entschlossene Agieren von DaimlerChrysler wird ohne Zweifel vielen Managern in multinationalen Unternehmen, die außerhalb der westlichen Welt agieren, einen Schauer über den Rücken jagen. Aber es sollte auch eine heilsame Botschaft aussenden: Die effektive Bekämpfung von Korruption im Ausland fängt in der Unternehmenszentrale an.
(Arindam Nag berichtet seit 15 Jahren über Wirtschafts- und Finanzthemen in Asien, Europa und den USA. Sie erreichen ihn unter at +44 207-842-9289 oder per E-Mail an arindam.nag@dowjones.com)
Übersetzt und bearbeitet von Hans-Joachim Koch
DJG/DJN/smh -0-
EINE KOLUMNE VON DOW JONES NEWSWIRES
LONDON (Dow Jones)--Respekt! DaimlerChrysler hat ein klares Signal gesetzt auf der Angebotsseite des Schmiergeldsumpfes.
Der Fahrzeughersteller hat am Montag kein Blatt vor den Mund genommen, als er einräumte, "inkorrekte" Zahlungen in Afrika, Asien und Osteuropa geleistet zu haben. Die betroffenen Führungskräfte mussten das Unternehmen verlassen.
Ein Vorgehen wie dieses - klares Schuldeingeständnis in Verbindung mit einer sofortigen Säuberungsaktion - sollte beispielhaft für multinationale Unternehmen sein, die außerhalb der großen Zentren Geschäfte machen, insbesondere wenn die lokalen Töchter unabhängig von dem Management der Mutter agieren können.
"Think global, act local" war das Schlagwort von Management-Gurus zur Ausweitung des Geschäfts. Doch es löste einen schmutzigen Wettbewerb vor Ort aus, oftmals resultierend in Korruptionsformen wie Schmiergelder für die Entscheider oder Vetternwirtschaft zwischen den Managern vor Ort und ihren Kontrolleuren.
Neben DaimlerChrysler gibt es viele andere Großunternehmen, die sich umfassenden Bestechungsvorwürfen ausgesetzt sehen. Vor zwei Jahren hatte PriceWaterhouseCoopers herausgefunden, dass 49% von 3.600 befragten Unternehmen mindestens vier Mal Schmiergelder angeboten oder gezahlt haben.
Der so genannte Foreign Corrupt Practices Act in den USA und die Arbeitsgruppe Bestechung der OECD haben schon einen weiten Weg zurückgelegt, um in den Gesetzen zu verankern, dass Bestechung illegal ist. Außerdem hat die UN-Konvention gegen Korruption die meisten Staaten verpflichtet, Anti-Bestechungsgesetze zu verabschieden.
Doch der Kampf gegen Bestechung bleibt schwierig.
Die lokalen Gesellschaften vieler Unternehmen müssen Gewinn- und Umsatzziele erfüllen. Vielfach sind die Gehälter der entsandten Manager direkt mit diesen Zielen verknüpft. Die Versuchung, Verträge zu "gewinnen" und die Vorgaben mit Hilfe lokaler Revisoren zu erfüllen, ist groß.
Die Wachsamkeit beginnt bei den Buchprüfern und hier müssen die Bemühungen intensiviert werden, damit diese Warnsignale an die zuständigen Behörden senden. Sicherlich, die Prüfer werden von den Unternehmen beauftragt und bezahlt, doch ihre Aufgabe ist auch und gerade, Korruption zu verhindern.
In den USA ist ein Gremium zur Prüfung der Prüfer durch die Börsenaufsicht SEC eingesetzt worden. Die Prüfungsgesellschaften beginnen den Druck zu spüren, die Bücher ihrer Kunden gezielter zu durchleuchten.
In Europa ist die Aufsicht der Bilanzprüfer noch nicht so strikt. Wenn Daimlers Prüfer, interne wie externe, die richtigen Fragen bei der Prüfung der Bilanzen für 2003 und 2004 aufgeworfen hätten, wären die Bestechungswarnsignale wohl schon früher aufgeleuchtet.
Die Behörden in Europa, besonders in Deutschland, müssen daran gehen, die Verzögerungen bei den Steuerprüfungen zu verkürzen. Wenn es ein oder zwei Jahre Verzug sind, ermöglicht dies Managern durchaus, sich dem Röntgenblick der Steuerprüfer zu entziehen.
Das entschlossene Agieren von DaimlerChrysler wird ohne Zweifel vielen Managern in multinationalen Unternehmen, die außerhalb der westlichen Welt agieren, einen Schauer über den Rücken jagen. Aber es sollte auch eine heilsame Botschaft aussenden: Die effektive Bekämpfung von Korruption im Ausland fängt in der Unternehmenszentrale an.
(Arindam Nag berichtet seit 15 Jahren über Wirtschafts- und Finanzthemen in Asien, Europa und den USA. Sie erreichen ihn unter at +44 207-842-9289 oder per E-Mail an arindam.nag@dowjones.com)
Übersetzt und bearbeitet von Hans-Joachim Koch
DJG/DJN/smh -0-