
Dow Jones Newswires
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Depfa Bank plc, Dublin, wird ihre deutschen Einheiten in Eschborn bei Frankfurt bündeln. Dazu wird zum einen die 100%-Tochter Deutsche Pfandbriefbank von Frankfurt nach Eschborn umziehen, wie deren Vorstand Hans Keller im Gespräch mit Dow Jones Newswires sagte. Daneben werden aber auch die in Frankfurt befindlichen Teile der Mutter Depfa Bank plc nach Eschborn verlegt. Bislang hatte die Depfa nur die Pfandbriefbank in die Peripherie verlegen wollen, die Teile der Depfa Bank plc hätten in Frankfurt verbleiben sollen. "Alle 105 Mitarbeiter in Deutschland werden in Eschborn zusammengezogen", sagte Keller.
Zu den verlagerten Teilen der Depfa Bank plc zählen auch Zentralfunktionen wie Corporate Communications und Investor Relations. Diese Abteilungen werden aber neben dem Hauptbüro in Eschborn auch ein Büro in Frankfurt behalten. Die Depfa wird ein Gebäude in Eschborn West beziehen, das von einem Joint Venture unter Beteiligung der BayernLB errichtet wurde. Für den Umzug waren Keller zufolge unter anderem steuerliche Aspekte ausschlaggebend. Die jährliche Steuerersparnis bezifferte er auf rund 7 Mio EUR. "Sicherlich war der Gewerbesteuerhebesatz bei der Standortwahl mit ausschlaggebend", sagte Keller.
Allerdings wird die Depfa durch die Relokation auch 1,5 Mio EUR jährlich an Miete sparen. "Das Mietgefälle von Frankfurt zum Umland ist immer noch da", machte er deutlich. Dennoch sei das neue Gebäude "keineswegs eine billige Notlösung". Die Depfa ziehe als Erstbezieherin in ein modernes Gebäude. Die Räumlichkeiten lassen Keller zufolge auch Raum für weiteres Wachstum. Den jährlichen Einsparungen über 8,5 Mio EUR steht ein einmaliger Umzugsaufwand von maximal 2 Mio EUR gegenüber. Der Umzug soll Keller zufolge sukzessive erfolgen. Grundsätzlich läuft der Mietvertrag ab 1. August.
Rolle der Pfandbriefbank wird aufgewertet
Mit der Bündelung der deutschen Mitarbeiter in Eschborn geht auch eine Aufwertung der Pfandbriefbank im Depfa-Konzern einher. Nach dem gescheiterten Verkauf sollte diese ursprünglich auf ein reines Refinanzierungsvehikel beschränkt werden. Wie Keller sagte, wird von Eschborn aus künftig das Aktivgeschäft für die deutschsprachigen Länder und der Aufbau von Kundenbeziehungen in Ungarn, Tschechien, Slowakei und in Slowenien für die gesamte Depfa-Gruppe betrieben. "Wir stellen uns als schlagkräftige Einheit der Depfa Gruppe auf", sagte der Pfandbriefbank-Vorstand.
Das Know-how für das deutschsprachige Geschäft sei in Eschborn eher gegeben als in Dublin, begründete Keller diesen Schritt. Zudem bestünden langfristige Kundenbeziehungen im deutschsprachigen Raum. "Mit einem Anteil von 20% an den gesamten Mitarbeitern werden wir deutlich zweitstärkster Standort in der Gruppe", machte Keller deutlich. Insgesamt werde man ein Staatsfinanzierungsportfolio von rund 60 Mrd EUR aus Eschborn heraus betreuen, was etwa einem Drittel des gesamten Staatsfinanzierungsportfolios entspreche.
Konzernzentrale in Dublin von Verlagerung unberührt
Keller stellte aber klar, dass die Bündelung in Eschborn nicht zu Lasten des von Dublin aus geführten Geschäfts geht: "Wir treten als Depfa Gruppe auf; einen Gegensatz Pfandbriefbank zur plc gibt es nicht". Verlagerungen von Dublin nach Eschborn fänden nicht statt: "Wir nehmen Dublin kein Geschäft weg". Grundsätzlich betreue man aus Eschborn das deutsche und Teile des osteuropäischen Geschäfts, "sowohl für die eigene Bilanz als auch für die der Depfa Bank plc".
Keller sieht dies auch als Signal an die Mitarbeiter der Pfandbriefbank. "Der Umzug ist der definitiv letzte Schritt der Überwindung des Outsourcings der Pfandbriefbank", sagte er. Die Pfandbriefbank solle wieder ein "Powerhaus" werden, "die Teams arbeiten jetzt für die gesamte Gruppe", so Keller.
Zum aktuellen Geschäftsverlauf der Pfandbriefbank wollte Keller keine Zahlen nennen. Es habe auch während der zwischenzeitlichen Outsourcingpläne keinen Einbruch auf der Aktivseite gegeben, sagte er. Grundsätzlich werde das gesamte Marktvolumen weiterhin steigen, zeigte er sich überzeugt. "Es wird uns nicht schwerfallen, weiteres Geschäft zu akquirieren", sagte er.
Die Anlageklasse Pfandbrief sieht Keller auch nach der Krise um die Allgemeine Hypothekenbank Rheinboden (AHBR) nicht beschädigt. "Wir haben keine Hinweise, dass die AHBR-Krise belastet". Die Pfandbriefbank habe als Emittentin keine Auswirkungen gemerkt, fügte er hinzu. 2006 werde die Depfa über die Pfandbriefbank 2 Mrd EUR refinanzieren. Der Rest des gesamten Refinanzierungsvolumens von 16 Mrd bis 17 Mrd EUR soll über die Mutter in Form von irischen Pfandbriefen am Markt eingesammelt werden.
-Von Christian Streckert, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 115,
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