Größe zählt
Durch die internationale Versicherungswirtschaft rollt eine Fusionswelle. Aviva will die ebenfalls britische Prudential-Gruppe übernehmen. Dem US-Versicherer St. Paul wird Interesse an der Zurich Financial Services - im US-Markt ein Schwergewicht - nachgesagt. Swiss Re übernimmt gerade GE Insurance Solutions. Europas Marktzweiter Axa sucht nach passenden Übernahmeobjekten. Und in Deutschland schließt Talanx gerade die Übernahme des Gerling-Konzerns ab. Die Fusionswelle erfasst die Branche nach langer Ruhe. Die globalen Versicherer hatten mit sich selbst zu tun - hohe Schäden wie die des 11. September, abgestürzte Preise, niedrige Zinsen und die Börsenkrise der Jahre 2001 bis 2003 machten den Unternehmen Sorgen. Diese Phase ist jetzt endgültig vorbei. Schon in den vergangenen Jahren konnten die Unternehmen saftige Preiserhöhungen im Kerngeschäft durchsetzen. Die anziehende Börse tut ihr Übriges, schließlich ist die Versicherungswirtschaft einer der größten Kapitalanleger. Die Mehrzahl der Versicherungskonzerne hat wieder Finanzkraft gewonnen - und jetzt Geld für Expansionen. Wachstum aus eigener Kraft ist allerdings mühsam. Viel einfacher ist es, sich Marktanteile zu kaufen. Das gewagte Kalkül: Ein Versicherer kann die anhaltende Hochpreisphase nutzen, um nach einer Großfusion deutlich mehr Gewinn zu machen. In der nächsten Niedrigpreisphase hat er dann eher Aussichten, sich gegen die Verwerfungen des Konkurrenzkampfs zur Wehr zu setzen als ein kleineres Unternehmen. Hinzu kommt, dass viele der jetzt vorbereiteten Fusionen die Internationalität der Gruppen deutlich erhöhen. So das Kalkül. Unterstützung finden Fusionsfans bei den Rating-Agenturen. Sie belohnen künftig Größe und Diversifikation eines Versicherers: Wer groß und global aufgestellt ist, kann mit dem gleichen Kapital deutlich mehr Geschäft zeichnen als ein lokal agierender Versicherer. Das alles wiegt die Last des gewaltigen Kraftakts auf, den eine Megafusion bedeutet. Die deutschen Branchenkönige Allianz und Münchener Rück erteilen Großübernahmen dennoch eine Absage. Schon jetzt seien sie so stark und international, dass ein großer Zukauf kaum Vorteile bringt. Das sind gute Argumente. Dennoch heißt das nicht, dass sie Anleger und Analysten überzeugen. Wenn das Fusionsfieber eine ganze Branche ansteckt und die neu formierten Assekuranzriesen die bisherigen Marktführer ausstechen - wie das bei Swiss Re und Münchener Rück der Fall ist - nimmt der Druck auf die Unternehmensführungen zu. Größe wird wieder zum Wert an sich. Dass dies aber nicht lange so bleiben muss, haben viele der fusionstrunkenen Konzernchefs leider schon vergessen.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Durch die internationale Versicherungswirtschaft rollt eine Fusionswelle. Aviva will die ebenfalls britische Prudential-Gruppe übernehmen. Dem US-Versicherer St. Paul wird Interesse an der Zurich Financial Services - im US-Markt ein Schwergewicht - nachgesagt. Swiss Re übernimmt gerade GE Insurance Solutions. Europas Marktzweiter Axa sucht nach passenden Übernahmeobjekten. Und in Deutschland schließt Talanx gerade die Übernahme des Gerling-Konzerns ab. Die Fusionswelle erfasst die Branche nach langer Ruhe. Die globalen Versicherer hatten mit sich selbst zu tun - hohe Schäden wie die des 11. September, abgestürzte Preise, niedrige Zinsen und die Börsenkrise der Jahre 2001 bis 2003 machten den Unternehmen Sorgen. Diese Phase ist jetzt endgültig vorbei. Schon in den vergangenen Jahren konnten die Unternehmen saftige Preiserhöhungen im Kerngeschäft durchsetzen. Die anziehende Börse tut ihr Übriges, schließlich ist die Versicherungswirtschaft einer der größten Kapitalanleger. Die Mehrzahl der Versicherungskonzerne hat wieder Finanzkraft gewonnen - und jetzt Geld für Expansionen. Wachstum aus eigener Kraft ist allerdings mühsam. Viel einfacher ist es, sich Marktanteile zu kaufen. Das gewagte Kalkül: Ein Versicherer kann die anhaltende Hochpreisphase nutzen, um nach einer Großfusion deutlich mehr Gewinn zu machen. In der nächsten Niedrigpreisphase hat er dann eher Aussichten, sich gegen die Verwerfungen des Konkurrenzkampfs zur Wehr zu setzen als ein kleineres Unternehmen. Hinzu kommt, dass viele der jetzt vorbereiteten Fusionen die Internationalität der Gruppen deutlich erhöhen. So das Kalkül. Unterstützung finden Fusionsfans bei den Rating-Agenturen. Sie belohnen künftig Größe und Diversifikation eines Versicherers: Wer groß und global aufgestellt ist, kann mit dem gleichen Kapital deutlich mehr Geschäft zeichnen als ein lokal agierender Versicherer. Das alles wiegt die Last des gewaltigen Kraftakts auf, den eine Megafusion bedeutet. Die deutschen Branchenkönige Allianz und Münchener Rück erteilen Großübernahmen dennoch eine Absage. Schon jetzt seien sie so stark und international, dass ein großer Zukauf kaum Vorteile bringt. Das sind gute Argumente. Dennoch heißt das nicht, dass sie Anleger und Analysten überzeugen. Wenn das Fusionsfieber eine ganze Branche ansteckt und die neu formierten Assekuranzriesen die bisherigen Marktführer ausstechen - wie das bei Swiss Re und Münchener Rück der Fall ist - nimmt der Druck auf die Unternehmensführungen zu. Größe wird wieder zum Wert an sich. Dass dies aber nicht lange so bleiben muss, haben viele der fusionstrunkenen Konzernchefs leider schon vergessen.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.