Matchball Möllring
Baden-Württemberg ist nur eine Ecke Deutschlands. Aber wenn es um Tarifauseinandersetzungen geht, ist das, was aus dieser Ecke kommt, meist wichtig für das ganze Land. So auch jetzt: Sollte der Kompromiss zustande kommen, den die Schlichter für den öffentlichen Dienst der Kommunen im Südwesten vorgeschlagen haben, stärkt das indirekt die Arbeitgeber im parallel laufenden Tarifstreit der Länder. Vieles spricht dafür, dass der baden-württembergische Verband der Gewerkschaft Verdi den Schlichterspruch annimmt - und so den eigenen Bundesvorsitzenden Frank Bsirske in große Schwierigkeiten bringt. Nach sechs Wochen Arbeitskampf erlahmt bei den Streikenden im Südwesten der Widerstand, und der Unmut der Bürger nimmt zu. Es gibt keinen Grund, weshalb die kommunalen Bediensteten dort nicht mit einem Kompromiss leben könnten, wie ihn die Kollegen in Niedersachsen und Hamburg akzeptiert haben. Wenn aber Müllberge abgetragen und Kitas geöffnet werden, verschwindet das, was am meisten an den Streiks stört und daher auch den Tarifparteien auf Länderebene Druck macht. Hartmut Möllring, Verhandlungsführer der Länder, hat damit noch weniger Grund, von seiner harten Haltung abzurücken. Er kann mit dem seit Jahren tariflosen Zustand der Länder noch Monate oder gar Jahre leben und währenddessen bei Neueinstellungen jene Arbeitsbedingungen festschreiben, die Verdi für Alteingesessene verhindern will. Für Bsirske ist das ein Horrorszenario: Er will 2007 als Gewerkschaftsboss wieder gewählt werden und braucht dringend einen Erfolg. Den sollte ihm Möllring weiter nicht gönnen. Seine Forderungen nach Öffnungsklauseln bei Arbeitszeit, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind keinesfalls unmäßig. Sie entsprechen dem Interesse der Bürger. Und vor dem müssen Bsirskes persönliche Interessen zurücktreten.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Baden-Württemberg ist nur eine Ecke Deutschlands. Aber wenn es um Tarifauseinandersetzungen geht, ist das, was aus dieser Ecke kommt, meist wichtig für das ganze Land. So auch jetzt: Sollte der Kompromiss zustande kommen, den die Schlichter für den öffentlichen Dienst der Kommunen im Südwesten vorgeschlagen haben, stärkt das indirekt die Arbeitgeber im parallel laufenden Tarifstreit der Länder. Vieles spricht dafür, dass der baden-württembergische Verband der Gewerkschaft Verdi den Schlichterspruch annimmt - und so den eigenen Bundesvorsitzenden Frank Bsirske in große Schwierigkeiten bringt. Nach sechs Wochen Arbeitskampf erlahmt bei den Streikenden im Südwesten der Widerstand, und der Unmut der Bürger nimmt zu. Es gibt keinen Grund, weshalb die kommunalen Bediensteten dort nicht mit einem Kompromiss leben könnten, wie ihn die Kollegen in Niedersachsen und Hamburg akzeptiert haben. Wenn aber Müllberge abgetragen und Kitas geöffnet werden, verschwindet das, was am meisten an den Streiks stört und daher auch den Tarifparteien auf Länderebene Druck macht. Hartmut Möllring, Verhandlungsführer der Länder, hat damit noch weniger Grund, von seiner harten Haltung abzurücken. Er kann mit dem seit Jahren tariflosen Zustand der Länder noch Monate oder gar Jahre leben und währenddessen bei Neueinstellungen jene Arbeitsbedingungen festschreiben, die Verdi für Alteingesessene verhindern will. Für Bsirske ist das ein Horrorszenario: Er will 2007 als Gewerkschaftsboss wieder gewählt werden und braucht dringend einen Erfolg. Den sollte ihm Möllring weiter nicht gönnen. Seine Forderungen nach Öffnungsklauseln bei Arbeitszeit, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind keinesfalls unmäßig. Sie entsprechen dem Interesse der Bürger. Und vor dem müssen Bsirskes persönliche Interessen zurücktreten.
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