STUTTGART (Dow Jones)--Nach einem ersten milliardenteueren Sanierungsversuch vor knapp einem Jahr hat die DaimlerChrysler AG, Stuttgart, bei der hochdefizitären Kleinwagentochter smart erneut die Notbremse gezogen. Das viersitzige Modell "forfour" soll eingestellt und smart vollständig in die Mercedes-Organisation integriert werden, wie der Automobilhersteller am Samstag überraschend mitteilte. Damit beendete der erst seit Januar amtierende Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche die einst hochfliegenden Pläne und leitete bereits den dritten drastischen Sanierungsschritt im Konzern ein.
Im April vergangenen Jahres hatte der damals noch für die Marken Mercedes-Benz, smart und Maybach verantwortliche DaimlerChrysler-Vorstand Eckhard Cordes bereits die Notbremse bei der hohe Verluste schreibenden Tochter smart gezogen: Er stoppte ein geplantes Freizeitmodell, beschloss die Einstellung des smart "roadsters" und begann die einst eigenständige Tochter weitgehend in die Mercedes-Organisation zu integrieren. Außerdem wurden in der Zentrale 600 von 1.350 Stellen abgebaut.
Gleichzeitig hatte Cordes versprochen, mit den beiden verbleibenden Fahrzeugmodellen, dem zweisitzigen "fortwo" und dem viersitzigen "forfour", bis 2007 die Gewinnschwelle zu erreichen. Dazu sei eine Ergebnisverbesserung von 600 Mio EUR notwendig. Genaue Zahlen über die Gesamtinvestitionen und die operativen Verluste hat DaimlerChrysler niemals bekannt gegeben. Insgesamt kostete dieser Sanierungsschritt rund 1,1 Mrd EUR. Nicht zuletzt deshalb wies die Mercedes Car Group (MCG) im vergangenen Jahr einen Verlust von 505 Mio EUR aus.
Viele Automobilexperten und Analysten hatten schon damals bezweifelt, dass sich der Viersitzer jemals rechnen wird. Den ursprünglich geplanten Jahresabsatz von 80.000 Einheiten erreichte das gemeinsam mit dem Partner Mitsubishi Motors Corp, Tokio, entwickelte und bei dessen Tochter Nedcar in den Niederlanden produzierte Fahrzeug nie. Allerdings hatte der Stuttgarter Automobilhersteller bis zuletzt betont, eine Einstellung des "forfour" sei aufgrund der langfristigen Verträge mit MMC und Lieferanten teuerer als der Weiterbetrieb.
Nun scheint der neue Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche zu einem anderen Ergebnis gekommen zu sein: Um die avisierte Gewinnschwelle bei smart bis 2007 doch noch zu erreichen, beschloss er die Einstellung des Viersitzers und nimmt damit erneut eine Ergebnisbelastung von rund 1 Mrd EUR in Kauf. Ob der kurzfristige Ausstieg überhaupt gelingt, und welche Kosten dann tatsächlich anfallen, ist indes noch offen. Die Verhandlungen dazu müssen DaimlerChrysler zufolge erst noch geführt werden.
Zetsche beendete mit diesem Schritt die einst hochfliegenden Pläne seines Vorgängers Jürgen Schrempp und des früheren MCG-Vorstands Jürgen Hubbert. Noch vor zwei Jahren hatten diese Verkäufe von 200.000 smart-Fahrzeugen pro Jahr für möglich gehalten und mit dem Ausbau der Modellpalette sogar ein Absatz von 300.000 Einheiten in Aussicht gestellt. Im vergangenen Jahr verkaufte smart dagegen gerade einmal 143.000 Fahrzeuge.
Das von Schrempp garantierte Festhalten an smart war zuletzt immer stärker von Analysten und Investoren kritisiert worden. Sogar die beiden Großaktionäre, die arabischen Emirate Kuwait und Dubai, die mit 7,2% bzw 2,2% an DaimlerChrysler beteiligt sind, hatten öffentlich einen Ausstieg aus der Kleinwagentochter gefordert.
Die zweite Sanierungsrunde bei smart ist bereits die dritte drastische Restrukturierungsentscheidung von Zetsche: Kurz nach Amtsantritt als neuer MCG-Verantwortlicher leitete er vergangenen September den Abbau von 8.500 Stellen in der Pkw-Sparte ein - trotz einer unter ausgehandelten Beschäftigungssicherung. Und im Januar verordnete er der weltweiten Verwaltung eine Schlankheitskur, was bis 2008 zusätzlich 6.000 Arbeitsplätze kostet.
-Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12, matthias.krust@dowjones.com
DJG/mtk
Im April vergangenen Jahres hatte der damals noch für die Marken Mercedes-Benz, smart und Maybach verantwortliche DaimlerChrysler-Vorstand Eckhard Cordes bereits die Notbremse bei der hohe Verluste schreibenden Tochter smart gezogen: Er stoppte ein geplantes Freizeitmodell, beschloss die Einstellung des smart "roadsters" und begann die einst eigenständige Tochter weitgehend in die Mercedes-Organisation zu integrieren. Außerdem wurden in der Zentrale 600 von 1.350 Stellen abgebaut.
Gleichzeitig hatte Cordes versprochen, mit den beiden verbleibenden Fahrzeugmodellen, dem zweisitzigen "fortwo" und dem viersitzigen "forfour", bis 2007 die Gewinnschwelle zu erreichen. Dazu sei eine Ergebnisverbesserung von 600 Mio EUR notwendig. Genaue Zahlen über die Gesamtinvestitionen und die operativen Verluste hat DaimlerChrysler niemals bekannt gegeben. Insgesamt kostete dieser Sanierungsschritt rund 1,1 Mrd EUR. Nicht zuletzt deshalb wies die Mercedes Car Group (MCG) im vergangenen Jahr einen Verlust von 505 Mio EUR aus.
Viele Automobilexperten und Analysten hatten schon damals bezweifelt, dass sich der Viersitzer jemals rechnen wird. Den ursprünglich geplanten Jahresabsatz von 80.000 Einheiten erreichte das gemeinsam mit dem Partner Mitsubishi Motors Corp, Tokio, entwickelte und bei dessen Tochter Nedcar in den Niederlanden produzierte Fahrzeug nie. Allerdings hatte der Stuttgarter Automobilhersteller bis zuletzt betont, eine Einstellung des "forfour" sei aufgrund der langfristigen Verträge mit MMC und Lieferanten teuerer als der Weiterbetrieb.
Nun scheint der neue Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche zu einem anderen Ergebnis gekommen zu sein: Um die avisierte Gewinnschwelle bei smart bis 2007 doch noch zu erreichen, beschloss er die Einstellung des Viersitzers und nimmt damit erneut eine Ergebnisbelastung von rund 1 Mrd EUR in Kauf. Ob der kurzfristige Ausstieg überhaupt gelingt, und welche Kosten dann tatsächlich anfallen, ist indes noch offen. Die Verhandlungen dazu müssen DaimlerChrysler zufolge erst noch geführt werden.
Zetsche beendete mit diesem Schritt die einst hochfliegenden Pläne seines Vorgängers Jürgen Schrempp und des früheren MCG-Vorstands Jürgen Hubbert. Noch vor zwei Jahren hatten diese Verkäufe von 200.000 smart-Fahrzeugen pro Jahr für möglich gehalten und mit dem Ausbau der Modellpalette sogar ein Absatz von 300.000 Einheiten in Aussicht gestellt. Im vergangenen Jahr verkaufte smart dagegen gerade einmal 143.000 Fahrzeuge.
Das von Schrempp garantierte Festhalten an smart war zuletzt immer stärker von Analysten und Investoren kritisiert worden. Sogar die beiden Großaktionäre, die arabischen Emirate Kuwait und Dubai, die mit 7,2% bzw 2,2% an DaimlerChrysler beteiligt sind, hatten öffentlich einen Ausstieg aus der Kleinwagentochter gefordert.
Die zweite Sanierungsrunde bei smart ist bereits die dritte drastische Restrukturierungsentscheidung von Zetsche: Kurz nach Amtsantritt als neuer MCG-Verantwortlicher leitete er vergangenen September den Abbau von 8.500 Stellen in der Pkw-Sparte ein - trotz einer unter ausgehandelten Beschäftigungssicherung. Und im Januar verordnete er der weltweiten Verwaltung eine Schlankheitskur, was bis 2008 zusätzlich 6.000 Arbeitsplätze kostet.
-Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12, matthias.krust@dowjones.com
DJG/mtk