Fusionitis ohne Logik Pharmaanalysten haben die Wahl zwischen verzweifeltem Kopfschütteln oder resigniertem Schulterzucken: Diese Branche verstehen zu wollen, ihre Strategien zu studieren und daraus eine Logik abzuleiten - pure Zeitverschwendung. Erst der sachlich kaum begründbare Übernahmeangriff Mercks auf Schering. Als Nächstes nun das 16 Mrd. E schwere Barangebot von Bayer für Schering. Dabei hätte Bayer Schering zu einem früheren Zeitpunkt billiger haben können; bevor der Konzern sich so hoch verschuldet hat, wie er es jetzt ist. Beobachter, die nach plausiblen Erklärungen suchen, sind verloren. Welche Aktien muss man haben, auf welche Akteure setzen? Nichts ist so sicher wie die nächste Überraschung. Rückblick auf 2004: Unfassbar die Attacke der kleinen französischen Firma Sanofi-Synthélabo, die aus dem Nichts auftauchte, sich den Braten Aventis schnappte, um zur weltweiten Nummer drei der Branche aufzusteigen. Ein Knaller war die krasse Wandlung des zahmen Pharmazwergs Merck zum Raubritter. Der inzwischen erfolgte kleinlaute Rückzug vom waghalsigen Manöver, Schering feindlich übernehmen zu wollen, hinterlässt tiefe Blessuren. Überraschungsnummer Bayer: Erst winkt der Konzern vor zwei Jahren mit der weißen Fahne und bietet sein Pharmageschäft der Konkurrenz zur Partnerschaft an. Als keiner kommt, erklärt sich der Aspirin-Erfinder entmutigt zum europäischen Leichtgewicht im Pharmageschäft. Dass dieser Konzern jetzt als Weißer Ritter für Schering daherkommt - eine 180-Grad-Wende, deren unternehmerisches Motiv unklar bleibt. Not macht erfinderisch. Leider nicht im Forschungslabor bei der Suche nach neuen Pillen, da sind die Probleme von Bayer, Merck und Schering ungelöst. Aber in den Köpfen der Konzernlenker bricht ungebremste Kreativität durch.
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Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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