In Bushs Schublade Es klingt spektakulär, wenn ein renommierter Enthüllungsjournalist berichtet, die US-Regierung plane einen Militärschlag gegen Iran, bei dem Atomwaffen zum Einsatz kämen. Allerdings drängt sich die Frage auf, ob es sich tatsächlich um eine Enthüllung handelt - nicht nur, weil über einen Schlag gegen Iran schon öfter gemutmaßt wurde.
In der Washingtoner Polit-Szene herrscht eher der Eindruck vor, als würden die Meldungen von den Kriegsplänen gezielt von der Regierung gestreut. Das ergibt Sinn, weil es George W. Bush vor allem darum geht, im Streit um Teherans Atomprogramm den Druck auf den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad so hoch wie möglich zu halten. Der Druck ist nötig, weil sich Iran unbeeindruckt zeigt von den Sanktionsdrohungen des Uno-Sicherheitsrats. Das Regime ist offensichtlich nur durch eine große militärische Drohkulisse zu beeindrucken. Deshalb geistert das Gespenst der taktischen Nuklearwaffen durch die Presse, deshalb verheimlicht die US-Regierung immer weniger, dass sie - vielleicht schon fertige - militärische Optionen in der Schublade hat, die sie aber, entgegen den Ängsten mancher in Europa, wohlweislich noch nicht auf den Tisch gelegt hat. Wenn es ihm und seinen Beratern aber geboten scheint, könnte Bush die militärische Option durchaus schnell aus der Schublade holen. Das wird immer deutlicher. Bush ist in seiner zweiten Amtszeit, kann nicht wieder gewählt werden, muss nicht mehr um jeden Preis populär sein. Ob es zum Militärschlag kommt, hängt entscheidend davon ab, wie Iran auf die Drohkulisse reagiert, die Washington allmählich aufbaut. Und davon, ob Ahmadinedschad im Lauf der nächsten Monate den Eindruck verstärkt, ein Mann zu sein, der weit gefährlicher ist, als es Saddam Hussein je war.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Leo Klimm - 040/31990311
Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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