Formaler Durchbruch
Mit der Entscheidung für Dschawad al-Maliki als neuen Ministerpräsidenten des Irak sind in Bagdad quälende Wochen zu Ende gegangen. Mühsam musste der wenig geschätzte und am Amt klebende Ibrahim al-Dschaafari zum Verzicht bewegt werden. Ob der neue Amtsträger es vermag, die entlang der ethnischen Linien tief zerstrittenen Gruppen zu einer nationalen Einheit zu führen, ist längst nicht sicher. Zunächst ist in Bagdad nur ein überfälliges Personalproblem gelöst worden, ein politisches noch nicht.
Im Irak und in den Ländern der Koalition war die Ungeduld über den schleppenden politischen Prozess seit der Parlamentswahl kurz davor umzuschlagen. Es wurde gezweifelt, ob das Land überhaupt regierbar ist. Insofern ist die Wahl al-Malikis ein wichtiger, wenngleich formaler Durchbruch. Der Erwartungsdruck auf dem Schiiten ist nun enorm. Er muss die politische Lähmung beenden, die Gewalt stoppen, Recht und Ordnung, stellenweise sogar das Gewaltmonopol des Staates wiederherstellen und den stockenden wirtschaftlichen Wiederaufbau voranbringen.
Ob ausgerechnet al-Maliki der richtige Mann dafür ist, ist keineswegs ausgemacht. Er gilt als zupackender Typ, der Probleme lösen kann. Doch er hat in der Vergangenheit den Hauptkonflikt im Irak zwischen den drei großen Volksgruppen der Schiiten, Kurden und Sunniten eher befördert als geschlichtet.
Sollte er als Ministerpräsident einseitig Partei ergreifen, wäre das Gift für die nationale Einheit, die Gewalt würde es zusätzlich anfachen. Al-Maliki muss beides: zupackend regieren und umsichtig zu Werke gehen. In den kommenden vier Wochen, in denen er sein Kabinett zusammenstellt, muss er zeigen, ob er statt zu polarisieren auch schlichten kann. Für den politischen Aufbau des Irak bedeutet es die wohl letzte Chance.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Horst von Buttlar - 040/31990236
Leo Klimm - 040/31990311
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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Im Irak und in den Ländern der Koalition war die Ungeduld über den schleppenden politischen Prozess seit der Parlamentswahl kurz davor umzuschlagen. Es wurde gezweifelt, ob das Land überhaupt regierbar ist. Insofern ist die Wahl al-Malikis ein wichtiger, wenngleich formaler Durchbruch. Der Erwartungsdruck auf dem Schiiten ist nun enorm. Er muss die politische Lähmung beenden, die Gewalt stoppen, Recht und Ordnung, stellenweise sogar das Gewaltmonopol des Staates wiederherstellen und den stockenden wirtschaftlichen Wiederaufbau voranbringen.
Ob ausgerechnet al-Maliki der richtige Mann dafür ist, ist keineswegs ausgemacht. Er gilt als zupackender Typ, der Probleme lösen kann. Doch er hat in der Vergangenheit den Hauptkonflikt im Irak zwischen den drei großen Volksgruppen der Schiiten, Kurden und Sunniten eher befördert als geschlichtet.
Sollte er als Ministerpräsident einseitig Partei ergreifen, wäre das Gift für die nationale Einheit, die Gewalt würde es zusätzlich anfachen. Al-Maliki muss beides: zupackend regieren und umsichtig zu Werke gehen. In den kommenden vier Wochen, in denen er sein Kabinett zusammenstellt, muss er zeigen, ob er statt zu polarisieren auch schlichten kann. Für den politischen Aufbau des Irak bedeutet es die wohl letzte Chance.
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