WASHINGTON (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Sonntag Befürchtungen zurückgewiesen, er wolle mit einem geplanten multilateralen Konsultationsprozess zur Bekämpfung weltwirtschaftlicher Probleme eine bisherige Aufgabe der Gruppe der sieben führenden Industrieländern (G-7) übernehmen. "Multilaterale Verantwortungen der internationalen Institutionen sind Verantwortungen dieser Institutionen und nicht einzelner Länder", unterstrich der Geschäftsführende IWF-Direktor Rodrigo Rato am Sonntag in Washington.
Die G-7 und andere solche Gruppen seien "Gruppen bestimmter Staaten, die über ihre eigenen Interessen diskutieren", während der IWF als globale Institution das Interesse aller Länder im Blick habe, sagte Rato bei einer Pressekonferenz nach Abschluss der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Es sei perfekt nachzuvollziehen, dass die Diskussionen in den G-7 sich auf diese eigenen Interessen richteten. Der geplante multilaterale Prozess sei jedoch "breiter als dies", hob Rato hervor.
Rato kündigte an, der geplante multilaterale Prozess solle ähnlich ausgestaltet werden wie die so genannten "Artikel-IV-Konsultationen" des IWF mit seinen einzelnen Mitgliedsländern. "Die Rolle des IWF in diesen Konsultationen ist dieselbe, die der IWF in Artikel-IV-Konsultationen hat," erklärte er. Im Rahmen der Artikel-IV-Beratungen fänden Konsultationen mit den Regierungen statt, denen sich nicht nur eine Analyse, sondern auch Politikempfehlungen anschlössen, und dies werde im IWF-Board diskutiert.
"Ein ähnliches Rahmenwerk wird geschaffen, und wir werden morgen beginnen, daran zu arbeiten", kündigte Rato zum neuen Prozess an. "Zu denken ist an Konsultationen mit verschiedenen Regierungen über (...) Verbindungen und Ansteckungen zwischen systemisch wichtigen Ländern und wie diese in kooperativer Weise angegangen werden können", sagte er. Teil dieses Prozesses würden auch der IWF-Board und das oberste Lenkungsgremium des Fonds, der Internationale Währungs- und Finanzausschuss (IMFC), sein.
Rato hatte bei der Frühjahrstagung das Mandat des IMFC erhalten, bis zur Jahrestagung im September in Singapur Vorschläge für eine Reform der Einflussverhältnisse des IWF und ein neuartiges Vorgehen zur Bekämpfung weltweiter Ungleichgewichte zu machen. Noch vor Singapur will Rato einen Bericht zu dem multilateralen Prozess auf den Weg bringen. Er hat angekündigt, die weltweit bestehenden Ungleichgewichte sollten mit einer "konzertierten Aktion" aller IWF-Staaten abgebaut werden. Dies soll nach seinen Vorstellungen durch den multilateralen Konsultationsprozess mit "systemisch wichtigen Ländern" erreicht werden, wobei die Zusammensetzung dieser Gruppe sich mit der Zeit verändern werde.
IMFC-Chairman Gordon Brown hatte bereits am Samstag erklärt, angesichts der Herausforderungen der Globalisierung sei es "Zeit für einen grundlegenden Wechsel" in der Herangehensweise, womit vor allem Ansteckungseffekten von einem Land zum anderen besser vorgebeugt werden solle. Fragen des globalen Finanzsektors soll laut dem britischen Schatzkanzler mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als bisher. Zur Überprüfung der Ergebnisse soll nach seinen Worten jährlich eine Diskussion über die multi- und bilaterale Überwachung des IWF erfolgen.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 297250-300, andreas.kissler@dowjones.com
DJG/ank/ptt
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Die G-7 und andere solche Gruppen seien "Gruppen bestimmter Staaten, die über ihre eigenen Interessen diskutieren", während der IWF als globale Institution das Interesse aller Länder im Blick habe, sagte Rato bei einer Pressekonferenz nach Abschluss der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Es sei perfekt nachzuvollziehen, dass die Diskussionen in den G-7 sich auf diese eigenen Interessen richteten. Der geplante multilaterale Prozess sei jedoch "breiter als dies", hob Rato hervor.
Rato kündigte an, der geplante multilaterale Prozess solle ähnlich ausgestaltet werden wie die so genannten "Artikel-IV-Konsultationen" des IWF mit seinen einzelnen Mitgliedsländern. "Die Rolle des IWF in diesen Konsultationen ist dieselbe, die der IWF in Artikel-IV-Konsultationen hat," erklärte er. Im Rahmen der Artikel-IV-Beratungen fänden Konsultationen mit den Regierungen statt, denen sich nicht nur eine Analyse, sondern auch Politikempfehlungen anschlössen, und dies werde im IWF-Board diskutiert.
"Ein ähnliches Rahmenwerk wird geschaffen, und wir werden morgen beginnen, daran zu arbeiten", kündigte Rato zum neuen Prozess an. "Zu denken ist an Konsultationen mit verschiedenen Regierungen über (...) Verbindungen und Ansteckungen zwischen systemisch wichtigen Ländern und wie diese in kooperativer Weise angegangen werden können", sagte er. Teil dieses Prozesses würden auch der IWF-Board und das oberste Lenkungsgremium des Fonds, der Internationale Währungs- und Finanzausschuss (IMFC), sein.
Rato hatte bei der Frühjahrstagung das Mandat des IMFC erhalten, bis zur Jahrestagung im September in Singapur Vorschläge für eine Reform der Einflussverhältnisse des IWF und ein neuartiges Vorgehen zur Bekämpfung weltweiter Ungleichgewichte zu machen. Noch vor Singapur will Rato einen Bericht zu dem multilateralen Prozess auf den Weg bringen. Er hat angekündigt, die weltweit bestehenden Ungleichgewichte sollten mit einer "konzertierten Aktion" aller IWF-Staaten abgebaut werden. Dies soll nach seinen Vorstellungen durch den multilateralen Konsultationsprozess mit "systemisch wichtigen Ländern" erreicht werden, wobei die Zusammensetzung dieser Gruppe sich mit der Zeit verändern werde.
IMFC-Chairman Gordon Brown hatte bereits am Samstag erklärt, angesichts der Herausforderungen der Globalisierung sei es "Zeit für einen grundlegenden Wechsel" in der Herangehensweise, womit vor allem Ansteckungseffekten von einem Land zum anderen besser vorgebeugt werden solle. Fragen des globalen Finanzsektors soll laut dem britischen Schatzkanzler mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als bisher. Zur Überprüfung der Ergebnisse soll nach seinen Worten jährlich eine Diskussion über die multi- und bilaterale Überwachung des IWF erfolgen.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 297250-300, andreas.kissler@dowjones.com
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