Von Marc Langendorf
Dow Jones Newswires
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die ab Mai gültige Neuregelung zum Einweg- und Dosenpfand verschafft dem deutschen Verbraucher Erleichterung. Ab diesem Montag nämlich sind Einzelhändler verpflichtet, die Gebinde auch dann entgegen zu nehmen, wenn sie nicht aus ihrem eigenen Sortiment stammen. Darüber stöhnt der Einzelhandel, Wincor Nixdorf dagegen profitiert von der kostenbedingten Tendenz im Einzelhandel, die Annahme von Pfand-Verpackungen zu automatisieren. Das Paderborner Unternehmen stellt Automaten für die Leergutrücknahme her.
Nach Angaben des Unternehmens haben Einzelhändler in den vergangenen sechs bis neun Monaten rund 15.000 so genannte Reverse Vending Machines (RVM) in Deutschland bestellt. Wincor Nixdorf erhielt Aufträge von sieben Ketten, darunter Edeka und Kaufland. Die größte Bestellung gab Aldi Nord mit 2.500 Geräten auf. 4.500 Automaten stellte Wincor Nixdorf den Einzelhändlern bislang zur Verfügung, was einem Marktanteil von 30% entspricht.
Diesen Marktanteil will das Unternehmen laut Firmensprecher Andreas Bruck auch in nächster Zeit halten. In den kommenden drei bis vier Jahren rechnet Wincor Nixdorf deutschlandweit mit Aufträgen über weitere 15.000 Automaten, wobei es sich zum Teil um Ersatzinvestitionen und zum Teil um Neubestellungen handeln dürfte. Den Großteil des Marktes bedient bis dato die norwegische Tomra Systems ASA, die in Oslo gelistet ist und sich auf RVM spezialisiert hat.
Allerdings streben weitere Anbieter auf den Markt. So kündigte zum Beispiel die Trautwein SB Technik GmbH in Ostfildern an, in Zukunft ihren deutschen Marktanteil in dem Geschäft mit Leergutrücknahme-Automaten auf rund 10% ausweiten zu wollen. Bislang konzentrierte sich das Unternehmen auf Rückgabesysteme für Mehrwegverpackungen. Eigens für den deutschen Markt hat das Unternehmen nun jedoch neue Einweg-Rücknahmesysteme für Glas, PET und Dosen konzipiert.
Wincor Nixdorf ist in dem gesamten Segment seit zwei Jahren aktiv. Das Geschäft mit Leergutrücknahme-Automaten ist nur ein Teilbereich der Retail-Sparte des Paderborner Unternehmens. Bedingt durch große RVM-Aufträge wuchs der Umsatz der Sparte im zweiten Quartal 2005/06 per Ende März um 11%.
"Wir sehen weiterhin günstige Rahmenbedingungen und gute Perspektiven für zusätzliches Wachstum", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Stiller bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Das Unternehmen erhöhte daher seine Prognosen: Beim Umsatz wird ein Wachstum von 10% statt 8% und beim operativen Ergebnis von 15% statt 10% erwartet.
Dass das Geschäft mit den Leergutrücknahme-Automaten gut läuft, hat Wincor einer Novelle der Verpackungsverordnung zu verdanken. Mit der Rechtsänderung, die auf Bedenken der EU-Kommission und des Europäischen Gerichtshofs zurückgeht, wird die Handhabung leerer Einweggebinde für die Verbraucher vereinfacht. Ab Mai können leere Einwegflaschen und Dosen überall dort zurückgegeben werden, wo Getränke der gleichen Materialart in Einweggebinden verkauft werden. Ausgenommen davon sind lediglich Läden mit einer Verkaufsfläche von unter 200 Quadratmetern.
Nach Berechnungen von Wincor Nixdorf rechnet sich ein RVM-System erst, wenn ein tägliches Rücknahme-Volumen von 300 bis 400 Einheiten überschritten wird. Im Prinzip sei bei Einzelhändlern ab der Größenordnung von 400 Quadratmetern der Fall, urteilt Sprecher Andreas Bruck. Leergutrücknahme-Automaten sind High End Systeme - Geräte, "mit denen Wincor Nixdorf recht hohe Margen erzielt", wie ein Analyst sagte, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Mit den Systemen von Wincor Nixdorf können die derzeit rund 1.600 in Deutschland gängigen Flaschentypen identifiziert werden. Durch das Verfahren wird sicher gestellt, dass nur für Flaschen, die in Deutschland verkauft wurden, Pfandgeld ausgezahlt wird. Bringt die Industrie neue Artikel in den Verkehr, so werden alle für den Abgleich notwendigen Daten über die Telekommunikationsnetze in die Computer übertragen, welche die Automaten steuern. Online kann überwacht werden, ob die Geräte einwandfrei funktionieren.
Hat der Automat eine Flasche erkannt und akzeptiert, wird ein Bon mit einem Barcode ausgedruckt, der alle Daten über den Vorgang enthält. Zugleich registriert der Computer im Rücknahmesystem den Vorgang und informiert das Kassensystem des Supermarktes darüber. Dort scannt die Kassiererin den Bon und zahlt das Pfandgeld aus. Der Kassencomputer legt diesen Vorgang buchungstechnisch als erledigt ab und verhindert so, dass der Bon mehrfach benutzt werden kann.
"Intelligente" Kassensysteme, die dafür nötig sind, bietet Wincor Nixdorf schon länger an. "Mit den Leergutrücknahme-Automaten haben wir lediglich unser komplettes Portfolio für die Filialen abgerundet", sagte Andreas Bruck. Er hält es für vorstellbar, dass die RVW-Systeme künftig auch in anderen Staaten als Deutschland zum Einsatz kommen. "Wir werden erst aus einer starken europäischen Position heraus global aktiv", sagte er Dow Jones Newswires.
In Europa sieht Bruck zunächst Österreich und die Niederlande als Zukunftsmärkte an. In beiden Ländern stünden ähnliche Verpackungsordnungen wie in Deutschland vor der Einführung. Auch seien bestehenden Handelsbeziehungen zu den Ketten sehr gut: "Insgesamt stehen wir mit 19 der 25 größten Handelsketten in Europa in Kontakt".
-Von Marc Langendorf, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5021 4030,
marc.langendorf@dowjones.com
DJG/mla/hab/rio
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Dow Jones Newswires
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die ab Mai gültige Neuregelung zum Einweg- und Dosenpfand verschafft dem deutschen Verbraucher Erleichterung. Ab diesem Montag nämlich sind Einzelhändler verpflichtet, die Gebinde auch dann entgegen zu nehmen, wenn sie nicht aus ihrem eigenen Sortiment stammen. Darüber stöhnt der Einzelhandel, Wincor Nixdorf dagegen profitiert von der kostenbedingten Tendenz im Einzelhandel, die Annahme von Pfand-Verpackungen zu automatisieren. Das Paderborner Unternehmen stellt Automaten für die Leergutrücknahme her.
Nach Angaben des Unternehmens haben Einzelhändler in den vergangenen sechs bis neun Monaten rund 15.000 so genannte Reverse Vending Machines (RVM) in Deutschland bestellt. Wincor Nixdorf erhielt Aufträge von sieben Ketten, darunter Edeka und Kaufland. Die größte Bestellung gab Aldi Nord mit 2.500 Geräten auf. 4.500 Automaten stellte Wincor Nixdorf den Einzelhändlern bislang zur Verfügung, was einem Marktanteil von 30% entspricht.
Diesen Marktanteil will das Unternehmen laut Firmensprecher Andreas Bruck auch in nächster Zeit halten. In den kommenden drei bis vier Jahren rechnet Wincor Nixdorf deutschlandweit mit Aufträgen über weitere 15.000 Automaten, wobei es sich zum Teil um Ersatzinvestitionen und zum Teil um Neubestellungen handeln dürfte. Den Großteil des Marktes bedient bis dato die norwegische Tomra Systems ASA, die in Oslo gelistet ist und sich auf RVM spezialisiert hat.
Allerdings streben weitere Anbieter auf den Markt. So kündigte zum Beispiel die Trautwein SB Technik GmbH in Ostfildern an, in Zukunft ihren deutschen Marktanteil in dem Geschäft mit Leergutrücknahme-Automaten auf rund 10% ausweiten zu wollen. Bislang konzentrierte sich das Unternehmen auf Rückgabesysteme für Mehrwegverpackungen. Eigens für den deutschen Markt hat das Unternehmen nun jedoch neue Einweg-Rücknahmesysteme für Glas, PET und Dosen konzipiert.
Wincor Nixdorf ist in dem gesamten Segment seit zwei Jahren aktiv. Das Geschäft mit Leergutrücknahme-Automaten ist nur ein Teilbereich der Retail-Sparte des Paderborner Unternehmens. Bedingt durch große RVM-Aufträge wuchs der Umsatz der Sparte im zweiten Quartal 2005/06 per Ende März um 11%.
"Wir sehen weiterhin günstige Rahmenbedingungen und gute Perspektiven für zusätzliches Wachstum", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Stiller bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Das Unternehmen erhöhte daher seine Prognosen: Beim Umsatz wird ein Wachstum von 10% statt 8% und beim operativen Ergebnis von 15% statt 10% erwartet.
Dass das Geschäft mit den Leergutrücknahme-Automaten gut läuft, hat Wincor einer Novelle der Verpackungsverordnung zu verdanken. Mit der Rechtsänderung, die auf Bedenken der EU-Kommission und des Europäischen Gerichtshofs zurückgeht, wird die Handhabung leerer Einweggebinde für die Verbraucher vereinfacht. Ab Mai können leere Einwegflaschen und Dosen überall dort zurückgegeben werden, wo Getränke der gleichen Materialart in Einweggebinden verkauft werden. Ausgenommen davon sind lediglich Läden mit einer Verkaufsfläche von unter 200 Quadratmetern.
Nach Berechnungen von Wincor Nixdorf rechnet sich ein RVM-System erst, wenn ein tägliches Rücknahme-Volumen von 300 bis 400 Einheiten überschritten wird. Im Prinzip sei bei Einzelhändlern ab der Größenordnung von 400 Quadratmetern der Fall, urteilt Sprecher Andreas Bruck. Leergutrücknahme-Automaten sind High End Systeme - Geräte, "mit denen Wincor Nixdorf recht hohe Margen erzielt", wie ein Analyst sagte, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Mit den Systemen von Wincor Nixdorf können die derzeit rund 1.600 in Deutschland gängigen Flaschentypen identifiziert werden. Durch das Verfahren wird sicher gestellt, dass nur für Flaschen, die in Deutschland verkauft wurden, Pfandgeld ausgezahlt wird. Bringt die Industrie neue Artikel in den Verkehr, so werden alle für den Abgleich notwendigen Daten über die Telekommunikationsnetze in die Computer übertragen, welche die Automaten steuern. Online kann überwacht werden, ob die Geräte einwandfrei funktionieren.
Hat der Automat eine Flasche erkannt und akzeptiert, wird ein Bon mit einem Barcode ausgedruckt, der alle Daten über den Vorgang enthält. Zugleich registriert der Computer im Rücknahmesystem den Vorgang und informiert das Kassensystem des Supermarktes darüber. Dort scannt die Kassiererin den Bon und zahlt das Pfandgeld aus. Der Kassencomputer legt diesen Vorgang buchungstechnisch als erledigt ab und verhindert so, dass der Bon mehrfach benutzt werden kann.
"Intelligente" Kassensysteme, die dafür nötig sind, bietet Wincor Nixdorf schon länger an. "Mit den Leergutrücknahme-Automaten haben wir lediglich unser komplettes Portfolio für die Filialen abgerundet", sagte Andreas Bruck. Er hält es für vorstellbar, dass die RVW-Systeme künftig auch in anderen Staaten als Deutschland zum Einsatz kommen. "Wir werden erst aus einer starken europäischen Position heraus global aktiv", sagte er Dow Jones Newswires.
In Europa sieht Bruck zunächst Österreich und die Niederlande als Zukunftsmärkte an. In beiden Ländern stünden ähnliche Verpackungsordnungen wie in Deutschland vor der Einführung. Auch seien bestehenden Handelsbeziehungen zu den Ketten sehr gut: "Insgesamt stehen wir mit 19 der 25 größten Handelsketten in Europa in Kontakt".
-Von Marc Langendorf, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5021 4030,
marc.langendorf@dowjones.com
DJG/mla/hab/rio
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